Aufregendes Essen

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Sorry, dass es so lange gedauert hat. :(

„Na dann machen wir das doch gleich!", meinte Ramona lächelnd und lief bereits in Richtung Arbeitszimmer. Geschlagen folgte ich ihr. Für den besseren Effekt entschlossen wir uns dazu, den Film auf der Leinwand abzuspielen. Also verband ich den Computer mit dem Beamer und drückte auf Play. Während dem Film schaute ich immer wieder zu den anderen und versuchte ihre Gesichter zu deuten. Nun fielen mir auch ein paar Stellen auf, die ich gerne anders bearbeitet hätte. Am Ende des Films saß ich wie ein Häufchen Elend auf meinem Stuhl und wartete auf die Kritik. Doch es kam nichts. Dagi, Timo, Shirin, Melina und Ramona schwiegen. Das machte mich noch nervöser und ich fragte: „Und?" Erst jetzt wandte Melina ihren Blick zu mir. Sie hatte Tränen in den Augen. „Wow. Miri, der Film ist wunderschön! Du hast es so gut hinbekommen, die Gefühle und die Erlebnisse auf der Tour festzuhalten und hier zusammen zuschneiden. Ich fühle mich wieder zurück versetzt in die letzten Wochen." Überrascht lauschte ich ihren Worten. Es berührte mich, dass ich den Film anscheinend genau richtig gestaltet hatte. Nun gaben auch die anderen Youtuber ihr Feedback ab. Sie alle waren der gleichen Meinung wie Melina. Nun fehlte nur noch Ramonas Meinung. Gespannt warteten wir alle auf ihr Urteil. Sie sah uns alle der Reihe nach an. Durch ihr Schweigen erhöhte sie die Spannung noch mehr und Melina zappelte schon richtig auf ihrem Stuhl. Schließlich sah Ramona mich an, lächelte und sagte schlicht: „Bravo!" Dieses Wort bedeutete mir so viel, dass ich ihr am liebsten um den Hals gefallen wäre. „Hast du noch mehr Filme entworfen oder erst mal nur diesen?" „Ähm...ich habe eine Art Kurzfilm gemacht, der zeigen soll, was man unter der Gangtour verstehen kann." „Das klingt interessant! Zeig doch mal!" Es war mir etwas unangenehm. Ich hatte den Film noch nicht Probe geschaut und hätte ihn am liebsten nicht gezeigt. Aber Ramonas Ton hatte mir gezeigt, dass ich keine andere Wahl hatte. Wahrscheinlich wollte sie mich testen. Ob ich noch mehr drauf hatte, als nur zu filmen und zu fotografieren. Schließlich war TubeOne eine kleine Firma, sie hatten nicht alles Geld der Welt. Da mussten sie schauen, dass sie nur die effektivsten Leute bezahlten. Also drehte ich mich ohne Widerworte zu meinem Computer und begann den Film zu suchen. Als ich mich umgedreht hatte begann sofort angeregtes Getuschel. Kurz fragte ich mich, ob ich irgendwas am Rücken oder an der Hose hatte. Aber dann hätte Melina mir bestimmt etwas gesagt. Außerdem bemerkte ich, dass eine der Stimmen aufgebracht klang, während eine andere versuchte, irgendetwas zu erklären. Schließlich hatte ich den Film gefunden und startete ihn. Ich drehte mich wieder zu den anderen zurück und das Getuschel verstummte sofort. Melina, die neben mir saß, schaute ziemlich düster drein. Irgendwie sah sie süß aus. Ich schmunzelte, legte ihr dann aber eine Hand beruhigend auf den Oberschenkel. Bei meiner Berührung lächelte sie und ihre Augen klarten auf. Jetzt konzentrierte sie sich auch auf den Film, sodass ich ebenfalls nach vorne blickte. Als der Film zu Ende war, wollte ich meine Hand von ihrem Bein nehmen, um den Computer herunter zufahren. Doch Melina hielt meine Hand fest und verschränkte sie mit ihrer. Ich musste lächeln. >> Mel ist schon süß. << Nun drehte sich auch Ramona zu mir um. Zu meiner Erleichterung lächelte sie. „Die beiden Filme sind wirklich toll geworden, du hast großes Talent. Wir haben Glück, dass du deine Bewerbung zu uns geschickt hast!" „Sag ich doch!", rief Melina wieder leicht eingeschnappt. Ich drückte ihre Hand, um ihr zu zeigen, dass alles gut war. „Dankeschön. Ich war heute irgendwie richtig im Flow.", lächelte ich. „Wärst du so lieb und schickst mir die Filme? Dann können wir den Langen gleich auf Youtube veröffentlichen und den Kurzen in den Sozialen Netzwerken verbreiten. Mal sehen, vielleicht kann ich sogar ein paar in der Stadt laufen lassen." Ramona begann mehr mit sich selber zu reden und stand auf. Murmelnd lief sie aus dem Zimmer. Wir sahen uns amüsiert an und mussten lachen. „Was ist denn mit Ramona los?", fragte Dagi lachend. „Ich denke, Miris Filme haben ihr sehr gut gefallen.", meinte Shirin. „Genauso wie uns.", fügte Melina hinzu. Ich lächelte die vier an. Sie waren tolle Freunde. „Wisst ihr was? Nach diesem Erfolg lade ich euch ein. Was wollt ihr?", fragte ich spontan. Melina rief natürlich sofort: „Pizza!", Shirin: „Nutella!", Dagi: „Burger!" und Timo: „Sushi!" Ich lachte. Die anderen stimmten mit ein und gemeinsam lachten wir, bis uns der Bauch weh tat. „Okay. Alles klar. Dann begeben wir uns mal auf Essenssuche!", japste ich irgendwann. Immer noch kichernd zogen wir uns an, sagten Ramona Bescheid und gingen auf die Straße. Natürlich wurden die Youtuber sofort erkannt und mussten erst mal reichlich Fotos machen. In einer kurzen Pause sagte ich Melina Bescheid, dass ich Shirin schon mal die Nutella kaufte. Grinsend nickte sie und wurde direkt vom nächsten Fan angesprungen. Ganz in der Nähe war ein kleiner Supermarkt, in dem ich die Nutella kaufte. Als ich wieder herauskam hatten sich alle vermummt und hielten die Köpfe gesenkt. Ich machte schnell ein Foto und rief: „Ihr seht aus, wie Gangster!" Die vier sahen zu mir und grinsten. Ich ging zu Shirin und gab ihr die Nutella, sowie einen Löffel, den ich vorhin noch aus dem Studio hatte mitgehen lassen. „Danke!", freute sie sich. Lächelnd sah ich zu, wie sie das Glas öffnete und genüsslich den ersten Löffel nahm. „Himmel auf Erden!", seufzte sie. Wir alle lachten und begaben uns zu einem Restaurant, dass sowohl Pizza, als auch Burger und Sushi anbot. Schwatzend ließen wir uns in einer ruhigen Ecke nieder und bestellten. Ich nahm ebenfalls eine Pizza, während Shirin nach der Kalorienbombe namens Nutella einen Grünen Salat bestellte. Während dem Essen hatten wir viel Spaß und machten viele verrückte Fotos. Ich machte mir eine Notiz im Hinterkopf, dass ich das alles Mal zu einem Film schneiden musste.

Nach einer Weile kam eine junge Kellnerin zu uns und fragte, ob wir noch etwas wollten. Gut gelaunt baten wir um eine weitere Runde Getränke. Doch als die Reihe an Melina war starrte sie die Kellnerin einfach nur an. Diese starrte zurück. Ich sah ständig zwischen ihr und der Kellnerin hin und her. Ich spürte ganz genau die Funken zwischen den beiden. Mit einem Blick auf Shirin, Dagi und Timo hatte ich das Gefühl, dass ich die einzige war. Ein seltsames Gefühl machte sich in meinem Magen breit. Eifersucht? Verärgert schob ich das Gefühl beiseite und stupste Melina an. „Hey Schlafmütze! Du bist dran? Was willst du trinken?", fragte ich betont freundlich. Melina wachte Kopfschüttelnd aus ihrer Trance auf, genauso wie die Kellnerin. Stotternd bestellte Melina eine Whiskey Cola und die Kellnerin zog sichtlich durch den Wind ab. Nun sahen alle zu Melina. „Was war gerade los? Hast du einen Geist gesehen?", fragte Shirin lachend. Melina lächelte leicht, sah aber immer noch in die Richtung der Kellnerin, die nun einen anderen Tisch bediente. Ich schob mich vor ihr Gesicht und rief nun schon mit leichtem Ärger in der Stimme: „Könntest du dich bitte wieder an unseren Tisch einfinden und aufhören, der Bedienung auf den Arsch zu glotzen?!" Erschrocken sah Melina mich an. Die anderen Drei waren nicht weniger erschrocken und blickten verwirrt zwischen uns beiden hin und her. Etwas verlegen lehnte ich mich zurück und versank ein wenig in meinem Stuhl. Ich hatte eigentlich nicht so deutlich werden wollen, es war einfach aus mir herausgeplatzt. Ich sah Tränen in Melinas Augen: „Ich...ich hab doch gar nicht...ich hab doch gar nicht auf ihren Arsch geschaut!", stotterte Melina. Ich hatte das Gefühl, dass ich sie bloß gestellt hatte. Warum auch immer. Ich wollte mich entschuldigen. „Es tut mir leid. Du hast recht. Ich weiß gar nicht, wie ich darauf gekommen bin. Und ich muss ja zugeben, sie ist wirklich hübsch." Für Dagi, Shirin und Timo war damit das Thema beendet und auch Melina wirkte besänftigt. Wenig später kamen unsere Getränke, die uns zum Glück eine andere Kellnerin brachte. Als wir ausgetrunken hatten bezahlten wir und machten uns auf den Weg zur Tür. Als nur noch Melina und ich in der Gaststätte waren kam plötzlich die hübsche Kellnerin.

Melinas und meine GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt