Willst du hier bleiben?

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Felix fühlte sich an diesem Morgen besser ausgeruht.
Dennoch...irgendetwas war anders.

Ein leichter Druck auf seinem Körper ließ ihn etwas irritiert die Augen langsam öffnen, schließlich bemerkte er mit warm werdenden Gesicht, dass sein neuer Bewohner, ohne den dicken Pullover am Körper, neugierig auf ihm herum krabbelte, anscheinend noch eine gemütliche Position suchte, ehe er ein zufriedenen Schnurren von sich gab, seine Arme heiser gähnend streckte und sich dann vollkommen zufrieden der Länge nach auf ihn legte.
Felix brauchte einige Anläufe, um die passenden Worte zu finden, endete es gerade eher in einem verlegenem Gestammel. Jakob schien das zu merken, denn neugierig hob er den Kopf an und legte diesen schließlich verspielt grinsend wieder auf der angenehm kühlen Decke über der Brust des Blonden ab.
Endlich fand Felix wieder etwas seine Stimme wieder.

Sein gut durchblutetes Gesicht
(und sicherlich auch eine andere Stelle, doch darum würde er sich jetzt nicht kümmern) konnte er nicht verstecken, doch tapfer öffnete er den Mund, um zu sprechen.
"W...warst du etwa schon wach?", fragte er etwas heiser, deswegen räusperte er sich zögernd, ehe der Brünette angedeutet nickte.
"Länger schon.", entgegnete er simpel und klopfte mit den geballten Fäusten leicht auf der Brust des Liegenden herum, nachdem er sich leicht aufgerichtet hatte.
"Könntest du bitte aufstehen?
Ich hab Hunger.", fragte er mit leichter Ungeduld, ehe er sich kurz darauf langsam auf seine Bettseite rollte und sich genüsslich weiter streckte, dabei leise quietschende, katzenähnliche Geräusche von sich gab. Felix fragte sich zeitgleich, wie eine einzelne Person so sonderbar, niedlich und gleichzeitig irgendwie wahnsinnig grazil sein konnte, denn noch nie hatte er je so einen Menschen kennengelernt.

"Ja....klar. Ich muss nur eben wach werden, in Ordnung?", brummte der Bärtige und gähnte herzhaft, als er aus dem Augenwinkel mitbekam, wie sein Bettnachbar mit dem Kopf sachte gegen seine Schulter rieb und zufriedene Laute von sich gab.
Hatte Jakob ihn gerade geköpfelt wie ein Kater? Felix schüttelte leicht den Kopf und seufzte. Es waren erst einige Stunden vergangen, und er hatte eher das Gefühl, ein Haustier statt eines Menschen in sein Heim gelassen zu haben, aber andererseits gefiel ihm das irgendwie. Der Größere musste ihn direkt in sein Herz geschlossen haben und konnte wohl eher durch liebe Gesten seinen Dank zeigen.
Schien so, als müsste Felix sich einfach nur daran gewöhnen.
Nach ein paar Minuten entschied er schließlich, das warme Bett zu verlassen und trottete mit Füßen in Pantoffeln in die Küche, wo die freundlichen Sonnenstrahlen ihn begrüßten. Es war Samstag und er war schon relativ früh auf den Beinen.

