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Lucy

Der nächste Morgen läuft ähnlich wie der Vorherige ab. Ich stehe auf, ziehe mich an, wasche mich, checke meine Social Media Accounts, schnappe mir dieses Mal eine Birne und verlasse dann das Haus.

Auf meinem Weg zur Schule lasse ich mir Möglichkeiten ein Gespräch zu Alice aufzubauen und ihr meine Situation zu erklären einfallen. Je näher ich dem Schulgebäude komme, desto nervöser werde ich und als ich dann vor der Turnhalle stehe will ich nichts lieber als wieder abzuhauen.

Mit mir ringend laufe ich auf und ab und besiege dann schließlich meinen inneren Schweinehund.

Ich bleibe! Irgendwann muss ich so oder so mit Al sprechen!

Mit vor dem Oberkörper verschränkten Armen warte ich also unruhig auf Alice, Julien und meine anderen Klassenkameraden. Nach einer Weile trudeln die Ersten ein und sammeln sich in kleinen Grüppchen. Ich hingegen stehe alleine direkt neben dem Eingang der großen Halle und mir werden immer wieder böse Blicke von einigen der Mädchen zugeworfen.

Mir auf die Lippe beißend tue ich einfach so, als ob ich nichts bemerkt hätte und drehe mich von ihnen weg, sodass mein Rücken zu ihnen gerichtet ist.

Trotz dessen höre ich sie über mich tuscheln: "Die hat echt Aggressionsprobleme! Ju hat ihr gar nichts getan und dann führt die sich so auf..."-"Ja! Sie sollte echt mal in Therapie gehen und das in den Griff bekommen."-"Genau! Haha! Aber wohl eher in die Klapse! So daneben benimmt sich kein normaler Mensch."

Sie brechen in Gelächter aus und ich laufe knallrot an.

Oh man...Recht haben sie aber irgendwie schon.

Wenn es mal dazu kommt, dass ich mich aufrege, dann kann ich ziemlich übertreiben. Das habe ich wohl von meinem Vater. Nur ist dieser um Vieles schlimmer.

Zum Beispiel hat er mir als ich noch klein war eine Woche Fernsehverbot verpasst, da ich beim Spazieren aus Versehen hingefallen bin und mein nagelneues Kleid beschmutzt habe. Meine Mutter ist sofort gegen die Strafe gewesen, jedoch hat mein Erzeuger sie daraufhin angeschrien und hatte dabei so furchterregend ausgesehen, dass sie nachgegeben hat und mein Vater triumphierend gelächelt hat.

"He! Lucy! Alles in Ordnung bei dir?", ein Schnipsen holt mich zurück in die Realität und lasse meine Gedankenblase platzen.

Ich zucke zusammen und sehe Julien verdattert an, der auf einmal vor mir steht und mich etwas besorgt mustert.

"Ä-Äh. Ja! Es ist nichts.", winke ich schnell ab und der Asiate betrachtet mich komisch.

"Wirklich? Du siehst ziemlich blass aus.", stellt er fest und blickt mich fragend an.

"Ehhh... echt?", ich kratze mich am Hinterkopf. "Es ist alles okay. Keine Sorge."

"Na wenn du meinst.", daraufhin zuckt er mit den Schultern und sperrt dann die Sporthalle auf, ehe er diese betritt.

Ich und die anderen Schüler folgen ihm. Während diese sich in der Mitte der Halle niederlassen, lasse ich meinen Blick über die Menschentraube wandernd und bleibe bei meiner besten Freundin hängen.

Sie muss wohl während meinen Gedanken an die Erinnerung an der Schule angekommen sein. Plötzlich blickt die Blonde auf und unsere Blicke treffen sich. Ich schlucke schwer, da der ihrerseits ziemlich kühl ist. Sie schnaubt abwertend und schaut dann wieder weg.

"Los, geh zu ihr und rede mit ihr!", Ju ist auf einmal wieder neben mir und ich erschrecke beinahe zu Tode.

"Ju!", zische ich und versuche meine Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen. "Schock mich doch nicht immer so!"

I Hate You | Julien BamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt