Desire of the monster

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Sousuke wusste nicht so recht, was er da tat. Obwohl Makoto, ein Menschenkind bei ihm war, musste er dennoch tun, was sein Vater von ihm verlangte. Dabei wollte er das doch gar nicht. Vor allem nicht, dass das kleine „Mädchen" ihn erwischte.
Sie war noch so klein und unschuldig.
Sousuke wollte ihr das auf keinen Fall zumuten. So viel Mitgefühl hatte er schließlich noch.
Auch wenn die Heirat nicht einmal von ihm aus ging.

Er erinnerte sich noch genau an den Tag, als das alles überhaupt angefangen hatte...

„Sousuke-sama! Sousuke-sama!", ein kleiner Dämon lief panisch auf und ab und warf die Hände an den Kopf.
„Was sollen wir tun? Was sollen wir tun?"
„Gib endlich Ruhe!" Sousuke war genervt. Jeden Augenblick würde sein Vater heimkehren. Natürlich wieder einmal mit einer Braut im Schlepptau.
Sousuke jedoch lies das kalt. Er verweigerte jeglichen Kontakt mit den anderen Hohen Dämonen. Prinzessinnen, wenn man so will.
Zu dem Zeitpunkt war Sousuke nur der gewöhnliche Sprössling des wahrhaftigen Dämonen Herrschers. Auch später wird sich das nicht ändern. Allerdings sind da die Umstände etwas anders.
„Sousuke-sama! Ihr müsst euch bereit machen, Euer Vater wird nur wieder-..."
„Ach jetzt hör schon auf! Ich sagte ich werde niemanden heiraten, nur weil mein Vater das so will!"
Im selben Moment kam der so genannte Vater durch die Tür marschiert. Allein. Ohne irgendeine Frau.
„Du weigerst dich also immer noch?"; er war ruhig. Nicht genervt oder wütend, was er hätte eigentlich sein sollen.
Sousuke schüttelte nur den Kopf und der Vater schenkte ihm ein schelmisches Grinsen.
„Gut. Ich habe nämlich einen viel besseren Vorschlag für dich."
Einen besseren Vorschlag? Besser, als irgendeine wildfremde Person zu heiraten und für Nachwuchs zu sorgen?
Seine Neugier war eindeutig geweckt und er richtete die Blicke aufmerksam zu seinem Vater.
„Erinnerst du dich an den kleinen Berg, nicht weit von hier? Der, mit dem Dorf am Fuße des Berges."
Sousuke nickte und wusste nicht worauf er hinaus wollte.
„Du kannst ihn haben. Du wolltest doch schon immer dein eigenes Territorium."
„Eh?" Kurze Vorfreude machte sich in ihm auf, aber der Vater gönnte ihm diese für keine Sekunde.
„Aber..."
Da war sie, die Bedingung. Natürlich würde Sousuke den Berg nicht einfach so bekommen.
„Was muss ich dafür tun?"
„Du kommst an dem Thema Hochzeit nicht vorbei. Ich will, dass du eine Frau aus dem Dorf heiratest."
„Bitte?! Einen Menschen?!"
Schlimmer konnte es ja wohl nicht mehr werden.
„Und ob."
Die ganze Zeit über war der Vater gelassen. Das kannte Sousuke nicht. Sein Vater war nur so, wenn er etwas wirklich ernst meinte oder es um etwas wirklich wichtiges ging.
Das war also ganz bestimmt kein Scherz. Als würde er solche auch jemals machen.
„Du wirst diesen Mensch zur Frau nehmen und sie Kinder gebären lassen.", er hob die Arme in die Luft und sein breites Grinsen von eben kam wieder, nur viel viel breiter und unheimlicher.
„Dann brauchst du nicht mehr auf Menschenjagd zu gehen und kannst mir einfach die Kinder der Frau überlassen!"
Nun lachte er wie ein Verrückter.
Selbst Sousuke, als ein Dämon, fand die Taten seines Vaters widerlich und für seine Verhältnisse unmenschlich, wenn man das in seinem Fall überhaupt so nennen konnte.
Sousukes Vater liebte die Menschen. Er liebte es, wie sie vor Angst erstarrten und bei den Angriffen der Dämonen litten. Am Meisten liebte er ihre Schreie.
Da Sousuke der Sohn dieses Ungetüms war, musste er ihm jeden Monat bei der „Jagd" helfen. Auch wenn er das nur ungern tat. Im Gegensatz zu seinem Vater waren ihm die Menschen egal. Er mochte sie nicht, hasste sie aber auch nicht. Er wollte einfach nichts mit ihnen zu tun haben.
Und jetzt warf ihn sein Vater so eine schwachsinnigen Unsinn an den Kopf.

„Hör zu, mein Sohn. All deine Brüder sind erfolgreiche Dämonen und Herrscher ihrer eigenen Armee. Es wird Zeit, Sousuke.", er beruhigte sich wieder und setzte sein üblich ernstes Gesicht auf.
„Deswegen muss ich einen Menschen heiraten und auch noch Kinder... Das ist doch absurd!"
„Hör auf dich mir zu widersetzen! Du wirst tun, was ich dir sage, hast du das verstanden?!"
Sousuke hatte nicht mehr den Mut dazu, seinem Vater irgendwelche Einwände an den Kopf zu werfen. Er wusste, dass es zwecklos war.
„Pack deine Sachen. Du wirst in dieses Schloss auf dem Berg einziehen. Zeig den Menschen, dass du eines Dämonen Lords würdig bist. Dann wirst du einen dieser zur Frau nehmen. Trotzdem verlange ich natürlich, dass du mir jeden Monat einen Menschen darbringst. Meinetwegen nur die Innereien, die leeren Hüllen sind sowieso zu nichts zu gebrauchen."
Von Sousuke kam keine Reaktion. Er starrte fassungslos auf den Boden.
Sein Vater meinte das alles wirklich ernst. Das war wesentlich schlimmer, als eine Heirat mit einem anderen Dämon. Vielleicht hätte er sich doch lieber dafür entscheiden sollen? Nun jedenfalls war es zu spät.
„Sousuke!" Der Name hallte durch den gesamten Raum und der angesprochene kam wieder zu sich.
„Hast du mich verstanden? Du wirst dich jetzt für deine morgige Abreise bereit machen."
„Aber..."
Er hatte nicht einmal die Chance dazu gehabt irgendwas zu sagen. Sein Vater kehrte ihm den Rücken zu und verließ den Raum.
War das das Schicksal, dass den jüngsten Sprössling erwartete? Er musste sich fügen, egal was er für eine eigene Meinung hatte.

Am nächsten Morgen machte er sich früh auf. Gemeinsam mit Momo, seinen treuen Begleiter, Freund und gleichzeitig persönlicher Berater bezog er das verlassene Schloss auf den Berg. Und ab da nahm die Geschichte ihren Lauf.
Tag für Tag schickte er Dämonen, die sich nach und nach ihm angeschlossen hatten, in das Dorf, um Angst und Schrecken zu verbreiten.
Was ihm wirklich durch den Kopf ging dabei, spielte keine Rolle. Er hatte sich lediglich zu fügen, mehr nicht.
Allerdings ging er allen möglichen Kontakt zu den Menschen aus den Weg. Selbst für die Sache mit dem monatlichen Opfer lies er sich etwas einfallen.
Er ging auf die Jagd nach Tieren, sperrte sie alle in einen Raum und wenn die Zeit gekommen war, dann nahm er sie auseinander, um die Organe seinem Vater zu überreichen.
Natürlich präparierte er diese, sodass nicht auffiel, dass sie gar nicht von einem Mensch stammten.
Es wirkt zwar nicht so, aber Sousuke hasste Gewalt. Und das Töten. Nach der Zeit gewöhnte er sich zwar daran, einen Menschen jedoch könnte er niemals töten.

„Nein! Nicht!"

Urplötzlich wurde Sousuke aus seinen Gedanken gerissen, als die lauten kindlichen Schreie aus dem Wald ertönten.
Es war ein komischen Gefühl in der Vergangenheit zu schwelgen. Aber jetzt gab es durchaus wichtigeres: Makoto.
„Verdammt!", knurrte er, während er in seiner Biest artigen Gestalt auf den Wald zu stürmte
Makoto hatte ihn dabei erwischt, wie er gerade eines der Tiere tötete. Und wenn das nicht schon schlimm genug wäre, hatte der kleine Junge auch noch Sousukes dämonische Gestalt gesehen.
Daraufhin war er so überrascht gewesen, dass er den Kleinen angeschrien hatte. Er hatte zu schnell reagiert, als das er hätte nachdenken können. Aber was hätte er auch sagen sollen? „Tut mir Leid, ich bin ein Monster und töte unschuldige Tiere"?
Schwachsinn.

Sousuke kam dem Wald immer näher und sah, wie ein paar kleine Wölfe an ihm zerrten. Die Wölfe wirkten vielmehr wie tollwütige Bestien, als normale Wölfe. Er muss für den kleinen Makoto wohl genauso gewirkt haben.

Er preschte immer weiter voran, bis er schließlich bei dem Ort des Geschehens ankam.
Ein lautes Knurren und Zähne fletschen reichte aus, um die anderen Wölfe zurück schrecken zu lassen. Sousuke stellte sich schützend vor den kleinen Jungen, der sich ängstlich zusammen kauerte. Man sah ihm die Angst regelrecht an. Was hatte Sousuke nur getan? Er machte sich schreckliche Vorwürfe und vergaß für einen Augenblick die Wölfe vor ihm, während er besorgt zu Makoto schaute.
Sie bissen sich an seine rechte Schulter fest. Zwei von ihnen. Sie bisschen sich kräftig und tief in das Fleisch. Sousuke jaulte laut auf. Das war unerwartet und außerdem wirklich schmerzhaft.
Makoto zuckte zusammen, als er das sah. Mittlerweile hatte er bemerkt, dass Sousuke gekommen war, um ihn zu retten.
Aus seiner Sicht kämpfte gerade ein zu groß geratener Wolf, gegen drei kleinere.
Und dieser schaffte es auch, die kleineren in die Flucht zu schlagen. Dann brach er zusammen und kippte zur Seite.
Makoto erschrak und starrte zu den großen Wolf, dessen Schulter stark anfing zu bluten.
„S...Sousuke...?", unsicher murmelte er seinen Namen. War das wirklich wahr, was da eben vor seinen Augen passierte?

Sousuke atmete laut und versuchte sich zu beruhigen. Er war genervt von der Tatsache, dass einfache Wölfe ihm so zusetzen konnten.
Plötzlich spürte er eine kleine, warme Hand an seinem Rücken. Aus Reflex knurrte er und sah in die Augen des ängstlichen Kindes. Dann realisierte er, dass er wohl wieder überreagiert hatte. Wenn Makoto jetzt weglaufen würde, hätte er wirklich Schwierigkeiten.
Aber Makoto lief nicht weg. Stattdessen setzte er sich auf den kalten feuchten Boden und lehnte an den Rücken des verletzten Wolfes.
„Tut mir Leid...", sagte er mit weinerlicher Stimme.
Sousuke verstand überhaupt nicht, warum sich der Kleine entschuldigte. Dabei war er doch derjenige, der ihn verschreckte.
Aber Makoto machte sich Vorwürfe, dass es seine Schuld war. Wäre er brav in seinem Zimmer geblieben, dann wäre das gar nicht erst passiert. Ihm war mittlerweile sogar die Tatsache egal, dass Sousuke so aussah. Schließlich war er ein Dämon. Es hatte ihn zu Beginn eher überrascht, dass Sousuke wie ein Mensch aussah.
Makoto kuschelte sich in das weiche dicke Fell des großen Wolfes und wimmerte leise. Sousuke schwieg. Er war außerdem viel zu schwach, um etwas zu sagen. Er lies den Jungen einfach leise weinen und wartete ab, bis er eingeschlafen war und sie zurück gehen konnten.

Während Makoto sich Vorwürfe machte und Sousuke ebenfalls seine Tat bereute, so war er doch auch froh. Irgendwie war er erleichtert.
Er schloss die Augen und ruhte sich aus von der Wunde, die langsam zu heilen begann.
„Was für ein Tag...", murmelte er leise in sich hinein und verschwand zurück in seine Erinnerungen an früher. Aber während er so nachdachte, tauchten immer wieder Erinnerungen und Bilder von der Gegenwart auf. Vor allem von Makoto.
Sousuke schnaubte leise und nickte für einige Minuten ein.  

Demon's DesireWhere stories live. Discover now