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Lucy

Erschrocken schnappe ich nach Luft, aber alles was in mich eindringt ist Wasser. Hustend versuche ich zur Wasseroberfläche zu gelangen, doch meine durchnässten Klamotten und der Gurt ziehen mich weiter nach unten. Verzweifelt paddele ich mit Armen und Beinen.

Es hilft nichts. Ich sinke nur immer tiefer, doch auf einmal berühren meine Füße etwas Hartes. Kräftig stoße ich mich ab und endlich durchbreche ich das Wasser und Sauerstoff hätte meine Lungen gefüllt, wenn da nicht dieser Hustenreiz wegen dem Verschlucken gewesen wäre.

Angestrengt mühe ich mich ab wieder Luft zu bekommen und vernehme gedämpft Schreie vom Ufer. Nach einer gefühlten Ewigkeit in der ich immer panischer werde füllt das lebensnotwendige Gas mich wieder und ich sauge gierig immer mehr davon ein. Jetzt werden die Stimmen auch wieder klarer.

"Scheiße! Ich kann hier doch nicht einfach stehen bleiben und nichts tun, wenn Lucy hier gerade vor meinen Augen ertrinkt!", höre ich Ju wütend schreien, aber gleich darauf folgt Alex Stimme, die ihn zurückhält.

"Nein! Lass mich das machen! Ich bin dazu ausgebildet!", nachdem ich meinen Kopf in seine Richtung gedreht habe sehe ich, dass er, während er spricht, sein Shirt auszieht.

"L-Leute! Es passt schon! Ich schaffe das auch alleine.", rufe ich ihm jedoch zu und er will mir gerade widersprechen, als ich schon auf ihn zuschwimme.

Dabei mühe ich mich ziemlich ab an der Wasseroberfläche zu bleiben, doch ich schaffe es und bleibe schwer atmend am Ufer liegen.

Sofort werde ich von Julien auf die Beine gezogen und er mustert mich besorgt.

"Alles in Ordnung? Hast du dich verletzt?", schießt es aus ihm.

Seufzend schüttele ich den Kopf und winde mich aus seinen Händen, die meine Handgelenke festhalten.

Das Wasser war mir eindeutig genug auf die Pelle gerückt. Jetzt muss er es nicht auch noch machen. Außerdem: Durch ihn bin ich ja erst in diese missliche Lage gelangt.

Langsam steigt Wut in mir auf und ich ziehe mir den Gurt aus, um ihn Alex vor die Füße zu pfeffern. Dieser blickt mich erschrocken an, doch ich schnaube nur.

"Joa. Also mir geht's gut, bis auf dass ich klatschnass und gerade halb ertrunken bin. Aber das passt schon.", ich verschränke die Arme vor der Brust und werfe Ju einen bissigen Blick zu. "Ist ja nicht so, dass ihr mich alle gestresst habt und ich deshalb unkonzentriert war und runtergefallen bin. Nene. Und derjenige, der das Ganze gestartet hat war auch nicht der werte Julien Bam. Nein, nein."

Und mit diesen sarkastischen Worten stampfe ich einfach an dem Asiaten, Alice und dem Rest meiner Klasse vorbei.

Ich habe wirklich keine Lust jetzt mit irgendwem zu reden, sonst gehe ich noch in die Luft. Nun muss ich nur noch hoffen, dass mir niemand nachläuft.

Tja. Pech gehabt.

"Lucy! Jetzt warte doch! Tut mir leid, okay?", erklingt Juliens Stimme hinter mir und Schritte holen zu mir auf. „Ich konnte ja nicht wissen, dass dich das so stört!"

Sauer stoße ich Luft aus, bleibe stehen, wende mich zu ihm und warte darauf, dass er endlich vor mir steht.

Dann bohre ich ihm meinen Zeigefinger in die Brust: " Das kannst du dir sonst wo hin schieben! Und jetzt lass mich einfach in Ruhe. Danke."

Und schon laufe ich weiter. Laufe weg von dem Schwarzhaarigen. Von dem Kletterwald. Kurz: Ich renne vor meinen Problemen davon. Mal wieder.

Am Rand der Landstraße bleibe ich schließlich stehen und fahre mir frustriert durch die Haare. Meine Klamotten kleben immer noch triefend an mir und dieses Gefühl ist einfach nur widerlich.

I Hate You | Julien BamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt