Freundschaft und Fahrkarten

65 4 0
                                    

Ich ließ in der Schule nach und versank in meinem Schmerz. Doch dann kam Leonie, die wie eine gute Fee war, und holte mich aus meinem Loch heraus. Oni war direkt, aber trotzdem sensibel und feinfühlig. Ihre wilden, roten Locken spiegelten ihre Fröhlichkeit und ihren Spaß am Leben aus. Wir lernten uns in der Schülerzeitung kennen und durch die Zusammenarbeit bei einem Interview freundeten wir uns an und wurden mit der Zeit unzertrennlich, obwohl sie im Jahrgang über mir war. Deshalb war mein letztes Jahr langweilig, schließlich konnte ich niemanden mehr necken, wenn die zwei ersten Stunden ausfielen, aber sie trotzdem in die Schule gekommen war.
Glücklicherweise hatte unsere Freundschaft das Jahr trotz der Entfernung überstanden und jetzt war ich mobiler als ich es zu Schulzeiten gewesen war. Auch kam Oni mich öfter besuchen, wenn sie irgendwelche Hausarbeiten schreiben musste. Es gefiel ihr auf dem Hof und sie half auch gerne mit, was mich besonders freute, denn bekanntermaßen macht Arbeit ja zu zweit mehr Spaß. Auch bei einer Kälb-...
Der Schaffner holte mich wieder zurück aus meinen Gedanken: „Die Fahrkarten, bitte!" Johannes und ich fingen gleichzeitig an, in den Taschen zu wühlen und bald darauf reichte ich dem Kontrolleur mein Ticket. Er überflog das ganze und gab es mir dann mit einem Loch versehen wieder zurück.
Währenddessen suchte Hannes immer noch, er wurde immer verzweifelter und hektischer, bis er erleichtert seinen Fahrschein in der Hand hielt und dem Schaffner mit ziemlich rotem Kopf zeigte. Dieser schaute es sich sehr genau, viel genauer als bei mir, an und nickte dann. „Dankeschön, und noch eine gute Weiterfahrt", verabschiedete er sich und öffnete die Tür zum nächsten Waggon, weshalb das Rattern kurz lauter und dann wieder leiser wurde. „Da hattest du wohl nochmal großes Glück", grinste ich, „Und wie! Ich hatte wirklich Panik, dass ich die Fahrkarte irgendwie verloren hab oder so", er seufzte erleichtert, „Aber der Kontrolleur war ja auch recht entspannt."
„Das stimmt, da gibt's welche... Naja, meine Berufung ist es auch nicht."

Eine Zugfahrt - Eine UnterhaltungWhere stories live. Discover now