Abendlicht.

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Am frühen Abend, als Jakob mit wohlwollender Freude wieder den weißen Flauschteppich für sich beansprucht hatte, stand Felix zeitgleich in der Küche und rührte gedankenverloren in einem bunten Eintopf.
Der appetitliche Duft von Huhn, Gemüse, Kartoffeln und frischen Gewürzen versprach eine Gaumenfreude, und dennoch...der Blonde versuchte, seine Gedanken irgendwie in eine gewisse Ordnung fügen zu können, zum Beispiel, woher Jakob kam, warum nie jemand auf ihm aufmerksam wurde, und ob es wirklich so okay war, einfach so einem fremden Mann aufzunehmen.

Was, wenn seine Freunde ihn demnächst wieder sehen wollten und dann Fragen stellen würden?
Nun gut, von denen hielt er sich ja gerade vornehmlich fern, da bestand also zuerst einmal keine Gefahr...
Felix seufzte und entschied, die Denkerei fürs Erste sein zu lassen, schien er noch nicht wirklich zu einer richtigen Lösung gelangt zu sein.
Und außerdem: Wonach hätte er denn suchen können? Er bezweifelte stark, dass Google und Co. ihm da tatsächlich helfen konnten.

Felix schüttelte schlussendlich den Kopf, um sich von den Gedanken zu befreien, schöpfte etwas Suppe auf den Holzlöffel, mit dem er bereits in dem Eintopf gerührt hatte, und führte diesen zum Mund, pustete kurz, ehe er die würzige Flüssigkeit schlürfend kostete. Vollkommen zufrieden entschied er nun, die Herdplatte auszustellen und für sie beide Suppe aufzufüllen. Die zwei Löffel steckte er sich in die Hosentasche, so musste er kein weiteres Mal gehen.
Langsam öffnete der Braunhaarige die Augen, als Felix das Wohnzimmer betrat, welches abgesehen von einer schummrigen Stehlampe und dem Kamin kaum beleuchtet wurde, weswegen eine ziemlich gemütliche Atmosphäre im Raum lag.

Im Gegensatz zum Vorabend wirkte der großgewachsene Brünette nicht so schläfrig, eher schien er wacher zu sein. Der kurz aufkommende Gedanke, sein Gast könnte die Unruhe in ihm spüren, verflog relativ schnell wieder, zu abwegig fand Felix die Überlegung. Außerdem war es nicht wirklich so, als bedrückte ihn irgendetwas, und wenn dem so war, war es ihm tatsächlich nicht bewusst.

Oder es ist dir egal.

Felix schüttelte abermals den Kopf, dieses Mal jedoch eher im Gedanken, damit Jakob nicht verwirrt sein würde, und wartete, bis dieser mit kurzer Verzögerung den kleinen Tisch aufgebaut hatte und sie schweigend aßen.

Und Felix selbstverständlich gerade jetzt einfiel, dass er ja die Haare seines Gegenübers etwas schneiden und ihm eine alltagstaugliche Frisur verpassen wollte, damit diese ihn nicht ständig störten. Ein prustendes Auflachen sprang aus seiner Kehle und hastig musste er sich räuspern, weil Jakob sich wohl scheinbar leicht erschreckt haben musste, denn er war etwas zusammengezuckt und stierte ihn mehr als irritiert an.
Der Blick gab Felix dann den Rest
und lauthals lachend fiel er nach hinten auf den Rücken, wo er weitere Lachsalven aus seiner Kehle schickte und bereits kleine Tränchen die Wangen hinunterkullerten.
Irgendwann schnappte er etwas erschöpft nach Luft, und anscheinend war das für den Langhaarigen ein Anlass zur Besorgnis, weswegen er hastig um den kleinen, niedrigen Tisch zu ihm krabbelte und sich leicht zu ihm hinunterbeugte, ein leises, hauchendes Geräusch von sich gebend, was Felix etwas an ein ganz entferntes Miauen erinnerte, während er immer wieder mit der flachen Hand leicht auf die Brust des Blonden klopfte und erst aufhörte, als die Atmung des am Boden liegenden sich beruhigt hatte.

Felix rang erneut nach Luft, was bei der Rückenposition nicht viel brachte.
"Mir...mir geht's wieder gut.
Ich....musste nur...lachen.
Wegen...deiner Haare."
Jetzt war Jakob wohl vollends durcheinander, denn er murmelte fragend 'Haare...', ergriff fahrig eine breite Strähne und betrachtete interessiert seine Mähne, bis Felix sich schließlich krächzend auf die Ellenbogen kämpfte, erneut Luft aus der Lunge ausstieß und ihm bei einem weiteren Versuch erzählte, dass er ihm die Spitzen schneiden und irgendwie eine Frisur für den Alltag hinbekommen wollte.

Jetzt schien der Größere verstanden zu haben, denn zur Veranschaulichung beugte er sich hinunter zum Blonden, legte seine langen Haare über dessen Kopf wie einen Vorhang, sodass ihre Gesichter höchstens eine Fingerlänge voneinander entfernt zu sein schienen. Etwas perplex starrte Felix lediglich in die dunklen, verspielt leuchtenden Augen seines Gegenübers, betrachtete das leichte Lächeln, welches auf den schmalen Lippen lag, als der beinahe ewig andauernde Moment jäh unterbrochen wurde, denn der Brünette hatte die lange Mähne schwungvoll wieder über seine Schulter geworfen und lachte leise und brummend.



Findelkater/Fewjar FFWhere stories live. Discover now