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Mary Anne POV

Es vergingen Tage. So lange lag ich jetzt schon auf der Krankenstation und starrte gegen die kalte nackte Wand. Dieses Zimmer fühlte sich so leer an, als würde es kein Stück Leben in sich besitzen. Was es so gesehen auch nicht tat.

Ich befand mich im Purity Territorium. Ein Camp Lager, das Wölfe aller Art trainierte und ihnen half, ihre ,,Gaben" in Griff zu bekommen und verschiedene Kampfarten beizubringen. Getroffen hatte ich aber keine von Ihnen, bis auf die Ärzte und selbst die waren gut gebaut, ob Mann oder Frau. Sah ganz so aus, als würde hier jeder hart rangenommen werden. Ich sah auf meinen rechten Arm runter, der von Bandagen umhüllt war. Unter all dem Verbänden lagen drei tiefe blutige Schnittwunden, die mir Hunter zugesetzt hatte. Der erste Tag hier im Krankenhaus war die reinste Hölle. Ich konnte mich nicht mehr an vieles erinnern, nur an den feuerheißen Schmerz, der da war. Es war eine Höllenqual. Als ich hier hin gebracht wurde und man mir meine Wunde reinigte und Sie die Bandagen wechselten.

Ich konnte mich nur an meine Schreie erinnern. Laute voller Schmerz erfüllte Schreie, die durch das ganze Krankenhaus hallten. Warme salzige Tränen, die mir über meine Wangen rannten.

Drei mal.

Drei mal am Tag wurden die Verbände die letzten zwei Wochen gereinigt, damit keine Infektionen entstehen konnten. Doch der Schmerz, diese undenkbare Qual, war einfach nicht auszuhalten. Man musste mich mehrmals betäuben, um den Vorgang in Ruhe ausführen zu können, ohne dass ich anfing um mich herum zuschlagen und mich schmerzerfüllt zu krümmen. Dieses Brennen, das sich durch meinen Körper schleckte, war unbarmherzig. Meine Wunde war vielleicht am Arm, aber die Höllenqual erfasste meinen ganzen Körper und ließ mich jedes mal erschöpft und ausgelaugt auf mein Bett zurückfallen.

Entsetzlicherweise war ich nicht wütend auf ihn. Ich war erschrocken und enttäuscht, aber nicht wütend und ich hasste den Grund warum es so war.

Ich konnte mich selbst dafür nicht ausstehen.

Mir war bewusst, dass ich rasend vor Wut sein sollte, dass ich Ihn verabscheuen sollte, verdammt, ich hatte sogar ein Recht darauf, bezogen auf das, was er mir angetan hatte. Doch all das existierte nicht, es war pure Enttäuschung und Furcht, die sich gegen Ihn richtete.

Ja, ich fürchtete mich vor Hunter. Nicht das was er meinem Körper antun könnte, nein, diese Furcht hatte ich schon lange überkommen, sondern die Tatsache, was er mir psychisch antun könnte. Ich hatte Angst davor ihm wieder gegenüber zu stehen und in seine betrügerischen grauen Augen zu sehen. Ich hatte Angst, dass mein Herz ungewollt anfing gegen meine Brust zu pochen, wenn ich ihn ansah. Dass mein Bauch Purzelbäume machte, sobald der Klang seiner Stimme in meinen Ohren lag. Alle diese vermaledeiten Gefühle hatte er nicht verdient und doch waren sie da.

Wie viel musste er noch tun, damit ich ganz zerbrach? Wie viel konnte mein mickriges, erbarmungsloses Ich noch aushalten? Doch die zehnmillionen Dollar Frage war immer noch... wieso tat ich mir das selbst an?

Jedes einzelne Mal stellte ich mir diese Frage und selbst wenn die Antwort mir auf der Hand lag, wollte ich sie nicht wahrnehmen. Aber was blieb mir denn anderes übrig, als der Wahrheit ins Auge zu sehen.

Ich liebe ihn.

Weil mein kleines irrationales Herz ihn liebte. Weil der alleinige Gedanken an ihn ein Lächeln auf meine Lippen zauberte. Seine tiefe und beruhigende Stimme mein Herz zum Rasen bringen konnte.

Voller Scham sah ich von der verbundenen Wunde weg und richtete meinen Blick wieder auf die trostlose weiße Wand gegenüber von mir.

Ein leichtes Klopfen, das von der Tür kam, ließ meinen Blick dorthin schweifen. Mit einem rauem Ton bat ich die Person herein, auch wenn ich mir gut vorstellen konnte, wer es war. Erst pieckte ihr Kopf aus der Tür, anschließend folgte ihr ganzer Körper. Meine Mutter trat vorsichtig und zögernd in das Zimmer ein und sah mich mit einem müden Lächeln an.

Hunter Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt