Borderlands VI - Seite 18

11 0 0
                                    

A'kebur suchte die Gästequartiere auf. Die Wachen vor der Tür machten weitere Angaben zum Ort eher überflüssig. Er wurde eingelassen und sah in das wenig überraschte Gesicht von Tiaren.

"Noch einmal von vorn", befahl er ihm ohne eine Begrüßung.

"Ich dachte, ich hätte mich klar ausgedrückt, aber gut: Ich will nicht länger am Racheplan meines Vaters teilhaben. Er hatte Streit mit Mr. Duval, das geht uns beide nichts an. Und wenn meine Mutter davon erfährt, bin ich tot." Tiaren rückte sich im Sessel zurecht. "Übrigens denke ich immer noch, dass ich damit dem Imperium diene. Persönliche Rachefeldzüge verdunkeln nur den Blick auf das Wesentliche, das habe ich jetzt begriffen."

"Du willst dem Reich also auf andere Weise dienen. Auch als Verräter", schloss A'kebur. "Wie passe ich da in deine geänderte Gesinnung? Es passt nicht. Es ist nicht notwendig."

Tiarens Augen drückten aus, dass er die Frage nicht ganz zu verstehen schien. "Du gehörst mir", erwiderte er, als wäre es eine Selbstverständlichkeit. "Und ich will weder Wahnsinn noch Tod für uns."

In A'kebur löste dieser eifersüchtige Anspruch eine Kaskade von Gefühlen aus, die er schon lange nicht mehr gespürt hatte. Nur, er verstand nicht, warum Tiaren nun selbst Gefühle von Besitzgier pflegte. Er verstand jedoch, dass dieser nicht wahnsinnig werden wollte oder gar sterben. Zumindest nicht um diesen Preis. "Du wirst nicht wahnsinnig. Wir werden nach Vulkan gehen, und dann wird das Band gelöst."

"Willst du das wirklich?"

"Mich erstaunt, dass du diese Frage stellst. Ein Romulaner gebunden an einen Klingonen-Vulkanier-Mischlung. Was für eine Schmach."

"Für wen, für dich? Jeder, der es nicht weiß, hält mich erst einmal für einen Vulkanier."

A'kebur hatte das Gefühl, es mit einer anderen Persönlichkeit zu tun zu haben. Unwillkürlich tippte er auf eine gespaltene Persönlichkeit. Seelisch gepeinigt, flüchtete sich dieser Mann in eine andere Welt und hörte auf, das zu tun, was man von im verlangte. "Ich werde den Counselor zu Ihnen schicken. Er wird sich mit Ihnen unterhalten. Sie werden alle Hilfe erhalten, die Sie brauchen."

Tiaren sah ihn ernst an. "Ich weiß, was du denkst: Dass ich nicht ganz beieinander bin. Aber im Gegenteil, ich weiß ganz genau, was ich hier tue und sage. Ich ..." Er brach ab. Vorher war er doch anderer Ansicht gewesen, woher kam sein Sinneswandel? Er konnte sich nicht mehr erinnern. "Ich weiß selbst nicht, wieso, aber ich tue zum ersten Mal das Richtige."

A'kebur entschied, dass er wirklich mehr Informationen brauchte. "Darf ich deinen Geist berühren?", fragte er und wurde wieder persönlicher und vertraulicher.

Sein Gegenüber sah ihn verwundert an. "Natürlich. Dann glaubst du mir vielleicht endlich."

"Ich weiß es nicht. Ich werde einfach deinen Geist berühren. Ich werde nur sehen, was dein Geist mir zeigt. Das, was deine Wahrheit ist. Aber ich spüre, wenn du manipuliert worden bist."

"Wahrheit?" Tiaren schmunzelte. Da wollte A'kebur allerdings etwas sehr Kompliziertes ausgraben. Er lehnte sich leicht vor und wartete ab. Er hatte ja jetzt nichts zu verbergen.

A'kebur setzte sich ihm gegenüber und hob zögerlich seine Hände. Er hatte so etwas noch nicht allzu häufig gemacht. Bei Etienne war dergleichen nie notwendig gewesen. Sie waren einander näher gewesen als alle anderen Wesen in diesem Universum. Das Band, das zwischen Tiaren und ihm existierte, reichte im Grunde für einen Kontakt. Aber er wollte eine Mentalverschmelzung. A'kebur suchte auch noch das stumme Einverständnis in Tiarens Augen, dann berührte er die Schläfen und formulierte die Ritualworte, die seinen Geist fokussieren würden.

Borderlands * Buch 6 - Am Rande des AbgrundsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt