Shadowsoul - Pfad der Schatten - Kapitel 1

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„Cassy! Cassy, hier bin ich! Hast du Lust mit mir ein Eis essen zu gehen?“

Nein, hatte sie nicht und mit ihm reden wollte sie auch nicht. Deswegen verschwand sie schleunigst hinter einer Gruppe Schüler. Sarah sagte ihr oft, dass sie in solchen Schülermengen nie zu finden sei, sie nannte es scherzhaft ihre “natürliche Unsichtbarkeit“. Davon machte sie jetzt Gebrauch, um Carsten zu entgehen. Und es funktionierte wirklich, er hatte sie aus den Augen verloren und suchte nun den ganzen Schulhof nach ihr ab. Schnell flüchtete sie sich ins Schulgebäude und dann ins Chemiezimmer. Nur dummerweise waren drei der Neuen anwesend, ergo fast alle Mädchen ebenfalls. Und es war laut. Cassidy seufzte innerlich auf und ging auf ihren Platz, nahm sich ihren iPod und hörte die restliche Pause Musik.

Chemie war ereignislos, abgesehen davon, dass es sterbenslangweilig war. Am Ende der Stunde ging sie wie immer mit Kopfschmerzen aus dem Zimmer. Zum Glück war der Schultag endlich um. Cassidy machte sich schnell auf den Weg nach Hause, bevor Sarah oder gar Carsten sie aufstöberten. Sarah würde wieder endlos von den Neuen schwärmen und Carsten würde so lange auf sie einreden, bis sie sich ergab und mit ihm ein Eis essen ging.

Sie hatte nur einen relativ kurzen Schulweg, so stand sie bald vor ihrem kleinen Mietbungalow. Gleich nachdem Cassidy vor zwei Monaten achtzehn wurde, zog sie bei ihren Pflegeeltern aus. Jedoch bezahlten diese ihre Schulausbildung und die Miete ihres Bungalows. Sie durfte nur bei ihnen ausziehen, weil ihre neue kleine Schwester nicht mit ihr auskommen wollte. Nun hatte sie eine kleine Wohnlandschaft ganz für sich allein. Sie schloss auf, trat ein und ließ dabei die Schlüssel samt Handy und iPod auf die Kommode links von ihr fallen. Nach zwei Schritten befand sie sich schon im Wohnzimmer, das aus einer Couch, einem uralten Fernseher und einem Bücherschrank bestand. Rechts davon schloss sich die Küche an, doch viel mehr als ein Kühlschrank und ein Schrank gab es nicht. Das Schlafzimmer war hinter einer Tür neben dem Bücherschrank verborgen. Vom Schlafzimmer aus kam man dann in das winzige Badezimmer, mit Dusche, WC und Waschbecken. Die Wohnung war nicht sehr groß, doch Cassidy liebte sie, denn sie gehörte ihr allein. Ihre Pflegeeltern hatten ihr noch einen kleinen Tisch samt Stuhl zur Einweihung geschenkt, damit sie wenigstens ordentlich essen konnte.

Ihr Ranzen landete bald neben der Couch, nachdem ihre Schuhe neben der Kommode und ihre Jacke an einem Haken Platz gefunden hatten.

Hausaufgaben hatte sie zum Glück keine. Also schaltete sie den Fernseher an und schaute sich irgendeine Romanze an, bis sich ihr Magen knurrend meldete. Sie machte den Fernseher aus und ging zum Kühlschrank, leider war nur ein Sandwich von gestern übrig. Trotzdem nahm und aß sie es, danach beschloss sie, nachdem sie die Krümel beseitigt hatte, heute noch einkaufen zu gehen. Dumm, dass sie keinen Herd, oder wenigstens eine Mikrowelle hatte, denn so konnte sie nie etwas Warmes essen, wenn sie sich nicht gerade am Imbiss etwas holte. So blieben ihr nur die Zutaten für Sandwiches oder anderer “Speisen“ wie Müsli, die sie im Supermarkt kaufen konnte. Doch sie war daran gewöhnt, ihre Pflegeeltern achteten stets auf gesunde, aber vor allem kalte (in ihren Worten: Gesunde) Ernährung.

Sie kam vom Einkaufen erst wieder nach Hause als es schon dämmerte. Als die Einkäufe verstaut waren, duschte sie, nahm sich ihre Bettdecke vom Bett, ging damit zur Couch, legte sie ab, holte sich danach ein Buch aus dem Bücherschrank und Kerzen aus dem Schrank in der Küche. Die Kerzen zündete sie mit einem Streichholz an und verteilte sie auf ihrem Esstisch. Dann nahm sie sich ihr Buch und kuschelte sich in ihre Bettdecke ein. Sie klappte das Buch auf und las bis in die späten Abendstunden hinein.

Er saß auf dem Stuhl und sah ihr beim Lesen zu, so wie fast jeden Abend. Bis heute ist noch nichts Schlimmes passiert seit dem damaligen Tag. Er beschützte sie ohne dass sie es je bemerkte. Und wenn es nach ihm ginge, würde sie auch nie von seiner Anwesenheit erfahren, obwohl ihn dies traurig stimmte. Insofern ein Schatten traurig sein konnte. Schatten besaßen eigentlich überhaupt keine Gefühle mehr weder Freude noch Leid noch Liebe. Auch wussten sie nichts mehr über ihre Vergangenheit, wer sie einmal gewesen waren oder was sie zu Lebzeiten getan hatten.

Shadowsoul - Pfad der Schatten - A Book by MadlDonde viven las historias. Descúbrelo ahora