Borderlands VI - Seite 15

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Tiaren hatte, da Sokala noch bei den Verhandlungen war, zum Glück etwas Zeit, um sich zu überlegen, was er tun sollte. Er spürte deutlich, dass er nicht imstande war, irgendetwas von den Ereignissen preiszugeben. Aber Sokala würde eine Erklärung fordern, wo er gewesen war und da wurde es schwierig.

Doch wenn er einfach schwieg, würde er eine unverzeihliche Insubordination begehen; Sokala würde vermutlich nicht soweit gehen, ihn von seiner Mission abzuziehen, aber er musste mit einer Strafe rechnen. Die Aussicht begeisterte Tiaren nicht, aber er war Romulaner. Mit einem Klingonen Sex haben zu müssen, war garantiert schlimmer.

Er hatte nur die Alternative und musste lügen. Doch das ging nicht an. Das war der noch größere Verrat, den er weit mehr fürchtete. Er suchte seine Sachen zusammen und ging unter die Dusche. Er war fast angezogen, als es an der Tür piepte. Jemand verlangte Einlass und die Konferenz war noch nicht zu ende. Wenn er es richtig sah, dann war sein Quartier schon durchsucht worden, ob er sich hier befand. Wer also wollte etwas von ihm?

Vorsichtig ging Tiaren zur Tür und erlaubte den Einlass. Erneut musste er den Drang unterdrücken, einen Schritt zurückzuweichen, als A'kebur vor ihm stand.

"Was willst du?"

A'kebur legte seine Hände auf den Rücken. Er trug vulkanische Kleidung und wirkte auf seine Art formell. "Ich möchte die intergalaktischen Beziehungen verbessern und frage, ob Sie Lust auf eine Partie Schach haben. Interessiert?"

Tiaren glaubte sich verhört zu haben. Schach? War der Captain jetzt vollends verrückt geworden? Nach einem kurzen Moment trat er beiseite. Er war wider Willen neugierig, was das werden würde.

"Kommen Sie herein, Captain", erklärte Tiaren mit einem spöttischen Unterton.

"Haben Sie denn ein Schachspiel hier?", fragte A'kebur.

Tiaren nickte. "Ja, es gehörte zum Unterhaltungssortiment des Quartiers." Er ging zu einem der Schränke und holte ein 3D-Schachbrett heraus. "Bringen Sie mir die Grundzüge bei, Captain?" Dieser Frage folgte ein unschuldiger Augenaufschlag.

"Ich denke, dass wir beide etwas lernen werden." A'kebur ging zum Replikator und gab zweimal Getränke in Auftrag. Jeweils Kaffee. Plötzlich blitzte eine Erinnerung auf. Tiaren stand vor dem Replikator und trug den Overall eines Technikers. "So war das also", murmelte er. "Zucker, Milch?"

"In dieses seltsame Gebräu, das die Menschen so lieben, beides, und zwar reichlich", gab Tiaren zurück. "Und einen Schuss saurianischen Brandy." Er baute das Schachspiel auf und wusste immer noch nicht, was er von der Situation halten sollte.

A'kebur sah ihn merkwürdig an. "Warum?", fragte er. "Warum so?"

"Weil es anders nicht schmeckt! Haben Sie ein Problem damit?" Tiaren klang gereizt. Die Situation wurde immer bizarrer nach seinen Maßstäben, und er musste auch noch stillhalten.

A'kebur blinzelte überrascht. Die Antwort war ehrlich. Er wählte diese Kombination nicht, um ihn zu ärgern. Er sorgte für alles und reichlich in dem Kaffee von Tiaren und nahm selbst nur reichlich Milch und Zucker in seinen eigenen Kaffee. Damit ging er zum Tisch, wo Tiaren fertig war mit seinen Vorbereitungen.

Offenbar sollte er anfangen, da er den weißen König und die Dame auf seiner Seite stehen hatte. "Auf ein Stück gestohlene Zeit", meinte er und setzte die Dame.

Tiaren rückte mit seinem Springer vor. Natürlich konnte er Schach spielen; seine Mutter hatte seit frühester Kindheit darauf bestanden, dass er nur Spiele lernte, die seinen Sinn für Strategie schulten, und dieses irdische Spiel war dafür besonders gut geeignet. Er musterte A'kebur. "Sie wollten also wissen, woran Sie sind, bis Sie mich wieder loswerden können." Es war keine Frage.

Borderlands * Buch 6 - Am Rande des AbgrundsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt