20.

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Von innen sah das Haus nicht weniger heimischer aus als von draußen, auch wenn Aidan nicht viel davon sah, als Ramiro ihn ins Esszimmer brachte, wo ein gedeckter Tisch auf die beiden wartete.

"Ich wusste nicht genau, was du magst", begann Ramiro, "Aber ich dachte das könnte dir gefallen."

Für einen kurzen Moment dachte Aidan, dass Ramiro nun etwas selbst gekochtes servieren würde. Irgendetwas in Richtung Spaghetti Carbonara oder einem Hackbraten. Stattdessen holte Ramiro zwei Pizzen aus der Küche und stellte sie auf den Tisch.

"Jeder mag Pizza, nicht wahr?"

Aidan nickte nur und als er das erste Stück Pizza im Mund hatte, bemerkte er, dass er den ganzen Tag lang vor Aufregung keinen Bissen runter bekommen hatte.

"Aidan, ich möchte dir nicht zu Nahe treten, aber weiß Elisabeth davon, dass du hier bist?", Ramiro war unglaublich nervös als er das fragte.

Und Aidan wollte nicht wirklich darüber reden. "Mam ist im Krankenhaus. Ihr Herz hatte demletzt ein paar Probleme und seit dem ist sie nicht mehr ansprechbar."

Aidans Vater wirkte betroffen. "Das tut mir wirklich sehr Leid, Aidan. Du sollst wissen, dass ich deine Mutter wirklich aufrichtig geliebt habe, damals."

"Entschuldigung, dass ich frage, aber was genau meinst du mit 'damals'?"

Dass Ramiro einen kleinen Ticken Wut verspürte, als Aidan das fragte, verbarg er. Eigentlich war ihm klar gewesen, dass sie Aidan nie davon erzählt hatte.

"Als deine Mutter am Anfang der High School war, traf ich sie auf einer der Partys auf die ihre Freunde sie mit nahmen. Wir waren lange befreundet, bis wir irgendwann einmal merkten, dass wir einander gern hatten. Schrecklich daran war nur, dass sie aus dem Reichenviertel kam und ich aus dem Ghetto."

"Ahm. Ramiro. Meine Mutter ist sehr viel, aber nicht reich. Wir leben von Tag zu Tag und halten uns gerade so über die Runden."

Der Latino schnaubte. "Ich habe dir den besten Teil der Geschichte gar nicht erzählt. Als dein Onkel Richard von unserer Beziehung erfuhr, ging er zu deinen Großeltern. Und diese verbaten deiner Mutter jeglichen Umgang mit mir. Wir hörten nicht darauf und eines führte zum anderen und schließlich war Elisabeth schwanger. Wir gingen gemeinsam zu ihren Eltern um es ihnen zu beichten und dann...", Ramiro schloss die Augen, als würde er sich an etwas unglaublich schmerzvolles erinnern, "Am nächsten Tag stand die Polizei vor unserer Tür und verhaftete Oliver - meinen kleinen Bruder, ganz nebenbei. Die Lancasters hatten uns bei der Polizei angezeigt und Oliver hatte damals mit den Black Tigers zu tun. Einer kleinen Gruppe von Banditen. Ich habe ihn da raus geboxt und meinen Kopf für ihn hingehalten. Fünf Jahre verbrachte ich hinter Gittern und als ich zurück kam war Elisabsth Lancaster spurlos verschwunden."

Aidan wusste nicht genau was er dazu sagen konnte. Es tat ihm schrecklich Leid. Und er konnte nicht fassen, dass die Großeltern, die er an diesem Wochenende kennen lernen sollte, zu so etwas im Stande waren.

"Das schlimmste an der ganzen Sache ist aber nur, dass ich dich nicht kennen lernen konnte. Ich habe mich immer gefragt wer mein Sohn ist und hier sitzt er jetzt vor mir. Also genug von mir, erzähl mir lieber etwas von dir."

Aidan musste eine ganze Weile überlegen bis er wusste, was er erzählen konnte.

"Ich mag lesen", begann er, war sich aber nicht sicher, ob das das war, was Ramiro hören wollte, "Ich bin sehr gut in der Schule und habe bald meinen Abschluss." Das ganze Klang nach einem Bewerbungsgespräch, aber auf eine gewisse Weise war es für Aidan genau das: Die Hoffnung durch ein richtiges Vorstellen seinen Vater zurück zu gewinnen. "Ich lebe bei den Lancasters seitdem meine Mutter nicht mehr für mich Sorgen kann und gehe regelmäßig ins Tierheim um Tisiphone zu besuchen, eine Hündin, die mir sehr am Herzen liegt. Ich hatte lange Zeit Angst davor heraus zu gehen, bis ich Fynn kennen gelernt habe. Er hat mir geholfen wieder öfter raus zu gehen und mein Leben zu leben."

"Also ist Fynn so etwas wie dein bester Freund?", fragte Ramiro.

"So ähnlich. Fynnigan Lancaster ist sein Name. Er ist mein Cousin."

"Solange er ein besserer Mensch ist als sein Vater ist alles gut."

Ramiro und Aidan schwiegen bis sie mit dem Essen fertig waren.

Wahrscheinlich verarbeiteten beide die Worte des anderen. Aidan jedoch, hatte viel mehr zu überlegen. Er sah seine ganze Familie mit völlig neuen Augen und auch Oliver schien nun um einiges weniger furchteinflößend als noch Stunden zuvor.

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Hey, Hühnchen :)

Fragt mich nicht was los ist, seid einfach dankbar c':

Irgendwie wäre Ramiros und Elisabeths Liebesgeschichte schon ganz putzig als Buch, nicht? ;)

Bis zum nächsten Update :3

Nike

Just CousinsWhere stories live. Discover now