Sicherlich kam das in der Vergangenheit bestimmt öfters vor, aber dennoch hatte Felix eher in Erinnerung, die letzten Wochenenden nicht derart früh aus den Federn raus zu sein. Vermutlich, um irgendwie einen klaren Kopf zu bekommen und sich wie zum Beispiel mit dem Abwaschen des Geschirrs von gestern zu beschäftigen und das Geschehene irgendwie im Kopf sortieren zu können. Nach der relativ schnell erledigten Putzarbeit machte er sich daran, im gemächlichen Tempo das Frühstück vorzubereiten.
Er schlug einige Eier in die Pfanne, würzte diese und zauberte nach kurzer Zeit daraus ein einfaches, aber schmackhaftes Rührei. Schließlich röstete er vier Scheiben Weizentoast kurz in der selben Pfanne an und drapierte alles zum Schluss auf zwei großen Tellern. Zum Schluss setzte er Kaffee und Tee auf und ging aus der Küche, um im morgendlichen Sonnenschein Jakob auf dem Teppich wiederzufinden. Lächelnd beobachtete Felix ihn, wie dieser auf dem Rücken liegend aus dem Fenster schaute und vermutlich dem Straßenverkehr als auch den jungen Vögeln lauschte, bis er entschied, ihm wegen des Frühstücks Bescheid zu sagen. Jakob erhob sich ächzend und streckend, ehe er sich komplett aufrichtete und Felix in die Küche folgte, um sein Geschirr zu holen, allerdings musste der Blonde ihm hastig helfen, denn er stellte sich etwas ungeschickt an.
Da zum Glück nichts Schlimmeres passierte, saßen beide wieder am niedrigen Klapptisch auf dem Teppich und frühstückten schweigend, während Felix ihn lieber nochmal schmunzelnd ermahnte, vor dem Trinken seines Tees zu pusten.
Anschließend half der Brünette sogar mit beim Abwasch, fand es kurz danach aber ziemlich witzig, seine Arme in das volle Waschbecken mit dem Spülschaum hineinzutauchen und Felix etwas nasszuspritzen, sodass sie sich eine kleine Wasserschlacht genehmigten.

"Du...solltest dich abtrocknen.", merkte der Blonde schließlich etwas peinlich berührt an, und schrie im nächsten Moment leise auf, als der Langhaarige die nassen Arme lachend an seinem Shirt abtrocknete.
"Trocken.", meinte er dann triumphierend und rannte kurz danach vor Felix weg, der sich seine Hände wieder nass gemacht hatte und nun hinter ihm her hechtete.
Lachend schaffte er es dann doch, Jakob zu umpacken und wischte seine nassen Hände an dessen Gesicht ab, was dieser gespielt maulend kommentierte.
Als sie sich schließlich leicht schnaufend gegenüberstanden,
schritt Felix gleich danach in sein Schlafzimmer, um sich anzuziehen.
Jakob folgte ihn auf leisen Sohlen, ehe der Bärtige ihm ebenfalls Kleidung rauslegte, die er anziehen konnte.
"Gehen wir raus?", wollte dieser auf einmal wissen und sah Felix fragend an. "Wozu das?", fügte er hinzu und hielt die Klamotten hoch.
Der zuckte mit den Schultern.
"Naja, ich hab noch nichts geplant, aber wenn du willst, können du und ich das Wetter ausnutzen und etwas in den Park gehen, wenn du magst.
Ich würde nur lieber eine dünne Decke mitnehmen, weil der Rasen noch etwas kalt sein könnte.", meinte er und setzte sich aufs Bett, um die Socken anzuziehen.
"Und eventuell sollte ich noch ein paar Waschsachen für dich holen.", überlegte er laut.
"Wenn du....wenn du vor hast,
hier zu bleiben.", fügte er schließlich etwas kleinlaut hinzu und sah etwas unsicher zum Fenster hinaus.
Zwingen könnte er ihn nicht.
Aber da er keinen Schimmer hatte, ob Jakob überhaupt ein festes Zuhause hatte, wollte er ihn ungerne wieder irgendwo absetzen.
"Ich bleib gern hier.", sagte Jakob leise, und als Felix sich zu ihm drehte, war dieser bis auf die Socken komplett angekleidet. Die Hose und das dünne Sweatshirt saßen zwar etwas lockerer als bei ihm selbst, doch insgesamt stand ihm die Kleidung gut.
Erleichtert über die momentane Situation und dass er bis jetzt halbwegs normal mit einem Mitmenschen sprechen konnte, ließ Felix sich seufzend nach hinten auf die Matratze fallen und bemerkte wie Jakob es ihm gleichtat.

"Ich bin froh, dass du hier bleiben willst, Jakob.", murmelte er nach einer längeren Stille und warf ihm einen Seitenblick zu.
Aus dem Nichts spürte er dessen Hand über seinen Bart streicheln und musste darüber lächeln, wie viel Freude sein neuer Mitbewohner über diese Kleinigkeit zu haben schien.







Findelkater/Fewjar FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt