Von Lux und Klippen

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"Und ihr seid euch sicher, dass ich euch nicht näher ran bringen soll?"

Mrs. Burton mochte die Gegend nicht. Zu viele Schafe und Hügel, meinte sie. Jawer hingegen fühlte sich hier wie zu Hause. Den verträumten Blick, mit dem er die Landschaft begutachtete, kannte ich sonst nur von erst Klässlern in Hogwarst.

"Ja, ich weiß genau wo wir hin müssen. Danke fürs bringen."

Mrs. Burton nickte und verabschiedete sich schließlich. Sie würde eine Weile in die Entgegengesetzte Richtung gehen und dann, sobald sie genügend Abstand hatte, apparieren. Als wir angekommen waren hatte sie uns erklärt, dass beim Apparieren zwar auch die Spur aktiviert wurde, jedoch nur beim Start. Unseren Zielort konnte man so nicht bestimmen. Sie riet uns aber, die Finger von Flohpulver zu lassen. "Gräßliche Art zu Reisen, so staubig. Ach und die Spur ist bei euch auch ein Problem."

Irgendwie konnte ich mich noch nicht ganz entscheiden, ob ich Mrs. Burton nun mochte oder nicht. Die Tatsache, dass sie einen gestörten Enkel gehabt hatte, machte sie nicht sympathischer.

Wirklich vertrauen taten wir ihr also nicht. Sie hatte keine Ahnung was wir hier vor hatten.

Als die alte Dame nur noch eine kleiner bunter Punkt am Horizont war, zog Jawer die Träger seines Rucksacks fester und sah dann zu mir. "Sicher, dass es dir dafür gut genug geht?", fragte er mich nicht zum ersten Mal. "Sind nur 10 Meilen, das werde ich schon schaffen. Wie geht es deiner Wunde?"-" Dann können wir ja los gehen."

Ich runzelte die Stirn. Uns stand eine Wandertour durch die Einöde von Nordirland vor, da konnte mir Jawer nicht die ganze Zeit ausweichen.

Ich irrte mich.

Es begann schon auf den ersten Metern.

"Jawer, es tut mir so Leid."

"Was meinst du?"

"Die Brandwunde."

Ich konnte mich nicht mehr dran erinnern, wo er meinen Fluch abbekommen hatte und obwohl ich ihn schon mit den Augen abgesucht hatte, war mir nichts aufgefallen.

"Das war Bennetts Schuld, nicht deine." Ich stoppte abrupt. Bennet?

"Du kennst ihn.", stellte ich verdattert fest.

Er nickte und erklärte: "Du meintest doch es wäre derselbe wie gestern, vom Bahnhof. Nun, ich bin mir ziemlich sicher, dass das Slytherin Mädchen Bennett war. Ich kenn sie nicht sehr gut, aber ihr Bruder sieht ihr ziemlich ähnlich. Es würde passen."

Bennett... Als ich nun den Namen hörte, wusste ich, dass er recht hatte. McGonagall hatte sie mal vor der Klasse ausgeschimpft, weil sie irgendeinem Kind den Käfer gestohlen hatte, da ihr eigener Knopf, sich nicht verwandeln lassen wollte. Außer dass sie auf einem ziemlich hohen Ross saß, konnte ich jedoch nur wenig zu ihr sagen. Vermutlich ein Reinblut, wie fast alle Slytherinschüler.

"Du hast Recht, mit dem Namen."

Dann schwiegen wir eine Weile und wanderten die Einöde entlang. Die Landschaft war wirklich bezaubernd. Lange Felder erstreckten sich Meilenweit, der Himmel war eben so klar wie die Luft und alte -mit Moos bedeckte- Mauern trennten eine Schafswiese von der nächsten.

"Deine Tante hat einen guten Geschmack.", meinte ich als ich gerade anfingen ein sehr steile Ebene hoch zu steigen.

"Warte bis wir da sind. Als Kind konnte ich es nie erwarten, wieder herzukommen." Er lächelte. Es war ein sanftes und fast kindliches Lächeln. Es tat gut ihn so zu sehen.

Bis wir das nächste Mal wieder sprachen, vergingen wieder einige Meilen. Meine Füße taten mittlerweile weh und mein Kopf dröhnte noch, auch wenn die frische Luft mir gut bekam.

Vor uns lag mittlerweile eine nicht enden wollende Fläche, deshalb glaubte ich Jawer auch nicht als er meinte wir wären bald da.

