"Ich opfere hier gar nichts.", zischte Levi und legte demonstrativ die Faust auf den Tisch. "Ich kann immer noch selber entscheiden, wie ich mein Leben leben will. Schon mein Vater wollte mir dieses Recht wegnehmen und jetzt kommst du hereinspaziert und tust so, als hättest du irgendein verschissenes Recht, mir zu sagen, wie ich meine Zeit verbringen soll?"

"Beruhig dich, Levi.", meinte ich sanft und atmete tief ein. "Das möchte ich doch gar nicht. Ich möchte dir doch nur zeigen, was dich alles erwarten könnte."

"Ich weiss selber ganz genau, was dort draussen ist, Erwin.", ssgte er. "Ich muss dich wohl nicht daran erinnern, was vor elf Jahren passiert ist."

"Nein, das musst du nicht.", murmelte ich gleich und nahm einen weiteren Schluck von Wein, in der Hoffnung das es mir helfen würde. "Meiner Meinung nach hast du dich aber davon einschüchtern lassen."

"Ja und wenn schon?", fragte er und verschränkte die Arme. "Ich will nicht raus."

"Oh doch, das willst du.", sagte ich und fuhr gleich weiter, bevor Levi was hinzufügen konnte. "Jeder Mensch will wissen wie es ist, frei zu sein. Jeder Mensch will sich irgendwann mal zu jemanden gebunden fühlen. Sich verlieben und eine Familie gründen."

"Bah, komm mir jetzt nicht mit diesem Gelaber, Erwin.", zischte er und schaute missbillig weg. "Ich bin noch immer 16. Vergiss das nicht."

"Du bist reifer als manch anderer Mensch, Levi.", sagte ich. "Sag mir nicht, dass du keine Familie willst."

Tatsächlich verstummte der kleine Mann. Stattdessen erstach er mich mit Todesblicken. Jeder, der das Vergnügen hat, Levi näher kennenzulernen weiss, wie sehr er es hat, falsch zu liegen. Oder bei seinen fehlgeschlagenen Lügen ertappt zu werden.

Ich hob meine Augenbraue, in der Hoffnung, es würde eine Antwort azs ihm entlocken. Was ich erhielt waren verdrehte Augen und ein Wegschauen.
Jedoch war das Antwort genug.

"Na also.", murmelte ich und im gleichen Moment kamen ein der Kellner, welcher das Essen vorbeibrachte.

Langsam fingen wir an zu essen und schwiegen für eine Weile, bis ich die Stille unterbrach. "Und?", sagte ich mit einer sanften Stimme und schaute ihn dementsprechend an.

Levi schwieg noch einen Moment, vermied den Blickkontrakt und ass ein Stück vom Hühnchen, welches nebenbei bemerkt ausgezeichnet schmeckte.
Dann sagte er: "Es ist mir egal, was du sagst. Ich werde mich nicht von ihm distanzieren."

"Du liebst ihn, nicht wahr?"

Sofort drehte Levi seinen Kopf zu mir und sein Blick war fragend. "Was soll das jetzt bedeuten?" Er fühlte sich ertappt.

"Du liebst ihn, das ist keine Frage.", stellte ich fest. "Dir ist aber bewusst, dass ihr zwei niemals zusammenkommen könnt, oder?"

Er kniff die Augen zusammen. "Was hat dir Eren gesagt, als du bei ihm warst?"

"Versuche jetzt nicht das Thema zu wechseln, Levi.", sagte ich harsch und lehnte mich zu ihm nach vorne. "Ich wiederhole mich. Ist dir klar, dass ihr nie zusammen sein könnt?"

Wieder schwieg der kleiner Mann vor mir. Dieses mal aber waren seine Augen weit aufgerissen. Ich behaupte Schock in ihnen zu erkennen. Oder Trauer.

"Das will ich auch nicht."

"Lügner.", sagte ich schroff.

"Nein. Ich meine es ernst. Ich will nicht mit ihm zusammen sei-"

"Lüge, Levi.", wiederholte ich mich.

"Nein!"

"Levi, ich kenne dich. Noch nie hast du dich so verhalten wie jetzt. Du bist verliebt und du willst mit ihm zusammen sein. Zumindest mit dem Eren von damals."

Another Life || ereriOù les histoires vivent. Découvrez maintenant