Kapitel 7

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Isak's Sicht

Ich seufzte leise und wischte mit die restlichen Tränen weg. Ich entfernte mich etwas vom Felsen mit der Rose und setzte mich zum Messer, das am weitesten weg war. Beim Vorbeigehen hatte ich meinen Rucksack gepackt und durchsuchte ihn nun, bis ich mein Handy triumphierend in der Hand hielt. Sofort stachen mir die vielen Nachrichten und Anrufe von Even und meinem Vater ins Auge. Jedoch hatte ich auch einen Anruf von Eskild bekommen, den ich als einzigen zurück rief. Kurz bevor ich schon wieder auflegen wollte nahm er ab ä.
"Hallo?"
"Ja hey, Eskild. Du hattest angerufen, oder?"
"Achso, hallo Isak. Ja, also ich wollte eigentlich nur fragen, ob du mein Buch eingesteckt hast, aber ich hab es schon gefunden.", lachte er etwas verlegen, was er jedoch nicht richtig zeigte.
"Du, Eskild?"
"Ja?"
"Glaubst du, ich kann bei dir übernachten? Also im freien Zimmer."
Die Idee kamm ganz plötzlich und unerwartet, doch ich wollte weder zurück noch im Wald schlafen.
"Hmm? Ja, natürlich, aber wieso kommt den so plötzlich? Stimmt etwas nicht?"
Eskild machte sich andauernd Sorgen, wenn er nicht gerade damit beschäftigt war, mir auf die Nase zu binden, dass ich ja ach so sehr stinkte.
"Kann ich dir das bei dir erzählen?"
"Klar. Wann bist du ungefähr da?"
"Keine Ahnung 1-2 Stunden."
"Ok, perfekt. Ach ähm, und Even hat angerufen und dich gesucht. Soll ich ihn auch einladen?"
"Besser nicht... Ich mach mich dann auf den Weg. Bis gleich und nochmals danke."
Ein Seufzen war durchs Handy zu hören. "Na schön. Bis gleich."
Ich legte auf und ließ mein Handy beim Aufstehen in die Tasche gleiten. Ich war mir den Rucksack über die Schulter und ging gemütlich aus dem Wald wieder raus, diesmal aber darauf bedacht, nicht in die selbe Richtung zu gehen, aus der ich gekommen war. Als ich endlich wieder rauskam erkannte ich relativ schnell die Umgebung und machte mich auf den direkten Weg zu Eskild. Dort angekommen klingelte ich und mir wurde aufgemacht. Eskild nahm mich in die Arme und ließ mich reinkommen, wo ich es mir auf dem Sofa gemütlich machte .
"Erzähl jetzt. Was hat Even diesmal angestellt?", fragte er interessiert und drängend.
"Dieses Mal hat ER hat nix gemacht. Okay, jedenfalls nicht direkt...", gab ich kleinlaut zu.
"Nun sag schon. Was ist passiert? Hat er dir gesagt ä, dass du zu sehr stinkst?"
Ich lachte etwas auf und schüttelte den Kopf.
"Nein, also es war so, dass..."
Ich erzählte ihm genau, was geschehen war. Vor Eskild hatte ich keine großen Hemmungen mehr, da er mir ebenso komische und teils verstörende Geschichten seinen Beziehungen erzählt hatte. So konnte ich relativ offen und ohne ein komisches Gefühl im Magen über Even und meine Eltern reden. Die Geschichte mit dem See ließ ich auch dieses Mal aus. Nachdem ich über die Rose nachgedacht hatte, war ich mir sicher, dass ich es niemals jemandem verraten wollte. Zum jetzigen Zeitpunkt war das jedenfalls mein Ziel.
"Und deine Eltern haben dich im Ernst geschlagen, weil du schwul bist?", fragte er mit erstaunten und mitleidigen, aber zugleich auch wütenden Blick nach.
"Wohl eher mein Vater. Meine Mutter habe ich bisher nicht gesehen.", erklärte ich kühl und schaute auf meinen Tee. Eskild hatte uns den bereits vorbereiteten Tee gebracht, als er von Sonja gehört hatte. Dieser Name brachte nie etwas Gutes, wenn ich deshalb sogar extra hier auftauchte und reden wollte. Er selbst nahm einen großen Schluck von seinem Früchtetee, bevor er weitersprach: "Und Even weiß nicht davon, dass deine Eltern so reagiert haben?"
"Nein, aber ich habe die Befürchtung, dass er sich sowas vorstellt hat. Du kennst ihn doch. Er reagiert gerne mal über."
"Und du hast die beiden einfach so da stehen lassen? Wie lange ist das jetzt her?"
"Kein Ahnung.", sagte ich. "Vielleicht 2-3 Stunden. Vielleicht mehr."
"Dir ist aber schon klar, dass du den Streit zwischen den beiden nur aufgeheizt hast, oder?", fragte er vorwurfsvoll.
"Was hätte ich deiner Meinung nach sonst tuen sollen?", erwiderte ich leicht gereizt, verkrampfte die Hände um meine Tasse mehr und trank wieder etwas vom Inhalt.
"Was weiß ich schon. Ich hab solche Probleme nicht, aber weglaufen ist keine Lösung."
"Hast du wieder zu viele Filme gesehen, Eskild?", scherzte ich etwas und fing mir einen drohenden Blick.
"Du weißt, wie ich das meine. Ich an deiner Stelle hätte deinem Vater lieber meine Meinung frei gesagt."
"Punkt 1: Wenn ich was gesagt hätte, wäre Even ausgetickt und wäre erst recht auf ihn losgegangen.
Punkt 2: Ich hab keine Lust, noch mehr geschlagen oder angeschrieen zu werden.
Punkt 3: ... Ach, irgendwo hast du ja recht.", sagte ich kleinlaut, woraufhin sich Eskild gespielt arrogant nach hinten lehnte. 
"Sag ich doch. Aber heute nicht mehr. Für's erste bleibst du hier. Ich muss dich dich noch etwas ablenken dürfen. Romeo und Julia?", fragte er begeistert.
"Im Ernst? Schon wieder?", lachte ich, nickte aber. Er sprang auf und verkippte dabei seinen halben Tee auf mir.
"Ach, Junge! Kannst du nicht einmal aufpassen?", kommentierte ich lachen, weshalb er sich entschuldigte und die DVD einlegte. Er setzte sich zurück zu mir und legte mir, typisch er, den Arm um. Breit grinsend sah ich mir den Film mit ihm an, doch der Sturm um unsere Rose ging mir nicht aus dem Kopf. Und auch die Felsen nicht.
"Eskild?"
"Hmm?"
"Was würdest du in einen Schlüssel hinein interpretieren?"

Stay here forever ♡ Evak  (Skam)Where stories live. Discover now