Wir hätten eine Pause einlegen können, doch die Sonne sank immer tiefer und die Gefahr im dunkeln über Geröll zu fallen, war mir zu groß.

Grade als ich mich schließlich doch überwinden wollte, Jawer um eine Pause zu bitten, sah ich es.

Die Ebene, welche auf mich so weit und endlos gewirkt hatte, endete ungefähr eine halbe Meile von uns entfernt. Sie hörte vor uns einfach auf, während sie rechts und links noch ein wenig weiterging, doch dann wurde auch sie niedriger und schien zu versinken.

Fasziniert wurde ich schneller, bis ich schon beinahe rannte. Ein großes "U" schien mitten aus der Landschaft heraus geschnitten worden zu sein, doch statt ein Loch zu hinterlassen, ging die Einmündung in eine neue Landschaft über, welche nun unter uns lag.

Je näher wir kamen, desto mehr erkannte ich.

Am Rande der Klippen, ging es einige Meter senkrecht hinab, dann kam jedoch eine sehr steile und voller Steinen bedeckte Fläche, die unten mit der anderen Seite zusammen lief. Räumlich gesehen bildete die Lücke zwischen den Klippen ein langes Dreiecksprisma, die unten am tiefsten Punkt -weit unter uns- zusammen lief, während die Einbuchtung von oben mehr einem "U" gleichen musste.

Wir hatten mittlerweile den Rand erreicht und fasziniert blickte ich in die unendlich wirkende Ferne. Unter uns wand sich ein kleiner Fluss durch das lange Tal, bis man nur noch durch das reflektierte Abendlicht darauf schließen konnte, dass er dort war. All dies überwältigte mich zutiefst und ich wusste, dass ich diesen Anblick nie wieder vergessen würde.

"Und zu viel versprochen?" Er hauchte die Worte nur, doch an diesem Ort, erschien selbst das zu laut.

"Wenn ich irgendwann mal sterbe, will ich hier beerdigt werden.

Es ist unfassbar."

Auf Jawers Gesicht lag das gleiche sanfte Lächeln wie vorhin.

"Warte bis du das Beste siehst."

Er stellte seinen Rucksack ab und nahm etwas heraus. Zuerst erkannte ich nur einige Stofflappen, aber dann entfernte er sie vorsichtig und ein Einmachglas kam hervor. Es war zusätzlich mit Klebeband geschützt, welches Jawer nun vorsichtig abzog.

Das wirklich interessante war jedoch im Glas.

Winzig kleine goldene Punkte schwebten im Behälter wie schwerelos umher. Als das Licht der untergehenden Sonne sie traf, leuchteten sie strahlend auf.

"Was... ist das?" Ich kam näher und musterten die schwebenden Lichter.

"Lux. So nennt meine Tante sie auf jeden Fall."

Vorsichtig hob er den Deckel des Glases an. Am liebsten hätte ich ihn aufgehalten. Die tanzenden Lichter waren zu schön, um sie einfach gehen zu lassen.

Mit einem Zischen entschwanden sie aus dem Glas und füllten die Luft mit Licht. Aus den Klippen, der Ebene und selbst vom Fluss kamen auf einmal auch die kleinen Lichterwesen. Sie tanzten in der Luft und liebkosten unsere Gesichter mit weichen Licht.

"Meine Tante hat sie entwickelt." Jawer flüsterte.

"Sie hat sich ein Beispiel an den Glühwürmern genommen, die Muggels sogerne mögen.

Es gibt nichts besseres, um den Weg gezeigt zu bekommen."

Sogleich als er den letzten Satz gesprochen hatte, veränderte sich das Verhalten der Lux.

Sie schwirten nicht mehr ziellos umher, sondern fingen an sich zu sammeln.

Ihr goldenes Licht zeigte, was ich zuvor nicht gesehen hatte. Keine 50 Fuß von uns entfernt, hing ein riesiges Haus, mitten in den Klippen. Mit jedem Lux der dazu kam, wurde es für mich klarer, bis schließlich jede Nische von den kleinen Wesen beleuchtet wurde.

Das Gebäude wirkte nicht im mindesten besonders, abgesehen von der Tatsache, dass es mit Stelzen im Berg befestigt war und es eine Art Übergang zum Berg zu schienen gab.

All diese Sachen hatten mich für einen Moment dazu gebracht, das Atmen zu vergessen.

"Ich liebe Magie.", flüsterte ich, während die Sonne langsam unterging, bis die Lux die einzige Lichtquelle waren.     

Muggel MagieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt