Kapitel 8

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Even's Sicht

Mal wieder saß ich an meiner lange liebgewonnenen Schlucht und ließ die Füße baumeln. Der Streit mit Isak's Vater hatte sich zwar nicht weitergesponnen, jedoch hatten die Beleidigung an Isak gesessen.

Ich wollte Isak auf keinen Fall verlieren, das ginge einfach nicht. Ich hasste jede Sekunde ohne ihn und wollte mir gar nicht vorstellen, ihn nicht mehr sehen zu dürfen. Und nur in der Schule heimlich und voll Angst zu leben war nicht das, was ich mir unter einer gesunden Beziehung vorstellte. Nur wusste ich nicht, wohin mit mir.

Ich überlegte, ob es nicht vielleicht doch besser wäre, meiner Mum davon zu erzählen. Womöglich hatten Isak's Eltern genug Respekt vor ihr, sodass sie ihr zuhören und ihre Einstellung überdenken würden.

Ich kann es nur hoffen. Genauso, wie ich nur hoffen konnte, dass Isak sich meldete. Es war ein schreckliches Gefühl, diese Ungewissheit. Mir war furchtbar übel, ich hatte Kopfschmerzen von den vielen Gedanken, meine Augen brannten, weil ich weinen wollte, ich hatte Gänsehaut, weil ich fror. Ich wollte einfach, dass das alles aufhörte. Ich lehnte mich nach hinten und lag nun auf dem Felsen. Der Gedanke daran, dass Isak mich verlassen könnte, damit es ihm nicht mehr so schlecht ging, fraß sich wie ein schwarzes Loch durch mich hindurch. Mein Magen drehte sich noch fünf mal um und ich versuchte mich zu beruhigen, um nicht brechen zu müssen. Die Stimmen flüsterten mir zu, dass ich doch einfach zu Isak könnte und mit ihm abhauen sollte. Mir gefiel die Idee, allein mit Isak zu wohnen und ein Leben mit ihm zu haben, nur wusste ich genau, das mein Engel das auf keinen Fall wollen würde. Es war einfach nicht schön, zu wissen dass die Familie zuhause einen sucht... und ich hatte Angst. Aber ich konnte auch nicht einfach hier sitzen bleiben.

So stand ich auf und machte mich auf den Weg zu meiner Mutter. Ich wollte ihr das Ganze erzählen, in der Hoffnung, alles würde besser werden wenn sie es wüsste und wenn ich es mir von der Seele geredet hatte. Ich ging ins Haus und rief durchs Haus nach meiner Mutter. Nur erhielt ich keine Antwort.

Im Keller war sie auch nicht und auch nicht im Garten, wo sie mich nicht hätte hören können. Mir blieb nichts anderes übrig, als sie anzurufen. Es klingelte und klingelte und klingelte. Aber nichts. Seufzend legte ich das Handy wieder weg und ging in die Küche. Um einfach irgendwas machen zu können begann ich Waffeln zu machen, da dass der einzige Nachtisch war, der bei mir nicht nach 5 Minuten den Feuermelder auslöste.

Nach etwa 70 Waffeln und einer versauten Küche hörte ich dann auf. Als ich mir gerade die erste Portion mit Nutella und Puderzucker reinschob, hörte ich den Schlüssel in der Tür stehen und meine Mutter: "Hallöchen!" durchs Haus rufen.
"Hey Mama! Ich bin in der Küche."
"Das kann ich auch riechen.", hörte ich sie kichern. Sie kam mit Einkäufen zu mir und bat mich, ihr beim einräumen zu helfen, was ich auch tat.
"Was machst du schon zuhause? Ich hab angenommen du wärst wieder bei deinem Freund."
"Ich war auch, da aber... Darf ich dir was anvertrauen...? Ich weiß langsam nicht weiter...", sprach ich leise und bedrückt. Ich schaute sie nicht an sondern räumte einfach weiter die Milch ein.
"Klar natürlich, ich sagte ja du kannst mir alles erzählen.", erzählte sie mit mit ihren liebevollen, überfürsorglichen Mütterton, für den ich das erste mal dankbar war.
Ich machte uns beiden unseren Lieblingstee und dann setzten wir uns an die Küchentheke, während ich zu erzählen begann.

Ich erzählte von unserem schönen Morgen am Jahrestag, von meiner Einladung von Sonja. Meine Mum seufzte schon dort an der Stelle schwer. Ich erklärte ihr, dass Isak total außer sich war und sich erst im Zimmer versteckte und dann abhaute, wie ich danach Sonja's rauswurf und zu Isak's Eltern ging und Isak versehentlich outete. Der Frau vor mir stand ins Gesicht geschrieben, dass sie diesen Fauxpas unendlich dumm und vermeidbar fand. Es ging dann weiter mit dem Rauswurf durch Isaks Vater, das ich am nächsten Tag wieder zu Isak bin, um seinem Vater eine Standpauke zu halten. Ich verbrachte dann etwas länger damit ihr zu erklären, wie es für mich war, dass Isak mich wegschickte und wie sehr ich Angst hatte ihn zu verlieren.

Nach einer kurzen Pause sprach meine Mum: "Also erstmal, du bist manchmal echt tollpatschig und dumm, Even. Zweitens, ich würde gern mal mit seinen Eltern reden, es ist unverantwortlich, dass man nur wegen seiner eigenen Einstellung das Leben von seinem Sohn zerstört. Mal sehen, ob sie zumindest auf mich hören. Und du gehst heute am besten zu Isak und redest mit ihm."
"Denkst du, dass er mich nicht wieder wegschickt...?", fragte ich sie etwas nervös und erleichtert über das Angebot.
"Ich würde dich als Mutter nicht zu ihm lassen, wenn ich wüsste dass du dort nicht wilkommen wärst. Er liebt dich so sehr wie du ihn, ich verspreche es."
Ich konnte gerade nicht anders als zu lächeln und sie glücklich zu umarmen. Ich war einfach unendlich dankbar so eine tolle Frau als Mutter zu haben und zeigte ihr all das über diese ehrliche Umarmung. "So und jetzt los, ich fahr dich zu deinem Schatz, du Dummkopf.", grinste sie breit.

Kichernd zog ich mich an und lief runter mit ihr zum Auto. "Er wird wahrscheinlich bei Eskild sein.", erzählte ich ihr mitsamt der Adresse, die die zusammen auch gleich anfuhren. Ich bedankte mich ein weiteres Mal, bevor ich zur Wohnung ging und klingelte.

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⏰ Last updated: Apr 19, 2019 ⏰

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