Chapter 2

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Chapter 2 ~Zoey~

Mein Herz schlug wie verrückt gegen meine Rippen. Mein Herzschlag spielte verrückt und ich hatte keine Chance es irgendwie zu beruhigen. Ich konnte jeden einzelnen Schlag bis in meine Ohren hören und mit jeder einzelnen Sekunde, die verging wurden die Schläge lauter. Ich betrat mit wackligen Beinen den Schulhof. Am liebsten würde ich mich direkt wieder umdrehen und gehen. Ich wollte nicht die Neue sein. Ich wollte nicht schon wieder alleine auf dem Schulhof stehen, weil ich niemanden kannte. Es war unmöglich für mich irgendwelche neue Freundschaften zu schließen, wenn kein Wort aus mir heraus kam. Ich atmete tief ein und aus.
Ich musste mich beruhigen. Irgendwie und irgendwie schnell bevor ich noch in Panik ausbrach. Es wird alles gut. Die Schule konnte nicht schlimmer sein als die vorherige. Es durfte nicht schlimmer sein! Ich legte meine Schultern zurück und hob meinen Kopf. Wenn keiner sah, dass ich ängstlich und nervös war, dann konnte mir keiner was an tun?
Oder?
Ich hoffte es zu mindestens.
Ich schaute mich vorsichtig um. Der Schulhof war größer und ordentlicher als der von meiner alten Schule. Dafür gab es mehrere Gruppen. Ich hasste Gruppen. Sie verhießen nie etwas Gutes. Sie machten immer die Schwächeren nieder und dann taten sie als wären sie das Opfer.
So war es doch immer.
So war es überall.
Als würden mich ihre Blicke töten, als würden sie mich auffressen, senkte ich wieder meinen Blick und betrat zögernd den Schulhof. Ich will hier weg. Ich will nach Hause. Ich will nicht gesehen werden. Ich möchte unsichtbar sein. Ich möchte der Schatten für jeden und allen sein. Das einzige was ich mir erhoffte war ein ruhiges Schulleben.
Nicht mehr und nicht weniger.
,,Zoey!", schrie plötzlich eine bekannte Stimme quer über den Schulhof. Ich kniff genervt meine Augen zusammen nur um sie in der nächsten Sekunde wieder zu öffnen. Jetzt wussten alle wer ich bin und dass ich existierte. Alle Augenpaare waren bestimmt auf mich gerichtet. Und dass nur dank einer Person. Wie war das nochmal, dass ich wie Luft sein wollte? Dass jemand meinen Namen in dem Mund nahm sorgte immer dafür, dass sich mein Körper auf eine unangenehme Art und Weise verspannte. Vielleicht zuckte ich deswegen wie ein ängstlicher Hase zusammen, der bei seiner Flucht ertappt wurde.
Ich hielt Mitten in meiner Bewegung inne und wartete auf das Unbekannte. Als würde was schlimmes passieren und ich könnte es nicht aufhalten.
,,Zoey? Ist alles in Ordnung?", erkundigte sich eine sanfte und zugleich besorgt männliche Stimme. Eine warme Hand legte sich auf meine Schulter, wodurch ich noch einmal zusammen zuckte und in der nächsten Sekunde hatte ich zwei warme braune Augen und ein breites Grinsen vor meine Augen.
Mason.
Zwei warme braune Augen strahlten mich an als konnte niemand dieses Strahlen nehmen. Ich fragte mich noch immer wie der Typ die ganze Zeit Lächeln konnte ohne dass sein Gesicht schmerzte. Ich wusste nicht wieso, aber wenn ich in seine Augen sah fühlte ich mich wohl und geborgen. Ein Gefühl, was mich verwirrte und verunsicherte. Ein Gefühl, was mir ganz und gar nicht gefiel. Meine Augen richteten sich auf eine Gruppe, die hinter Mason standen. Sie hatten eine griße Distanz zwischen uns, wodurch die kein einziges Wort hören konnten, was Mason sagte. Ihre Blicke waren kalt und distanziert. Als würden sie allen und jeden von sich fern halten wollen. Als würden sie keine neue Bekanntschaften gut heißen. Ich hatte das Gefühl ihre Blicke würden mich verschlingen, als würden sie versuchen mich zerstören.
