Kapitel 2

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Isak's Sicht

Unser Kuss, der schon lange zu einer wilden Knutscherei geworden war, wurde durch ein lautes Klingeln, welches von der Tür ausging, gestört, weshalb ich mich etwas erschrocken und schnell von ihm löste. "Erwartest du noch wen?", fragte ich ohne den Blick von der Tür abzuwenden und wurde sogleich von Even an den Hüften gepackt, waraufhin ich kurzerhand auf der Couch daneben saß. Er stand auf und grinste als er die Tür aufmachte. Ich direkt hinter ihm stehend blickte in das verhasste Gesicht von Sonja.
"Was macht die hier?", zischte ich.
"Was macht er hier?", sprach sie ebenso zeitgleich zurück und sah mich an, als würde sie hoffen, dass ich davon plötzlich umfalle. Ich sah sie ebenso hasserfüllt an.
"Ach Isak, sei nicht so. Ich hab sie eingeladen", grinste er mich an und umarmte danach Sonja.
"Du weißt ganz genau, was ich von ihr halte", sagte ich offen und verschrenkte auffordernd die Arme vor der Brust, jedoch innerlich etwas enttäuscht. "Und das auch noch heute..."
"Sie ist als eine gute Freundin hier. Ich werde dich sicher nicht mit ihr betrügen", sagte er gelassen und schloss die Tür.
"Hat dich ja sonst auch nicht gestört", konterte ich bereits mit verletzten Unterton und stapfte in sein Zimmer, wo ich die Tür hinter mir zuknallen ließ, natürlich nicht ohne Sonja noch einen tödlichen Blick zuzuwerfen. Ich schmiss mich aufs Bett und starrte zur Decke .

Warum muss er sie schon wieder einladen? Warum muss er sie nochmal umarmen? Warum verletzt er mich wieder? Denkt er im Ernst, dass wir uns plötzlich wieder vertragen? Sie liebt ihn immer noch und das weiß Even. Und das auch noch an unserem Jahrestag. Nicht, dass ich schon genug um die Ohren hab. Ich schluckte und setzte mich auf, um mich in einen Schneidersitz zu setzten. Ich würde nicht gehen. Das soll die N*tte schön selbst machen. Was denkt sie sich dabei, hier aufzutauchen, wo sie diejenige war, mit der Even mich betrogen hat. Erwartet sie, dass Even es wieder tun wird? Würde Even es wieder tun? Würde er es ein drittes Mal tun? Zutrauen würde ich es ihn leider...

Ich blickte auf, als ich bemerkte, wie die Tür leise aufgedrückt wurde.
"Hei."
"Was willst du, Even?"
"Kannst du bitte wieder zu und kommen? Du bist schon 15 Minuten in meinem Zimmer und kommst einfach nicht raus. Was hast du denn so gegen Sonja?"
"Sag mal willst du mich verarschen?!", rief ich aufgebracht und sprang auf. "Glaubst du, ich vergesse es? Glaubst du, ich vergesse was du mir mit ihrer Hilfe angetan hast? Glaubst du, ich würde sie mögen? Bist du echt so dumm?!"
"Isak, bitte beruhige dich. Du weißt, dass ich es bereue."
"Zwei Mal? Wenn du es ein Mal getan hättest und es bereuen würdest okay. Damit käme ich klar, wenn auch schwer. Aber zwei Mal?"
"Isak, ich-"
"Sei einfach still. Sag einfach nix mehr. Ich geh schon. Vergnüg dich ein weiteres Mal mit ihr! Ist okay", warf ich ihm aufgebracht an den Kopf.
Wütend drückte ich mich an ihn vorbei und zog mir schnell Schuhe an und griff nach meiner Jacke.
Als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte wirbelte ich herum und sah unerwartet in Sonjas Augen, weshalb ich erstmal mehrmals blinzelte, um ihr nahes Gesicht besser erfassen zu können.
"Vergiss deine Rosen nicht, Loverboy", flüsterte sie hinterlistig grinsend und drückte sie mir in die Hände.
"Fahr zur Hölle, Sonja!", erwiderte ich kalt, ließ die Rosen wieder fallen und verschwand schnellen Schrittes raus.

Ich ging in den Wald und schrie mich selbst an.
Eifersucht, bekomm dich in den Griff.
Du liebst dieses Arschloch. Tu, dass es einmal aufhört. Warum muss er so sein, verdammt?!
Aber dennoch...
Lass mich zu ihm zurück.
Lass ihn nicht mit diesem Flitchen allein.
Mach es einfach wie immer.
Geh Bäume niederdreschen.
Lass es nicht an Menschen aus.
Ich griff also nach dem altbekannten Ast, der schon oft genug dafür gesorgt hatte, dass meine Hände bluteten, da die Rinde sich zu oft in mein Fleisch gefressen hat. Viele Male schlug ich schreiend auf Bäume ein und gelangte immer tiefer in den Wald. Nach gefühlten Stunden des Schreiens und seit geraumer Zeit auch des Weinens, gab ich es auf, um meine Stimme nicht weiter zu belasten. Als ich müde den Ast fallen ließ und mich umblinkte, sah ich nix weiter als Bäume. Ich hatte keine Ahnung wo ich war und woher ich gekommen war. Und es war mir auch ehrlich gesagt scheiß egal. Ich lief einfach immer tiefer in den Wald und trat Steine aus dem Weg. Ich blieb erst stehen, als der Stein, den ich gerade getreten hatte, einen unerwartete Klang wiedergab, als er eigentlich hätte aufkommen sollen. Ich schaute mich um und blickte auf einen winzigen See, vielleicht sieben mal acht Meter groß, welcher umringt von genau sechs Felsbrocken ein eigenartig beruhigendes Bild von Schönheit wiedergab. Ich ging zu einem der Steine, die Ähnlichkeiten zu Grabsteinen aufwiesen und fuhr mit dem Finger die tief eingeritzten Muster nach. An jedem war ein ander Gegenstand eingraviert, wie ich nach wenigen Minuten feststellte. Auf dem ersten fand ich eine Rose.
Dann ein Schlüssel.
Dann ein Buch.
Ein Messer.
Einen Adler.
Und auf dem letzten Stein erkannte ich Nadel und Faden.
Ich verstand den Zusammenhang nicht und grübelte nach. Nach einer Weile hatte ich die Füße ins kalte Wasser getaucht und kamm zu keiner klaren Idee. Nur eins wusste ich. Es waren Symbole. Sie standen für etwas. Etwas wichtiges.
Die Rose stand für möglich für die Liebe. Dennoch hat sie viele Dornen , die einen verletzen. Stimmt.
Doch mehr verstand ich auch nicht. Der Schlüssel, das Buch, das Messer, der Adler und besonders Nadel und Faden schienen unerklärbar.
Womöglich fehlt es mir an Erfahrung im Leben...
Es interessierte mich recht wenig, dass meine Zehen langsam blau wurden oder dass mein Handy ununterbrochen klingelte.
Doch was mich sehr und sogar so sehr, dass ich dafür meine Zehen abgeben würde, interessierte mich, wer die Symbole eingeritzt hatte. Was er sich dabei gedacht hatte. Was er mit den Gegenständen sagen will...

Nach mehr als zwei Stunden an dem bezauberndem Ort nahm ich einen Anruf entgegen.
"Isak? Isak! Fuck, Schatz, wo steckst du? Wir suchen dich schon überall. Ich dachte du wärst zuhause, aber da meinten dein Eltern, dass sie dich seit gestern nicht gesehen haben. Schatz, bitte sag mir nicht, dass du schon wieder im Wald bist." Er sprach schnell und aufgeregt und es schwang sogar ein Hauch von Erleichterung in seinem Ton mit.
"Ja, ich bin im Wald. War dir Sonja etwa nicht genug?", griftete ich ihm entgegen. Ich wollte nicht von hier weg.
Er seufzte leise. "Schatz, bitte. Ich hab nix mit ihr gemacht. Komm endlich wieder zurück. Hast du dich wieder verlaufen?", fragte er besorgt. Ich schwieg.
"Bist du weit in den Wald?"
Ich schwieg erneut.
"Kommst du wieder raus?"
Ich seufzte.
"Tut mir leid...", antwortete ich scheinbar beziehungslos.
"Es ist okay. Ich will nur, dass du wieder zurück kommst... ich komm dich suchen ok?"
"Nein. Ich geh selbst", sagte ich beim Aufstehen und Anziehen der Schuhe. Ich schaute mich nochmal um und drehte mich frustriert, weil ich die Symbole nicht verstand , um und ging in irgendeine Richtung.
"Aber Schatz du weißt doch nicht wo du hin musst."
"Und du etwa schon?", sagte ich leise. Ich ging einfach stur gerade aus.
"Wie lange bist du schon im Wald?", fragte Even immer noch besorgt.
"Seit ich deine Wohnung verlassen hab."
"Du bist schon 4 Stunden im Wald?!", fragte er geschockt .
"Warum nicht? Ich bin kein kleines Kind mehr, jetzt lass es", murrte ich und beschleunigte meine Schritte .
"Du hättest bleiben sollen... Ich hab mir Sorgen gemacht. Ich bin außerdem immer noch bei dir Zuhause", teilte er mir mit und klang nun so als mache er sich Vorwürfe.
"Warte was? Das heißt, sie sind in der Nähe? "
"Sie sitzen neben mir. Was ist daran jetzt so schlimm, Scha- Oh..."
Ich biss mir auf die Lippe und begann zu rennen.
"Du Vollidiot. Wag dich jetzt ein Wort zu sagen."
"Aber stolper nicht", mahnte er nun zusätzlich etwas bedrückt.
Ich verabschiedete mich schnell und rannte so lange, bis ich raus aus dem Wald war. Zu meiner Überraschung war ich hinter unserem Haus und stand nun in unserem Garten. Ich wusste nicht, wie lange ich gebraucht hatte, aber ich wusste, wie ich wieder zum See gelangen konnte.
Zögernd betrat ich das Haus und wurde von Even's erleichterten Umarmung fast erschlagen.

Stay here forever ♡ Evak  (Skam)Where stories live. Discover now