Frühlingswetter.

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Felix spürte so richtig seit Längerem wieder bewusst, wie sehr sein Körper und Geist die Sonnenstrahlen benötigt hatten. Er schloss lächelnd die Augen und genoss die Wärme in seinem Gesicht und in der Brust und auf den Armen, atmete tief durch und brummte leise und zufrieden, ehe er Jakob in Richtung des anliegenden Parkes bugsierte und immer wieder in seine Gehrichtung nachjustierte, weil der Größere sich wohl zu sehr von der Umwelt ablenken ließ.

Schließlich​ erreichten Felix und sein etwas sonderbarer Mitbewohner die Parkanlage, spazierten in einem gemütlichen Tempo noch ein kurzes Stück über die Wiese, welche schon einige zarte Blumen in fröhlichen Farbvariationen aufwies, ehe der Blonde den aktuellen Platz für schön empfand, seinen Rucksack von der Schulter in das leicht kühle,
fleißig sprießende Gras gleiten ließ und die Decke, welche er die ganze Zeit auf dem Hinweg unter dem Arm eingeklemmt hatte,
breitete er dann auch aus.

Kein Moment verging, in dem der Langhaarige sich auf die Fleecedecke fläzte und grinsend mit leicht zusammengekniffenen Augen hoch in die Baumwipfel blinzelte,
während sich Felix zu ihm gesellte und zwei Flaschen noch recht kalter Melonenbrause aus seinem Rucksack hervorzog, die Deckel mit einem mitgebrachten Flaschenöffner abhebelte und ihm eine der Flaschen reichte, ihm zuprostete und beide schweigend ein paar Schlücke tranken, während sie bewusst im Stillen die Natur und die Geräuschkulisse wahrnahmen und den leichten Wind in den Haaren spürten.

In solchen Momenten war es schlichtweg nicht von Nöten, miteinander zu sprechen.
Da der Brünette seine langen Haare offen trug, musste er sie mehrmals brummend aus dem Gesicht streichen oder eine störende Strähne, sofern es nicht windig war, zur Seite pusten, was für Felix durchaus ein amüsanter Anblick war. Er überlegte einen Moment, ehe er entschied, dass Haargummis vielleicht eine weitere, gut überlegte Anschaffung sein könnten und fügte diesen Punkt  seiner inneren To Do- Liste hinzu.
Vielleicht würde Jakob ihn sogar an seine Mähne mit einer Schere lassen, damit sie etwas gesünder aussehen konnten und die abgenutzten Spitzen nicht mehr stören konnten.

Wie er das Ganze jedoch frisieren sollte, ließ Felix dann doch etwas überfragt zurück. Er würde sich dieses Vorhaben aber schon für den kommenden Abend zum Ziel setzen.
Das Bimmeln des Eiswagens ließ ihn aus seinen Gedanken schrecken, und etwas verdattert verdrehte er den Nacken, um zu sehen, dass die Eisbude nicht weit von ihnen entfernt gerade anhielt und bereits die ersten Kinder begeistert zum Wagen stürmten.
Zu der Belustigung vom Bärtigen hob auch sein neuer Mitbewohner aufmerksam den Kopf hoch und wandte sich dem Eiswagen äußerst interessiert zu.
Als er bemerkte, dass die Kinder vermutlich Geldscheine oder Münzen dabei hatten und wohl nur dadurch im Austausch an ihr Eis kamen, erkannte dieser schließlich die Situation, erhob sich auf allen Vieren und warf Felix einen unruhigen Blick zu, ehe er seinen Kopf wieder vorhin wie im Bett auffordernd gegen dessen  Schulter leicht zu reiben begann.
Schmunzelnd rollte Felix leicht mit den Augen, seufzte dann, was dem Brünetten von den Anlass gab, ein leise gurrendes Geräusch von sich zu geben, sich euphorisch auf den Rücken zu werfen, ehe er sich wieder schwungvoll erheben wollte, dann aber leise schmerzvoll aufwimmerte und sich den Knöchel hielt.

Felix bekam Mitleid, also fischte er seinen Geldbeutel aus der Tasche, stand auf, und deutete in Richtung des Eiswagens, murmelte noch hastig ein 'Ich bring dir was mit', ehe er über die Wieso zum Wagen schritt.
Vor der Auswahl stehend war er doch kurz überfragt, ehe er einfach jeweils zwei mal zwei Kugeln Zitrone und Vanille in der Waffel bestellte, bezahlte und die wenigen Meter zurück zum noch leise murrenden Brünetten zu gehen und ihm seine Eiswaffel zu überreichen, die dieser dankbar, aber noch immer mit leicht bedrücktem Gesichtsausdruck entgegennahm. Felix nahm das zur Kenntnis, kostete von seinen beiden Eiskugeln, ehe er sich wieder mit auf die Decke setzte und ausatmete.
Während er sein Eis aufaß,
sprach er zwischen den Pausen.

"Hör mal, wegen dem Geld...das musst du nicht bezahlen...und deinen Fuß schaue ich mir nachher nochmal an.
Vermutlich muss noch etwas Salbe rauf. Und so wie eben rumtollen solltest du vielleicht die nächsten Tage eher vermeiden. Die Wunde heilt sonst nicht richtig oder langsam.", erklärte er ihm ruhig, während beide von ihrem Eis aßen, doch so ganz zufrieden schien sein Gegenüber noch nicht zu sein. Sein Ausdruck änderte sich jedoch ein wenig, wirkte er nun eher etwas gespielt beleidigt, schien er wohl zu merken, dass sein Handeln eben nicht das Durchdachteste war, und Felix unterdrückte ein Lachen, was trotzdem in einem leisen Kichern ausartete, und beinahe wie erwartet schaute Jakob mit seinen großen Augen nun etwas eingeschnappt und auch überrascht drein, und bemerkte nicht, wie sein Eis wie wild zu tropfen begann.

"Hey, dein Eis!", merkte Felix hastig an, der leicht beleidigte Ausdruck im Gesicht des Größeren blieb noch ein wenig, doch die Situation ließ ihn sich nun eher an das tropfende Eis konzentrieren, weswegen er hastig begann, am oberen Waffelrand mit der Zungenspitze entlangzufahren, um den gröbsten Schaden zu minimieren, bevor er sich seine mit der süßen Milchspeise bekleckerten  Finger einzeln und zu Felix  Unglauben in den Mundraum gleiten ließ und das bereits flüssige Eis genüsslich und mit beinahe kindlichem Unwissen an eben diesen leicht leckte, selbst nachdem sie sich nicht mehr im Mund befanden.
Einige Vernunftsekunden und konzentriertes Ein- sowie Ausatmen benötigte der Blonde dann doch, ehe er schweigend die noch klebrigen Hände über die Wiese hielt und mit etwas Wasser aus der Plastikflasche säuberte und aus eben dieser Flasche ein paar Schlücke trank, um die Hitze in seinem Gesicht und Körper wenigstens etwas ausgleichen zu können, auch wenn jetzt vermutlich eher eine eiskalte Dusche helfen könnte.

Ein paar Minuten hielt Felix die Stille noch aus, ehe er sich erneut erhob und Jakob hoch half.

"Ich werde mit dir jetzt ein paar Besorgungen machen.", sagte der Bärtige und schaute stur geradeaus, weil er sonst sofort wieder das Bild von eben im Kopf haben würde, und das wäre für den ganzen Tag ziemlich kontraproduktiv.

Und Jakob...war begeistert und gar nicht mehr so beleidigt, auch wenn er einsehen musste, dass er den Tag über lieber nicht mehr so sehr rumtoben durfte, weswegen sie ihre Einkäufe in einem gemütlichen Tempo und mit der wärmenden Sonne im Rücken erledigten, bis der fortgeschrittene Nachmittag anbrach und sie sich mit vollen Tüten auf dem Weg nach Hause machten.

Findelkater/Fewjar FFWhere stories live. Discover now