Dein Lebens(ver)lauf

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Lena. Ein 16-Jähriges Mädchen, welches in der Schule immer mit ihren Freundinnen Mara, Sina und Johanna zusammen sitzt und jede Pause etwas mit ihnen unternimmt.

Andere Mitschüler passen nicht in ihre Gruppe, in ihre Klique. Gruppenarbeit; ohne es abgesprochen zu haben, Lena, Mara, Sina und Johanna.

Partnerarbeit; die vier müssen sich, zu ihren Leidwesen, trennen. Oh, nein! Wer arbeitet mit wem?! Egal! Man kann sich ja möglichst nah zueinander setzen.

Wird gemacht. Die Lehrer nennen die vier immer schon in einem Atemzug. Doch eines Tages zerschneidet ein einziges Wort die wunderbare Welt von Lena. Ein einziges Wort, macht ihre Vorstellungen, von einem problemlosen Leben, kaputt.

Wieder einmal stand an diesem Tag eine Gruppenarbeit an. Lena drehte sich, wie immer, zu Mara, Sina und Johanna, um. Diese schauten sie aber nicht einmal an, schauten durch sie hindurch, als würde es sie nicht geben. "Lena, Mara, Sina und Johanna, ihr arbeitet doch bestimmt wieder zusammen?", fragte sie der Lehrer. "Nein.", dort war es. DAS Wort, was alles zerstörte.

Der Lehrer war geschockt. Lena war geschockt. Die Mitschüler waren geschockt. Es war mucksmäuschenstill geworden, im Klassenraum. "Ihr wollt mir einen Streich spielen, was?", lachte der Lehrer auf und legte grinsend das Aufgabenblatt auf den Tisch.

Lena kamen die Tränen. Aber sie wollte jetzt nicht anfangen zu weinen. Nicht, vor Mara, Sina und Johanna. Nicht vor dem Lehrer und auch nicht vor den Mitschülern. Diese schienen zu merken, dass die drei Mädchen rund um Lena keinen Streich spielen wollten. Mitleidig sahen sie Lena die ganze Zeit über an. Irgendwann sagte jemand aus ihrer Klasse, sie solle zu ihnen in die Gruppenarbeit kommen.

Schüchtern, was sie sonst nicht war, stand sie auf und taumelte zu Sarah, Lucia und Marie. Vorsichtig ließ sie sich auf den freien Stuhl nieder, den Marie ihr dort hingestellt hatte. "Danke.", flüsterte sie und wischte sich die Tränen aus den Augen. "Was ist denn passiert bei euch, magst du darüber reden?", Lucia war ein liebes Mädchen und wollte für jeden das Beste. Sie spielte ihre Freundlichkeit nicht.

"Ich weiß es nicht...", Lena kamen schon wieder die Tränen. Sarah schaute immer mal wieder zu Mara, Sina und Johanna herüber. Aber das, was sie dabei sah, erzählte sie nicht.

Sie ignorierten Lena nicht nur. Nein. Immerwieder schauten sie zu Sarah, Lucia, Marie und Lena herüber, tuschelten irgendwas, was bestimmt nicht stimmte und lachten dann laut darüber.

Lucia, Marie und Sarah gingen mit Lena aus dem Raum. Was der Lehrer dabei dachte, war ihnen im Moment total egal. Sie wollten verhindern, dass Lena mitbekam, was ihre falschen Freunde über sie redeten.

Das wollte nämlich niemand hören, wenn man ehrlich war. Hässlich, dumm und unfähig war Lena nämlich überhaupt nicht. Ehrlich gesagt, war Lena Klassenbeste und noch dazu echt hübsch. Marie vermutete dass die drei einfach neidisch waren. Neidisch auf die guten Noten und neidisch darauf, dass Lena besser aussah, als sie selbst.

"Habt ihr euch gestritten?", fragte Sarah. Lena schüttelte den Kopf. "Wir waren gestern noch alle bei Mara... Und seit heute morgen sind sie so komisch und reden nicht, wenn ich dabei bin.", Erzählte sie.

Es war bekannt, dass die drei in der Klasse unbeliebt sind. Alle hatten sich immer gefragt, wie Lena Zeit mit ihnen verbringen konnte. Und nun gehörte Lena selbst zu den Menschen, die sich immer wieder diese Frage stellten. Aber wie kam es dazu, dass sie Lena plötzlich nicht mehr akzeptierten, wo doch gestern noch alles prima war?

Diese Frage stellte sie Sarah, Lucia und Marie auch. Aber auch sie fanden darauf keine Antwort.

Die nächsten Wochen verliefen ähnlich, was Lena's frühere Freundinnen anging. Lena hatte sich umgesetzt und saß nun bei Lucia und Co. Sie hatten sich angefreundet. Jeder stand auf Lena's Seite und unterstützte sie.

Lena merkte, wie wenig sie, Dank Mara, Sina und Johanna,von ihren Mitschülern wusste und wie wenig Zeit sie mit ihnen verbracht hatte.

Die Lehrer sprachen mit Mara und Sina. Johanna hatte die Klasse gewechselt. Die beiden übrig gebliebenen hörten nach Monaten endlich auf, Lena zu beleidigen und zu Mobben. Das lag aber daran, dass die komplette Klasse ihren Abschluss bekam und die Schule verließ.

In ihren Mitschülern hatte Lena allerdings richtige, aufrichtige Freunde gefunden, mit denen sie auch nach der Schule den Kontakt hielt. Von Mara, Sina und Johanna hörte sie gar nichts mehr.

Bei einem Gespräch zwischen Lena und ihrem Lehrer, vor dem Abschluss, bekam man heraus, dass Lena von den dreien gemobbt wurde, was sich durch Kaugummi in den Haaren, Beleidigungen und sogar körperlicher Gewalt äußerte, weil sie gut in der Schule war und sie, anscheinend jemandem ihrer früheren Freundinnen, den Schwarm ausgespannt hatte.

Lena hatte wirklich einen Freund, Timo, welcher auch in ihrer Klasse gewesen war. Sie hatte allerdings erst etwas mit ihm angefangen, oder sagen wir, den Kontakt zu ihm aufgenommen, nachdem Mara, Sina und Johanna es für nötig hielten, sie zu Mobben.

Short Story'sWhere stories live. Discover now