Feiger Löwe

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"Ich glaub, ich hab jetzt eine Route zusammengestellt."

Während 'Yellow Submarine' zum bestimmt 3ten Mal im Hintergrund spielte -nur noch ein paar Lieder waren unbeschädigt auf der Kassette-, hatte Jawer eine große Landkarte auf seinen Beinen ausgebreitet

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Während 'Yellow Submarine' zum bestimmt 3ten Mal im Hintergrund spielte -nur noch ein paar Lieder waren unbeschädigt auf der Kassette-, hatte Jawer eine große Landkarte auf seinen Beinen ausgebreitet. Er hatte wirklich an alles gedacht. Im Gegensatz zu mir. Ich hatte eine der wichtigsten Sachen vergessen:
Die 'Spur'.
Jawer hatte mich total schockiert angesehen, als ihm klar wurde, dass ich überhaupt nicht dran gedacht hatte. "Das kannst du nicht wirklich vergessen haben! Sobald wir oder jemand in unserer Nähe Magie nutzt wird die Spur aktiv und das Ministerium weiß wo wir sind. Deshalb mussten wir doch auch von der Winkelgasse weg."
Daraufhin hatte ich ihn schließlich, doch von meinem 'Zusammentreffen' vom Vormittag berichten müssen. Die Farbe hatte sein Gesicht komplett verlassen, als ich meine Erzählung beendete, doch er hatte nichts gesagt. Stattdessen hatte er die Karte aus seinem Rucksack geholt und begonnen drauf rum zu zeichnen.
"Was meinst du mit Route?"
Eine Route legte ein Ziel voraus.
"Der Weg zu Tante Maggie. Das hatte ich doch erwähnt."-"Nein, nicht wirklich." Ich hatte Mühe mich weiter auf die Straße zu konzentrieren und nicht ihn anzustarren.
"Oh." Er wurde kleinlaut. "Tut mir schrecklich leid, dass hätte ich schon längst erzählen sollen." Er rückte ein wenig unruhig hin und her.
"Maggie wohnt in den North Pennines. Einem Naturschutzgebiet im Nordostenenglands. Sie wohnt so einsam, dass nicht einmal ein Zauberer sich dorthin verirren könnte. Zudem hat sie ihr Haus mit einigen Zauber gesichert. Sie war schon immer ziemlich paranoid." Ich stellte mir ein kleines malerisches Haus mitten auf einer Waldlichtung vor, doch dann wurde mir klar, dass es eventuell nicht so leicht werden würde. Die nächste Frage tat mir weh zu stellen, doch lieber jetzt, als vor ihrer Haustür. "Würde sie mich verstecken." Ich holte Luft. "Trotz meiner Herkunft?"
Die Antwort kam sofort. "Natürlich. Maggie hatte schon immer ein Problem mit gesellschaftlicher Ausgrenzung und Vorurteilen. Glaub mir, sie würde nichts lieber tun als alle Muggelstämmigen aufzunehmen, die sie finden kann." Ich atmete erleichtert aus und spürte Jawers Blick auf mir. Es gefiel mir nicht, dass ich selbst ihn -den nettesten Menschen auf der Welt- fragen musste, ob seine Familie mich nicht hassen könnte. "Wie ist der Weg, denn genau?" "Wir fahren erstmal bis Manchester und von da aus nach Penrith." Mein Blick ging ganz kurz über die gelbe Linie, die er übers Blatt gezogen hatte. "Die Autobahnen können wir nicht nehmen."-"Wieso nicht?" Ich biss mir auf die Lippe. "Der Wagen ist zwar restauriert, aber fährt trotzdem nicht sehr schnell undichhabkeinenFührerschein." 

We all live in a yellow submarine
Yellow submarine, yellow submarine
We all live in a yellow submarine
Yellow submarine, yellow submarine

"Was hast du gesagt?"-"Ich hab keinen Führerschein... Wir würden ziemlichen ärger bekommen, wenn das jemand mitbekommen würde."-"Meinst du etwa die Muggelpolizei?" Jawer zog seine Stirn in Falten, als könnte er sich nicht vorstellen, warum ich mich vor Muggeln fürchtete. "Unter anderem." Yellow Submarine endete und die Kassette spielte nur noch Rauschen ab. "Wir müssen auch auf Muggels achten. Im Moment unterscheiden wir uns immerhin nicht wirklich von ihnen."

Jawer änderte erneut die Route, doch nun würde es noch länger dauern, da wir nicht die Hauptstraßen nutzen konnten und zusätzlich Zauberstädte wie Barnton und Upper Flagley umfahren mussten, um nicht ausversehen die Spur zu aktivieren.
Diese Idee stammte ebenfalls von Jawer.
Ich hatte hingegen dafür gesorgt, dass wir in der nächsten Stadt, Kettering, an hielten, um dort die Nacht zu verbringen. Der Beetle hatte kaum mehr Benzin und ich war es nicht gewöhnt, so lange zu fahren. Auch hatte der Stress vom Tag mir zusätzlich zu schaffen gemacht. Jawer widersprach nicht, als ich ihm den Vorschlag machte, auch wenn man ihm ansah, dass er ungern anhalten wollte.

"Ich glaub nicht, dass sie sich besonders Anstrengen werden, dich zu finden. Also nicht mehr als auch die anderen." Er sprach plötzlich, als wir auf dem Weg zu einer Jugendherberge waren.
"Was?"
"Der Mann, der dich angegriffen hat. So wie du es erzählt hast, werden sie dich nicht als Bedrohung sehen und dann kann ich mir nicht vorstellen, dass sie uns Todesser auf den Hals jagen. Ehrlich gesagt glaub ich, dass sie genug damit beschäftigt sind Potter zu finden."Ich nickte. Potters Gesicht war in den letzten Ausgaben vom Tagespropheten immer auf der Titelseite gewesen. Eigentlich albernd. Jeder wusste wie Harry Potter aussah und seine Narbe, die er Buchstäblich mitten im Gesicht hatte, machte es auch nicht wirklich schwer ihn zu erkennen. "Solange wir nicht zaubern, wird es ihnen hoffentlich nicht so leicht fallen uns zu finden."

Wir betraten die kleine Jugendherberge. Ein Frau saß hinter der Theke und vermietete uns nur sehr widerwillig ein Zimmer, vorallem da wir keine Vollmacht unserer Eltern bei uns hatten. Jawer überzeugte sie, jedoch davon, dass wir keine Probleme machen würde und morgen wieder gehen würden.
"Zwei Betten. Etagenbett.", grunzte sie als sie uns den Schlüssel gab. "Danke." Jawer machte sich nichts aus der unhöflichen Frau, oder dem Blick, den sie uns zuwarf, sondern ging voraus zum Zimmer. Es war klein und abgesehen vom etwas wackligen Etagenbett, einem Stuhl, einer Garderobe und einem noch kleineren Badezimmer war nichts dort. Wir beide aßen das Brot, welches meine Mutter mir für die Zugreise gegeben hatte und zogen uns dann für die Nacht um.
Mir war es ein wenig unangenehm mit einem Jungen im selben Zimmer zu übernachten -Hogwarts hatte in dieser Hinsicht sehr strenge Regeln-, aber als ich Jawers Pyjama erblickte löste sich die Spannung. Er trug ein graues T-Shirt mit einem riesigen Hufflepuff Wappen drauf. Seine Hose war grau-gelb kariert und trug "Hufflepuff" quer übers Bein.

"Dezent.", brachte ich lachend hervor. "Seit wann hat Hogwarts einen Geschenkeshop?"-"Den hat meine Mutter selber genäht. Gefällt er dir nicht?" Wieder musste ich lachen. Jawer wirkte amüsiert und ich konnte sehen, dass er sein Hauswappen mit viel stolz trug. "Er ist perfekt.", erklärte ich schließlich. "Wenn auch nicht wirklich unauffällig." Mein Blick ging zum Fenster. Obwohl wir im zweiten Stock waren, hatte ich Sorge jemand könnte uns beobachten, doch Jawer bemerkte meinen Blick und zog die Vorhänge zu. "Wir sollten jetzt besser schlafen." Er setzte sich auf die Bettkante und ich machte mich schon auf die Holzleiter zu dem oberen Bett hochzuklettern, als ich innehielt. "Danke. Ich weiß es reicht nicht, für dass was du für mich getan hast." Ich stoppte kurz und fügte dann noch "Auch wenn es unfassbar dumm von dir war." hinzu. "Es war nicht dumm." Seine Stimme war weich und sogar ein wenig verlegen. Er wollte keine Anerkennung. "Nach Hogwarts zu gehen wäre ein Fehler gewesen und obwohl ich weiß, dass unsere Freunde ihre Gründe dafür hatten, glaub ich nicht dass sie die richtige Entscheidung getroffen haben."
Langsam stieg ich wieder von der Leiter, um ihn ansehen zu können. "Das meinst du nicht ernst, oder? Wir beide können keine Magie benutzen, werden gejagt, mein ganzer Körper ist voller blauer Flecken und das hier war nur der erste Tag."
"Es ist das Richtige. Man kann nicht zulassen, dass unschuldige Menschen einfach getötet oder ins Gefängnis gesperrt werden, nur weil sie kein 'reines Blut' haben. Würden sich mehr Leute dagegen wehren, dann wäre all dies nie passiert."-"Sie haben Angst. Und das zurecht!" Nun war ich wütend. "Du-weißt-schon-wer ist nicht für seine Gnade bekannt. Ich wäre auch nach Hogwarts gegangen, wenn ich gekonnt hätte." Jawer war naiv, wenn er es anders sah.
"Für eine Gryffindor Schülerin, bist du ziemlich ängstlich."
Er sagte es nur so daher und ich wusste, dass Jawer es nicht böse meinte. Er meinte Sachen nie böse, trotzdem traf es mich.

"Nacht."
Feiglin, Feiglin, Feiglin.
Ich stieg die Sprotten zu meinem Bett hoch und löschte das Licht. Im Zimmer blieb es still. Mit offenen Augen blickte ich in die Dunkelheit.

Morgen würden wir dem gelben Weg weiter folgen und vielleicht würde ich ja am Ende des Weges vom Zauberer meinen Mut bekommen.  

Muggel MagieWhere stories live. Discover now