16.

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Aidan war lange nicht mehr so glücklich darüber gewesen einen Spaziergang zu machen. Die kalte Aprilluft zog durch seine Jacke und brachte den kleinen ein wenig zu frösteln, doch er hatte Dinge vor, wichtige Dinge.

Seit der Übernachtung bei Darcy waren nur wenige Tage vergangen und Aidan hatte sich - wohl bemerkt nach mehreren Stunden Überredung durch Sarah - alleine aus dem Haus getraut um einen Spaziergang zu machen. 

"Eine Runde durch den Park, Aidan. Das ist doch nicht zu viel verlangt", sprach Sue ihm zu, als er vor der Haustür stand. 

Ja, Aidan hatte Fortschritte gemacht, aber meistens war er aus gutem Grund aus dem Haus gegangen. Alleine, nur um frische Luft zu schnappen... soweit Aidan sich erinnern konnte, hatte er das noch nie gemacht. Er war stets zu Hause geblieben solange er nirgends hin musste.

Der Weg durch den Park war durch Asphalt ausgelegt, auf dem Aidan lief. Alle paar Meter stand eine einsame Bank herum auf der hin und wieder ein altes Ehepaar oder eine kleine Familie saß. Die ersten Blüten waren gewachsen und sprossen aus dem Boden hervor.

Der halbe Latino merkte, dass er den Frühling mochte an dem alles wieder zum Leben erwachte und Hoffnung fand, denn nach Hoffnung suchte er schon seit einigen Monaten. Hoffnung für ihn, Hoffnung für Fynn, Hoffnung für Aidans Mutter, doch in letzter Zeit schien es keine zu geben. Nur eine Gruppe Verrückter, die versuchte sich mit ihm zu befreunden.

"Aidan Winstead, sieh an, sieh an", sprach jemand, sodass Aidan seinen Blick von der Landschaft vor sich richtete. Es war einer seiner Mitschüler, den Namen kannte Aidan nicht.

"Hallo", sagte Aidan etwas vorsichtig und versuchte anschließend an ihm vorbei zu laufen. Jedoch kam ihm ein anderer Mitschüler entgegen und zwang ihn dazu wieder zurück zu laufen und wieder vor dem ersten Mitschüler zu stehen. 

"Es ist unhöflich bei einem Gespräch wegzulaufen", sprach der Zweite nun.

Aidan überzog eine Gänsehaut und er war sich nicht mehr sicher, ob dies an der kalten Luft oder an seinen Mitschülern lag.

"Eine Schwuchtel wie du vor allem", sprach nun ein Dritter Mitschüler, der hinter Aidan auftauchte. 

Darum ging es also. Aidan hatte sich bereits gewundert, dass ihn niemand angefallen hatte, aber wie auch? Er verließ das Haus nicht, schon gar nicht alleine und laut Jakes Brief hatte er immer auf Aidan aufgepasst.

Jetzt war Aidan auf sich alleine gestellt.

"Ich will keinen Ärger", versuchte Aidan sich zu retten. Anstelle einer Antwort, schubste ihn der erste Mitschüler auf den Boden. Aidan fing sich mit seinen Ellenbogen auf, spürte den Schmerz jedoch sofort. Hilfesuchend sah er sich um, fand jedoch weit und breit keine andere Person, die ihm zur Hilfe eilen könnte. 

"Das hättest du dir früher überlegen sollen, Bastard", erwiderte der dritte Mitschüler und schlug mit seinem Fuß gegen Aidans Seite. Wieder spürte Aidan einen stechenden Schmerz. 

"Kannst dich nicht mal wehren, Waschlappen", sagte der zweite nun und holte aus um Aidans Hüfte zu kicken. Doch der Schlag kam nie. Stattdessen schrie der Mitschüler auf und hielt sich kurz darauf an seinem Bein fest, aus dem in kleinen Strömen Blut floss.

"Dreckige Töle!"

Erst jetzt bemerkte Aidan einen knurrenden Hund hinter dem zweiten Mitschüler. Er hatte diesem in das Bein gebissen um den Schlag von Aidan abzuwehren und nun sprang er über Aidans Körper und knurrte einen nach dem anderen an, nur Aidan nicht.

Einer der Mitschüler trat wieder näher und versuchte sich auf den Hund zu stürzen dieser jedoch, biss nur in seine Hand und begann Aidans Körper zu umkreisen, wie ein Löwe seine Schützlinge.

"Der Hund ist verrückt! Lasst uns verschwinden." 

Mit letzten Bemerkungen in Aidans Richtung, dass er sich ja nie wieder blicken sollte, verschwanden die Jungs und ließen Aidan alleine mit dem Hund da.

"Braver Junge, ich tu dir nichts", sagte Aidan leise. Er hatte Angst vor dem aggressiven Hund und das miese Gefühl er würde der nächste sein. Doch anstatt Aidan anzugreifen, begann er über sein Gesicht zu lecken. 

Langsam entspannte sich Aidan und legte seine Hand vorsichtig auf den Rücken des Hundes um ihn zu streicheln.

"Kein Halsband, was?", bemerkte Aidan. Der Hund war wohl ein Streuner. Aidan setzte sich langsam auf, wobei ihm weh tat, wo er geschlagen wurde, und begann den Hund zu betrachten. Er hatte graues, kurzes Fell, dass mit goldenen und schwarzen Punkten vermischt wurde. Um ein Auge hatte er einen schwarzen Fleck.

"Tisiphone, bei Fuß!", rief eine weibliche Stimme und als Aidan aufsah, erkannte er eine etwas ältere Dame, die mit einer Reihe von Hunden in Aidans Richtung kam.

Widerwillig, sprang der Hund namens Tisiphone in die Richtung der Frau, die ihr ein Halsband anlegte.

"Tut mir Leid, ich hoffe sie hat dir nichts getan", sprach die Frau. 

Aidan stand langsam auf und betrachtete den Hundehaufen bei der Frau.

"Nein, Nein. Tisiphone hat mir grade geholfen. Sind das alles Ihre Hunde?"

Die Frau schüttelte den Kopf. "Ich arbeite in einem Tierheim."

Aidan wurde ganz traurig als er erfuhr, dass seine Retterin anscheinend keine Familie hatte, doch erleichterte es ihn zu wissen, dass sie ein zu Hause hatte.

"Du scheinst Glück zu haben, normalerweise hat sie es nicht so mit Fremden. Sie mag dich."

Aidan begann trotz des Schmerzes zu lächeln, denn nach all den Tagen schien es endlich, dass ihn jemand mochte und das nicht dafür, dass er mit Fynn befreundet war. 

-

Hey, Hühnchen!

Ich sag nichts dazu, dass das Kapitel seit Monaten fällig war, also keine Ausreden, versprochen. 

Ich hoffe es hat euch dennoch gefallen!

Bis zum nächsten Update,

Nike

Just CousinsWhere stories live. Discover now