Kapitel 12

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Kashmir - LED Zeppelin

Zachary Cole, Montag, 19. Juli, ZC's

»Morgen«, deklarierte ich genüsslich, während ich mich mit Derek unterhielt.
»Morgen werde ich Meghan Moore in der wunderbaren Grafik-Abteilung von Jeffrey & Sons einen Besuch abstatten.« Ich nippte an meiner Cola - ja, ich trank tatsächlich um zwanzig Uhr abends Cola, während unten die Sau los war - und ließ meinen Freund nicht aus den Augen. Seine Reaktion interessierte mich brennend.

»Fällt dir wirklich nicht auf, dass du zum Stalker mutierst? Oder ist es die Karriereleiter, nach der du dein ganzes Leben lang gesucht hast?«, fragte er trocken.

»Nun ja«, erklärte ich gespielt enthusiastisch. »Wenn man etwas findet, das einem so gut liegt, wie das Stalken mir, dann muss man diese einmalige Chance nutzen und die Initiative ergreifen.«

Derek lachte leise, während aus dem ZC's Let me love you von Justin Bieber drang. Der Club lief gut, musste ich schon sagen, aber Meghan hatte definitiv recht gehabt, als sie meinte, dass sich ein Phänomen, wie das am Eröffnungstag, nicht so schnell wiederholen würde. Es kamen einige angestammte Gäste, die sich pudelwohl fühlten und die Nacht zum Tag machten, wobei sie einen Drink nach dem anderen konsumierten, aber dabei handelte es sich nicht einmal um die Hälfte der am vergangenen Samstag erschienen Gäste.

Ein aussagekräftiger Grund, der mein angebliches Stalken rechtfertigen konnte. Wobei es mir natürlich größtenteils um Meghan ging.

Es war schon erstaunlich. Jede Frau, mit der ich bis zum bisherigen Zeitpunkt etwas gehabt hatte, war am nächsten Tag nicht mehr von Interesse. Zumindest meinerseits. Nun schien es so, als könnte ich bei Meghan nicht landen, und schon hatte ich das Bedürfnis, zu kämpfen. Was wohl bewies, dass das Gras auf der anderen Seite tatsächlich immer grüner war. Ob ich sie nach dem ersten Sex wohl in den Wind schießen, wie alle anderen auch?

Ich hoffte es zumindest. Obwohl ich nicht so recht daran glaubte.

»Dann wünsche ich dir ganz viel Glück...«, begann Derek ironisch, wobei er von Spencer unterbrochen wurde, der urplötzlich in der Tür stand.

»Ich hatte beinahe einen Herzinfarkt«, tadelte ich ihn, die Hand dramatisch aufs Herz gepresst.

Er quittierte meinen Einwurf mit einem Augenverdrehen. »Ich hielt es für richtig, dir mitzuteilen, dass eine gewisse Dame an der Bar sitzt.« Dann wandte er sich an Derek.
»Baby, du solltest auch mal nach dem Rechten sehen, der Barkeeper mixt scheußliche Drinks.«

»Verdammt«, murrte Derek entnervt, worauf er sich von meinem Lieblingssessel - den er sich einfach so angeeignet hatte - aufstand und seinem Freund ins ZC's folgte. Den Club mit dem sterbenslangweiligen Namen, wie Meghan es ausgedrückt hatte (warum dachte ich jetzt schon wieder an sie?). 

Da fiel mir wieder ein, was Spencer gesagt hatte, als er vor wenigen Augenblicken hier war. 'Ich hielt es für richtig, dir mitzuteilen, dass eine gewisse Dame an der Bar sitzt.' Wenn es sich bei der besagten Dame um Jasmine Oakley handelte, würde ich höchstwahrscheinlich durchdrehen. Und meinen so genannten Freund feuern, weil er nicht für nötig hielt, mich auf klare Art und Weise vorzuwarnen. Ein weiteres Glas Limo im Gesicht konnte ich nun wirklich nicht gebrauchen. 

Obwohl der Gedanke, weiterhin in meiner winzigen Wohnung sitzen zu bleiben, womit ich den unangekündigten Gast warten lassen würde, über alle Maßen verlockend war, wollte meine Neugier mehr als alles andere nach unten gehen, um in Erfahrung zu bringen, wer da an der Bar saß. Wäre es nicht wichtig, hätte Spencer es wohl kaum erwähnt, oder?

Mit einem letzten Seufzen, mit dem ich mich selbst davon überzeugen wollte, dass ich eigentlich gar nicht wissen wollte, wer der Gast war, zog ich mir ein Shirt über und schloss dann die Tür hinter mir.

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