Halleluja mein Leben ist zu Ende

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Zwei in lange schwarze Mäntel gehüllte Gestalten standen rechts und links vom riesigen Eingangsbereiches des Bahnhofes.

Zwei in lange schwarze Mäntel gehüllte Gestalten standen rechts und links vom riesigen Eingangsbereiches des Bahnhofes

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Mein Herz sank in meine Hose und ich vergaß für einen Moment zu atmen.

Trotz des Regens und der Masse von Menschen hatte ich die beiden Gestalten sofort entdeckt. Sie wirkten weder wie Muggels noch wie Passanten.
Ihre Blicke schweiften durch die Menge und der Hass auf ihren steinernen Gesichtern war deutlich zu erkennen. Die Muggels, die an ihnen vorbei mussten, gaben sich Mühe Abstand zu halten. Ein kleines Mädchen rannte nur Zentimeter an einem der beiden vorbei und ich fürchtete schon er würde aus seiner Starre erwachen und sie packen, doch er blieb still und suchte weiterhin die Menge mit seinen Augen ab.

"Verzeihung."

Eine alte Dame berührte meine Schulter, um an mir vorbei zu kommen. Ich war einfach stehen geblieben und hatte die Todesser angestarrt. Nun beeilte ich mich aus dem Sichtbereich dieser zu kommen. Ein Souvenirladen mitten auf dem sonst leeren Vorplatzes des Bahnhofes verbarg mich fürs erste.

Es war Zeit über meinen Plan nachzudenken. Bisher hatte ich nur meine Familie in Sicherheit wissen wollen. Soweit es jedenfalls für sie möglich war. Ohne mich würde zumindest kein Todesser vor unserer Haustür auftauchen, um mich zur 'Verhandlung' zu führen. Der Gedanke dadran ließ mich mehr frieren, als der immer noch peitschende Regen. 

Es war albernd Muggelstämmigen vorzuwerfen Magie zu stehlen. Sie dafür zu Verurteilen war aber nichts anderes als grausam.

Ich lehnte meinen Kopf gegen die nasse Wand und blinzelte gegen die Regentropfen. Ich musste hier weg und das möglichst bald. Je länger ich an das dachte was mir blühte wenn sie mich fanden, desto wahrscheinlicher wurde es, dass genau dies eintrat. Meine Hand umgriff den Koffer, ich holte tief Luft und lief dann so schnell wie ich konnte ohne zu riskieren aufzufallen zur nächst liegenden U-Bahn Station. 
Der Weg kam mir unendlich lang vor. Jede Person, die mir entgegenkam, hielt ich für einen Anhängers Ihr-wisst-schon-wems oder noch schlimmer einem Todesseranwärter aus meinem Jahrgang. Es gab mindestens eine Handvoll Slytherinschüler, die mich auf der Stelle erkennen und ausliefern würden, falls sie mich entdeckten. Schlammblut war kein Begriff der mir fremd war.

Nur das fehlen des Regens verriet mir, dass ich nun in der U-Bahnstation angekommen war. Mein Blick löste sich vom Boden. Rechts und links an den Wänden waren die Ticketautomaten. Dazwischen erstreckte sich ein Meer aus Drehkreuzen und beschäftigten Menschen. Ich war nicht oft in London, aber das U-Bahnsystem war mir trotzdem sehr vertraut. Aus meiner Jackentasche zog ich -meinen Zauberstab verdeckend- drei Pfund und 50 Pence heraus. Meine Eltern hatten mich erst vor ein paar Wochen nach London geschickt, damit ich meine Schulsachen besorgen konnte. Ich hatte mich den ganzen Tag versteckt und war dann mit den Schulbüchern des letzten Jahres zurückgekommen. Damals hatte ich zum ersten Mal meine Eltern richtig angelogen und ihnen nicht nur die Tatsachen verschwiegen. Nun war ich froh um das Geld, auch wenn ich seitdem von meinem Gewissen geplagt wurde.
Ich versuchte mir einzureden, dass die Unwissenheit meiner Eltern für alle das Beste war. 

Zehn Minuten später stieg ich in die "Northern Line" Richtung High Barnet. Mein Ziel war der Bahnhof Kentish Town. Er war weit genug vom Bahnhof Kings Cross entfernt damit ich mich einigermaßen sicher fühlen konnte, klein genug um ihn zu überblicken und er war der erste den ich auf der riesigen Fahrplanwand gefunden hatte. Die Fahrt reichte gerade aus, das Abteil nach Menschen in langen schwarzen Mänteln zu überprüfen. Als ich niemand fand, der nicht wie ein Tourist oder typischer Londoner Statdmensch aussah, beruhigte ich mich. Warum sollte ein Todesser auch U-Bahn fahren?
Kurz vor der Ankunft nahm ich meinen Gryffindor Schal ab und verstaute ihn im Rucksack. Ich wollte  das Schicksal nichtherausfordern. Jeder Zauberer in Großbritannien wusste immerhin wofür das leuchtende rot-orange stand.

Sich wie ein Muggel geben,
fügte ich zu meinem Plan hinzu.

Die U-Bahn hielt und eine freundliche Lautsprecher Stimme verkündete, dass wir in Kentish Town waren und dass wir auf den Spalt zwischen Plattform und U-Bahn achten sollten. Sie wiederholte ihre Aussage dreimal, doch ich hatte schon beim ersten Mal die Bahn verlassen. Mit meinem Koffer war ich nicht wirklich flexibel, doch mit Hilfe eines jungen Mannes schaffte ich ihn die Treppen hoch und landete so direkt am Fahrkartenschalter für den Bahnhof. Der nächste Zug kam in wenigen Minuten, doch ich entschied mich noch ein wenig länger zu warten, da der folgende nach Luton fahren würde, eine Stadt in der ich ein paar mal mit meinen Eltern im Urlaub gewesen war. Außer langweiliger Parkanlagen gab es nicht viel, doch genau deshalb klang es so wunderbar.

Ich hatte es gerade erst geschafft meinen Koffer die Treppen rauf, die Brücke rüber und wieder die Treppen hinunter zum Gleis 2 zu tragen, als der Zug aus Sutton kam. Ein Blick auf die Anzeigetafel verriet mir, dass ich noch zehn Minuten Geduld haben müsste, da schnappte ich ein Gesprächsfetzen auf.
"Ich kann es immer noch nicht fassen, dass wir mit so einem Muggelding fahren mussten. Ich meine warum nutzen wir nicht wie jedes Jahr-" - "Ich hab dir doch schon erzählt, dass das Flohpulver leer ist und deine Mutter wichtigeres zu tun hat, als dich irgendwo hin zu apparieren." Ich starrte auf eine Gruppe aus drei Leuten, die in langen Roben aus dem Zug stiegen. Zwei Männer in unterschiedlichen Jahrgängen und ein Mädchen.
Sie bahnten sich rücksichtslos einen Weg durch die Menge und der ältere Mann stellte seinen Fuß gerade rechtzeitig nach vorne, so dass eine vorbei eilende Frau drüber stolpern konnte. Der junge Mann wand sich hingegen an das Mädchen in meinem Alter. Ihr Gesicht kam mir unangenehm bekannt vor und als ich den grün-silbernen Schal erblickte wusste ich auch wieso.

"Jetzt hör auf unsern Vater zu nerven. Es gibt wichtigere Probleme."
Wo er recht hatte.

Ich stand neben der Treppe und so kamen die drei Gestalten immer näher auf mich zu. Während mein Blutdruck in die Höhe schnellte, merkte ich, dass das Mädchen mit dem Schal ihren Blick über mein Gesicht huschen ließ. Erst schweifte der Blick über mich rüber, doch dann hielt sie inne. Schnell drehte ich mich um, suchte panisch das Gleis ab. Vor mir war eine lange freie Plattform, welches nur von der Treppe ein Stück weit verdeckt wurde. Die Treppe! Sie war so gebaut, dass man unter ihr versteckt stehen konnte. Mit klopfenden Herzen stellte ich mich so unauffällig wie möglich in ihren Schutz, machte mich klein und lauschte. Der Sohn sprach gerade: "Vater können wir noch in die Winkelgasse. Gringotts hat mir einen- Was ist..." Ich hörte sie die Treppe weiter hoch gehen und ihre Stimmen wurden von den der anderen Fahrgäste übertönt.

Weitere zehn Sekunden später kam ich aus meinem Versteck heraus und holte tief Luft. Mir wurde klar wie viel Glück ich eben gehabt hatte und dass ich im Erbrochenen stand. Angeekelt stieß ich einen hohen Laut aus und wich zurück. Nun stieg mir auch der Geruch von dem in die Nase was vor mir auf dem gesamten Boden verteilt war. Eilig versuchte ich meinen Schuh an einer Steinkante zu säubern. Immerhin war ich nicht entdeckt worden. Erbrochenes war da noch das kleinere Übel.
Mein Blick suchte wieder die Anzeigetafel, um nach der Zeit zu sehen, als ich ein Gesicht in der Masse von wartenden Menschen bemerkte. Der blonde Sohn von eben blickte von der Treppe auf mich hinab. Seine Augen taxierten mich und obwohl mein Herz einen Marathon hinlegte entschied ich bei meinem Plan zu bleiben. Ein Muggel verdächtigte niemand.

Stell dir vor du wärst Mom. Sie hätte keinen Grund Angst zu haben.
Ich blickte auf meinen mit Kotze bedeckten Schuh.
Das was ich gedacht hatte stimmte nicht: Sie weiß den Grund nur nicht.
Mit Entsetzen musste ich feststellen, dass ich schwere Tritte hörte und wie jemand "Schlammblut!", brummte.

Von diesem Moment an war mein Leben gelaufen.
Und ich rannte.

Muggel MagieWhere stories live. Discover now