Teil 4

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Das Wochenende verging ziemlich schnell. Also bevor ich mich umsehen konnte, wurde ich am Montagmorgen zu einer meiner Meinung nach unchristlichen Zeit von meinem Wecker aus dem Schlaf gerissen. Dieses blöde Ding. Ich fühlte mich wie eine lebendige Leiche, dementsprechend verhielt ich mich auch so. Noch nie konnte ich diese Menschen verstehen, die morgens gut gelaunt waren. Woher nahmen die sich ihre Energie? Naja wie auch immer ich hatte nicht mehr viel Zeit, also ging ich schnell Duschen, putze mir die Zähne und schminkte mich. Die tägliche Routine eben. Verzweifelt stand ich nun vor meinem Kleiderschrank und suchte nach etwas passablen. Vergebens. Du blödes Ding, wieso kannst du nicht ein einziges Mal etwas akzeptables parat haben? Jaja als ob der Kleiderschrank irgendwelche Schuld tragen würde, dass du es nicht geschissen bekommst den Kleiderschrank auszusortieren oder dir neue Sachen zuzulegen. Ich sollte mal wieder shoppen gehen. Im Endeffekt entschied ich mich für eine blaue skinny Jeans und ein weißes langärmiges Oberteil, welches Schnürren am Dekolleté hatte. Meine Haare glättete ich und voila fertig. Recht zufrieden mit dem Ergebnis machte ich mich auf den Weg in die Küche und grüßte meine Mutter mit einem kurzen ,,Morgen'', was sie ebenfalls mindestens genau so begeistert erwiderte. Das Morgenmuffel dasein hatte ich wohl von ihr geerbt. Nebenbei machte ich mir meinen Kaffee, da ich sonst zu nichts zu gebrauchen wäre. Appetit hatte ich morgens vor der Schule generell nicht. Nach kurzem Prozess machte ich mich also schon auf den Weg zur Bushaltestelle um zur Schule zu gelangen. Na wenigstens spielte das Wetter heute mit. Ein kurzer Blick auf die Uhr sagte mir, dass ich noch gut in der Zeit war, was einem Weltwunder glich, da ich im Normalfall meistens zur Bushaltestelle rennen musste.

Vor der Schule rauchte ich noch eine Zigarette und ging dann rein. In meinem Klassenzimmer angelangt, setzte ich mich sogleich zu Kati und Selina in die vordere Reihe. Beide waren angeregt in einem Gespräch vertieft, während ich einfach nur meinen Kopf in meinen Händen am Tisch vergrub. Sie waren es schon von mir gewohnt, sodass sie nicht weiter nachfragten, wofür ich ziemlich dankbar war.

Eine mir zu vertraute Stimme holte mich mit den Worten ,,Guten Morgen Klasse, mein Name ist Frau Adams und ich werde euch erstmal für unbestimmte Zeit in Englisch unterrichten.'' aus meinem Halbschlaf.

Abtrubt richtete ich mich auf und schaute in die wohl schönsten blauen Augen, die diese Welt wohl zu bieten hatte. Genau in diesem Moment trafen sich unsere Blicke. Sie schaute mir genau in die Augen. Eine gewisse Anspannung bildete sich in mir, als würden ihre Augen mich durchdringen. Dieses mir zuvor umgewohnte Gefühl machte mich derbe nervös, sodass ich den Blick nicht lange standhalten konnte. Ich sah nur noch dass sie mir zulächelte und schon wendete ich meinen Blick auf meinen Block, als wäre es das interessanteste. Aus dem Augenwinkel sah ich das Frau Adams sich vor die Tafel stellte und ihren Namen für alle nochmal aufschrieb.

Dann begab sie sich zum Lehrerpult, setzte sich und schaute sich einen Zettel an.

,,So Leute, es wird heute folgendermaßen ablaufen. Ich geh erstmal mit euch die Anwesenheitsliste durch und im Anschluss möchte ich dann, dass sich jeder einmal bitte vorstellt, damit ich euch etwas besser kennenlernen kann. Natürlich werde ich mich auch nochmal vorstellen, bei bedarf könnt ihr auch gerne Fragen stellen!'' gab sie lächelnd von sich.

So ging also die Stunde ziemlich schleppend voran. Als dann alle Schüler alle aufgezählt wurden, konnte die Vorstellungsrunde beginnen. Um ehrlich zu sein interessierte es mich brennend was sie über sich selber zu erzählen hatte. Warum das der Fall war, keine Ahnung.

,,Also ich möchte, dass jeder seinen Namen, Alter verrät und etwas über seine Stärken und Hobbys erzählt.'' sagte Frau Adams lächelnd.

Anhand der Gesichter meiner Klassenkameraden konnte ich sehen, dass sie genauso wenig begeistert von dieser Idee waren, wie ich es war. Mal abgesehen davon, dass ich überhaupt gar keine Hobbys hatte, außer schlafen, essen und saufen hatte ich keine Stärken. Kennt ihr das? Ihr habt ein Vorstellungsgespräch vor euch und alles was es über euch zu erzählen gibt ist bullshit? Dann wisst ihr ja jetzt genau wie ich mich in diesem Moment fühle..

Also was nun tun? Die Wahrheit sagen oder Lügen und irgendwelche Sachen erfinden, die so gar nicht der Realität entsprechen, die wiederum jedoch immer gut ankommen?

,,Lucie?''

Bevor ich auch reagieren konnte rammte mir auch schon Selina ihren Ellenbogen in meinen Arm. ,,AUU! Man was willst du?'' antwortete ich auch dementsprechend gereizt und funkelte sie böse an. Gehts eigentlich noch?

,,Du bist dran!''

WHAT?? Zuerst schaute ich meine Freundin an, dann durch die Klasse und dann zur Lehrerin, welche mich wiederum aufmunternd anlächelte. Mein Blick muss förmlich nach Hilfe geschrien haben. Okay Lucie improvisiere...

,,Ja ähm... mein Name ist Lucie Rosenthal, wie ihr sicherlich alle schon wisst. Ich bin 18 Jahre alt und naja Hobbys habe ich keine ebensowenig wie Stärken.'' Das wars dann wohl mit improvisieren. Starke Leistung, ehrlich. Die Klasse fing an zu lachen, was die Sache umso peinlicher für mich machte.

,,Das war ähm ja, originär...'' kam es von Frau Adams, sobald in der Klasse ein wenig etwas Ruhe eingekehrt ist. ,,Auch wenn ich es dir nicht so ganz abkaufe, dass du keine Stärken hast, geb ich mich damit mal für heute zufrieden. Ich lass mich einfach mal überraschen.'' sagte sie und zwinkerte mir unauffällig zu.

Erboden bitte öffne dich.

Nach mir wurden noch etliche weitere Schüler drangenommen, die auch nicht wirklich einen Plan von dem was die da sagen hatten. Ja aber mich auslachen. Spacken.

,,Okay, dann bin wohl ich jetzt an der Reihe.'' ,,Also mein Name ist Frau Adams und ich bin 29 Jahre alt. Mein Referendariat habe ich vor paar Monaten erfolgreich bestanden, sodass ich jetzt an dieser Schule unterrichten darf. Meine Hobby ist es kleine Kinder zu ärgern und sie zu quälen. Haha nein Spaß bei sei Seite. Hobbys sind Ski fahren und Reiten. Ja was gibts noch zu meiner Person zu sagen.. ich bin ein positiver, offener und einfühlsamer Mensch.'' ,,Gibts sonst noch irgendwelche Fragen?''

Frau Adams nahm einen Jungen aus der hinteren Reihe ran. Timo, der Klassenclown. Na da kann ja nichts produktives bei rauskommen, dachte ich mir.

,,Haben Sie einen Freund?''

Die Klasse fing an zu kichern, worauf er nur ein dreckiges Grinsen auf den Lippen hatte. Das ist einfach mal so typisch Timo. Ich schüttelte darauf nur den Kopf. Aber so als wirklich unproduktiv erwies sich die Frage ja nicht ganz..

,,Ich wüsste nicht was es dich angeht, aber ja habe ich.'' gab Frau Adams daraufhin gelassen von sich.

Ehe noch weitere Schüler drankommen konnten, klingelte es auch schon zur Pause.

hopeless love. (girlxgirl)Where stories live. Discover now