Sternenlicht

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Sternenlicht

Bobby Miller. Ein Astronaut, der Tagebuch führt, über die Dinge, dort oben im All. Dort oben, im Universum.

Das Tagebuch ist sein Allerheiligstes. Niemand, der anderen zwei Astronauten durfte hineinsehen, es war ja schließlich sein Tagebuch.

Auch jetzt saß er angeschnallt auf einem der Sitze, schaute hinaus. Der Welt auf den Kopf und schrieb. Über das Aussehen der Erde aus diesem Blickwinkel, über die Aussicht aus dem Raumschiff "Sternenlicht" und über das, was er dabei fühlte, über der Erde, im Universum, zu schweben.

Nur deswegen waren sie hier; Bobby, Michael und Ilona. Sie wollten wissen, wie es hier oben aussah, wie sie das alles von hier aus wahrnahmen.

Das Raumschiff schwebte immer weiter, in Richtung der Sterne, während Bobby all seine Eindrücke auf Papier festhielt.

Einzelne Gesteinsbrocken wirbelten umher, doch sie waren zu klein, um "Sternenlicht" in irgendeiner Weise gefährlich zu werden. Die Sterne formten sich fast jede Sekunde neu. Sie leuchteten und erloschen.

Immer wenn man in die Weite des Schwarzen Universum's, welches auch gleichzeitig so bunt erschien, sah, immer sah man irgendeine Veränderung. Und jede, versuchte Bobby, so detailliert wie möglich, festzuhalten.

Die Gesteinsbrocken zogen bunte Schimmer hinter sich her und hinterließen einen wunderschönen Anblick, in lila, orange und grün. Aber wie wir wissen, sind die Farben nur Reflexionen von Licht.

Vom Sternenlicht vielleicht? Oder wirklich nur, von der Sonne? Die Sonne, die man gerade in gelb, orange und rot, glühen sah? Der Sonne, in welcher übermäßig hohe Temperaturen herrschten, die unten auf der Erde, nur minimal, auf die Köpfe der Menschen schienen?

Immer tiefer und weiter schob sich die "Sternenlicht" in das Universum. Immer mehr Eindrücke wurden von Bobby, Michael und Ilona wahrgenommen. Bobby fing sogar an, schneller zu schreiben, damit auch wirklich jedes Detail auf sein fast volles DIN A4-Blatt fand.

Seine Schrift wurde unordentlicher, aber blieb trotzdem leserlich. "Michael, halt sie mal an.", sprach Ilona nun Bobby's Gedanken laut aus. Michael betätigte einige Knöpfe und das Raumschiff ächzte, blieb aber schließlich stehen, ließ uns die Außenwelt genauer betrachten, ließ uns Zeit für die Aufzeichnungen.

Tagebucheintrag am 23.05.2017
Das Universum ist weit. Schwarz und dennoch bunt. Viele Dinge, die sich in das Gedächtnis brennen, ohne, dass man sie je gesehen hat oder beschreiben kann. Die Sonne, in gelb, orange und rot, so nah und doch so fern. Ein Ball, der unmenschliche Temperaturen beherbergt. Temperaturen, die ausgestrahlt werden und im Minimum auf die Menschenköpfe hinunter, auf die Erde, scheinen.
Gesteinsbrocken, Meteoriten. Alle auf ihre Weise schön und erschreckend zugleich. Jeder zieht einen farbigen Schleier hinter sich her und zieht den Beobachter in seinen Bann. Die Farben, alle Reflexionen des Lichts, in lila, orange und grün. Das Licht, welches von Sternen und Sonne ausgeht, eher ein goldenes, blendendes Schimmern.
Sterne.
Sie explodieren, erlischen, formen sich neu, entstehen neu.
Lassen Sternschnuppen durch das schwarz-bunte Universum fliegen. Erscheinen und verschwinden wieder, aber bleiben in Erinnerung; denn wer, außer wir, kommt so nah an sie heran und ist trotzdem so weit entfernt?

Ich bin überwältigt, von dem, was man hier zu sehen bekommt. Was man hier miterleben darf und was in kurzer Zeit entsteht und gleichzeitig wieder zerstört wird. Eine einmalige Chance, all das zu erleben, zu sehen, detailliert aufzuschreiben und in Bildern im Kopf zu behalten. Die Bilder im Kopf, werden unvergessen sein und bleiben.

Michael und Ilona werden dies auch so sehen, werden der selben Meinung sein, doch jeder nimmt das Ganze anders wahr. Schreibt es anders auf, sieht etwas, was ich eventuell gar nicht gesehen habe, oder sieht andere Dinge, als wichtiger an.

Wenn wir also unsere Berichte vergleichen würden, am Ende unserer Reise, würde in jedem etwas anderes stehen. Aber sie werden alle auf ihre Weise wundervoll und unvergessen sein.

Ein Schimmer ließ Bobby für kurze Zeit aufhören, zu schreiben. Ein Stern, ganz hell und klar, bildete sich genau vor seinem Fenster. Wieder ein Ereignis, welches er in Bildern in seinem Kopf speichern würde - und nie vergessen würde.

Der Stern, welchen er heimlich "Sternenlicht" taufte, zog ihn in seinen Bann. Und das würde nicht das letzte Mal sein, dass er in den Bann irgendwelcher Ereignisse gezogen wurde...

Short Story'sWhere stories live. Discover now