Hatte ich Mason falsch eingeschätzt? War er genauso wie alle anderen? Was würde jetzt mit mir passieren? Die innere Panik machte sich in mir breit. Ich konnte sie nicht unterdrücken oder sie überspielen. Sie war zu mächtig. Sie hatte besitzt von mir ergriffen und breitete sich immer weiter in mir aus. Ich machte einen großen Schritt zurück. Seinen tragenden Blick entging mir nicht aber sagte nichts. Enteeder ignorierte er meine Reaktion oder es war eine hm egal. Egal was es war, ich bin ihm dankbar dass er mich darauf ansprach. Seine Augen guschtem von meinem Gesicht zu meine Hände, wo ich einige Papiere hielt. Hoffentlich konnte er nicht sehen wie stark meine Hände zitterten. Hoffentlich sah er nicht meine Angst, die mit jedem Augenblick schlimmer wurde.
,,Was sind das für Papiere?", fragte er mich und seine braune Augen schauten wieder auf. Ich schluckte den dicken Kloß in meinem Hals runter und öffnete meinen Mund um zu antworten, doch wie viel zu oft kam kein einziges Wort aus mir heraus.
Ich hielt die Papiere hoch.
,, Anmeldungsformular.", las er leise vor und nickte verstehend. Ich hatte keine Lust und keine Zeit mit Mason irgendein Small Talk zu führen als würden wir uns seit Jahren kennen. Er brauchte kein Interesse vorspielen. Er brauchte seine Zeit nicht mit mir verschwenden. Ohne ihn noch einmal anzuschauen lief ich an ihm vorbei sowie an die Gruppe, die noch immer hinter ihm stand. Wahrscheinlich sind es seine Freunde, die auf ihm warteten.
Zwei eisblaue Augen richteten sich auf mich. Sie wirkten kalt und distanziert. Als würde er versuchen fremde Menschen von ihm fern zu halten. Sein schwarzes Haar fiel ihm in die Stirn, wodurch das Blau besser zur Geltung kam. Sein Oberkörper war angespannt als würde er das schlimmste von allen erwarten und in Angriff übergehen. Auch wenn an ihm alles finster und gefährlich aussah ändere es nicht an der Tatsache, dass viel mehr hinter seinen Augen steckte. Mehr als er der Welt zeige. Hinter diesem Blau musste einfach mehr stecken. Ich schüttelte meinen Kopf. Vielleicht irrte ich mich auch. Vielleicht hatte ich alles falsch gedeutet. Ich wandte mich von dem schwarzhaarigen Jungen ab und setzte meinen Weg fort. Wir leben in zwei verschiedene Welten. Er hatte Freunde und wurde gemocht und ich stand alleine. Wie immer. Warum verglich ich uns? Ich kannte ihn nicht einmal und dass wird sich so schnell auch nicht ändern.
„Warte!", schrie Mason wieder quer über den Schulhof, senkte aber zum Glück seine Stimme als er weitersprach: „Ich begleite dich."
Ruckartig drehte ich mich zu ihm um.
Bitte was?
War das sein ernst?
Warum wollte er mir helfen?
Erst gestern und jetzt heute.
Konnte ich ihm wirklich vertrauen?
Hatte er kein eigenes Leben?
Konnte er mich nicht in Ruhe lassen?
Ich verstand ihn nicht. Ich konnte ihn nicht verstehen. Ich beobachtete Mason wie er mit lässigen Schritten auf mich gelaufen kam und mir ein Lächeln schenkte.
„Kommst du?", er nickte in Richtung Eingang, was mein Untergang war. Ich folgte Mason in die Schule hinein, welcher mir die Tür aufhielt. Ich umklammerte den Griff meiner Tasche fester als die Tür ins Schloss fiel. Jetzt gab es kein Zurück mehr.
Genauso wie die Schule aussah, war sie von innen groß und luxuriös. Sie war hell und schlicht gestaltet. Ganz anders als ich es kannte. Und dass sollte mein neues Leben sein? Alles war ganz anders als ich kannte. Ob ich mich jemals daran gewöhnen werde? Ich folgte Mason langsam in irgendeine Richtung. Er wusste wohin er lief. Der Gang war lang und breit und der Weg fühlte sich endlos an. Mit jedem Schritt, den ich tat wurde ich nervöser und ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit. Mein Magen verkrampfte sich als wir vor einer verschlossene Tür stehen blieben.
„Da wären wir.", verkündigte Mason stolz als wäre der Weg schwierig und gefährlich gewesen: „Wenn du irgendetwas brauchst der dich nicht zu Recht findest, lass es mich wissen" Er schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln bevor er an mir vorbei lief und mich mit meiner Angst alleine ließ. Ich wollte nicht darein. Ich wollte verschwinden und mein altes Leben zurück? Ich schüttelte meinen Kopf. Ich werde Mason ganz sicher nicht um Hilfe bitte. Bestimmt nicht. Ich kam früher sehr gut alleine zurecht, warum sollte sich das auf einer neuen Schule ändern? Warum gab er vor mein Freund zu sein, obwohl wir das nicht waren?
Wir sind Nachtbar.
Nicht mehr und nicht weniger
Ich holte ein letztes Mal tief Luft und klopfte vorsichtig an die Tür des Direktors. Jetzt gab es wirklich kein Zurück mehr. Jetzt hatte ich wohl endgültig mein altes Leben verloren, oder?
„Zoey Armstrong.", begrüßte mich der Direktor und stand ohne zu zögern von seinem Schreibtischstuhl auf. Er kam mit eiligen Schritten auf mich zu und schenkte mir ein Lächeln. Warum musste jeder hier lächeln? Ich versuchte es zu erwidern ohne Erfolg. Ich reichte ihm zögernd meine Hand und drückte sie leicht.
„Ich habe mir Ihr Zeugnis angeschaut und ich muss sagen, dass ich wirklich beeindruckt bin Ms. Armstrong.", sprach er sofort drauf los: Ich habe noch nie in meiner Lehrerlaufbahn jemanden mit solchen Noten gesehen. Wie ist es dazu gekommen?"
„Ich hatte neben der Schule viele Privatlehrer und Extrakurse.", beantwortete ich seine Frage.
„Unglaublich, dass Sie alles unter einem Hut geschafft haben und dann mit solchen Leistungen. Als Ihre Mutter Sie angemeldet hat, hat sie Sie in höchsten Tönen gelobt."
Meine Mom hatte mich gelobt?
Wieso?
Sie kannte mich nicht. Sie kannte weder meine Vergangenheit noch meine Leistungen. Woher kannte sie dann? Was verschwieg sie mir? Wir hatten kein gutes Verhältnis und sowie ich sie kennengelernt hatte, war sie kein Mensch, der gerne prahlte. Sie glaubte sie würde mich kennen? Und dass nur von meiner schulischen Leistungen? Dann hatte sie sich gewaltig geirrt. Ich bin nicht das Mädchen, was sie glaubte zu kennen. Naja man kann auch nicht vom kennen reden, wenn ich sie nur zwei Stunden gesehen hatten und wir kaum ein Wort miteinander gewechselt hatten. Die Lippen des Direktors bewegten sich, aber ich verstand kein Wort. Ich hörte ihm nicht zu. Meine Gedanken kreisten um meine leibliche Mutter, die vorgab als würden sie nichts über mich wissen oder sich für mich interessieren, zeigte das Gegenteil. Es war nicht fiel, doch dass sie mich beim Direktor gelobt hatte bewies doch etwas. Dass sie sich vielleicht ein ganz kleiner Teil in ihr sich für mich interessierte. Dass sie Schuldgefühle hatte, dass sie uns verlassen hatte. Ich wusste es nicht! Ich konnte meine Erzeugerin nicht fragen, weil ich sie seit unserer Ankunft nicht mehr gesehen hatte. Ich hatte nicht mals ihre Nummer um ihr zu schreiben. Vielleicht war es auch besser so. Für den Anfang zu mindestens.
„Sie dürfen gehen und ich hoffe sehr, dass Sie mit Ihren Leistungen ein Glanz für die Schule werden.", beendete der Direktor seinen Satz. Ich schaute auf. Seine braunen Augen strahlten mich an. Hatte er gemerkt, dass ich ihm nicht zu gehört hatte? Dass
ich keine Ahnung hatte wovon er in den letzten Minuten geredet hatte?
„Vielen Dank.", ich lächelte ihn dankend zu, schnappte meine Tasche bevor er weitere Ansprachen halten konnte, die mich nicht interessierten. Ich schloss die Tür hinter mir und begann mich auf die Suche zu meinem Klassenzimmer, was irgendwo hier sein musste. Der Direktor, welchen Namen ich noch immer nicht kannte, hatte mir meine ganzen Bücher gegeben, meinen Stundenplan und im Eilzug meine Anmeldungsformulare unterschrieben. Ich hatte immer gedacht eine Anmeldung würde Monate dauern. Besonders bei so einer Schule. Wie hoch die Schulgebühren wohl waren? Ich glaube, dass möchte ich lieber nicht wissen. Was für einen Einfluss hat meine Mom? Und wie wichtig war sie, dass alles ohne weitere Vorkommnisse erledigt werden konnte. Die Frage, die noch viel wichtiger war wer meine Mom ist war: Wo muss ich hin? Ich hatte keine Ahnung und ich hätte den Direktor lieber nach den Weg fragen sollen anstatt in meiner Gedankenwelt versunken zu sein. So groß konnte die Schule doch nicht sein, dass sich jemand wie ich verlaufen würde. Dass war unmöglich. Ich erinnerte mich noch genau an den Weg zum Haupteingang und diesen Weg würde ich auch als erstes gehen. Bestimmt führte die große Treppe zu den Klassenräumen. Seufzend fuhr ich mit meiner Hand durch mein rotes lockiges Haar, was ich immer tat wenn ich nicht weiter wusste. Eine Angewohnheit, die ich mir von meinen Pflegeeltern abgeguckt hatte.
„Na, brauchst du Hilfe?", erschreckte mich eine amüsierte Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und war auf jeglichen Angriff gefasst. Doch es war nur Mason. Er hatte sein typisches Grinsen im Gesicht als er sich von der Wand abstieß und auf mich zugelaufen kam.
„Ich wusste es das du Hilfe benötigen wirst." Mason nahm mir ohne zu Fragen meine Bücher aus der Hand. Ich ließ es geschehen. Zum einen weil sie mit der Zeit schwer wurden sondern weil er mir half, obwohl ich ihn nicht darum gebeten hatte. Er hätte mich auch alleine lassen können. Er müsste sich nicht um mich kümmern aber er tat es trotzdem. Ohne Fragen zu stellen. Ohne mit mir Small Talk zu halten.
,,Als ich deine Anmeldung gesehen habe, habe ich einen Blick auf deine Klasse geworden. Wir sind in derselben. Deswegen habe ich auf dich gewartet." Er brauchte sich nicht zu Rechtfertigen. Ich tat es auch nicht. Er verlangte von mir keine Erklärungen und ich tat es genauso wenig. Jeder von uns hatte seine Gründe und das war das einzige was zählte. Ich erwiderte nichts sondern presste meine Lippen fest aufeinander.
Mason stürmte die Treppen auf und er schien nicht Mal aus der Puste zu sein, auch wenn er meine Bücher trug. Ich starrte zu ihm hinauf. Wie viel Ausdauer besaß er? Ich würde Jahre brauchen bis ich oben angekommen bin.
,,Wo bleibst du?", schrie er von oben. Während er weiter die Treppen rauf stürmte folgte ich ihm mit langsam Schritte. Auch wenn ich gerne möchte, ich konnte nicht so schnell sein wie er. Dafür war ich einfach sportlich genug.
Zum zweiten Mal an diesem Tag trommelte mein Herz gegen meine Rippen und verlange die Freiheit. Mit jeder Sekunde, die verging wurde ich nervöser und mein Fluchtinstinkt machte sich spürbar. Ich fühlte mich unwohl in meiner Haut. Ich wollte in Luft auflösen und keine einzige Spur hinter lassen. Ich stand vor meiner neuen Klasse und wirklich jeder starrte mich an. Als wäre ich ein Freak. Als wäre ich ein Monster. Als würde ich anders sein als sie. Aber war ich das auch? Anders? So kam es mir immer vor. Als würde ich nirgendwo dazugehören. Als wäre ich fehl am Platz. Ein Gegenstand, der nicht zu der Location passte.
Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Mein Kopf war wie leer gefegt. Ich wollte es nicht. Ich konnte nicht anders. Meine Blick suchte den von Mason. Ich brauchte jetzt dringend Hilfe bevor ich mich noch blamierte. Zu meinem Pech hatte er sich zu seinen Freunden umgedreht und schien bei einer wichtigen Unterhaltung teilzunehmen. Sie blendten alles aus. Ihre Stimmen waren leise sodass keiner um sie herum ein Wort mitbekam. Als wir die Klasse betreten hatten, hatte er mir meine Bücher in die Hand gedrückt und hatte sich sofort zu seinen Freunden gesetzt. Was hatte ich mir erhofft? Dass er mir half? Dass er mich aus einer peinlichen Situation rettete? Wie naiv war ich? Wie dumm bin ich? War verließ ich mich seit Jahren auf einen Menschen, den ich nicht kannte. Außer seinen Namen und seine Klasse.
,,Ich bin Zoey.", stellte ich mich zögern vor. Meine Stimme klang nicht so stark wie ich es mir erhofft hatte aber wenigstens hatte ich mich getraut den Mund zu öffnen. Es waren nur drei Wörter, aber es waren mehr Wörter als ich in den letzten beiden Tagen gesprochen hatte. Sie brauchten nicht wissen, dass ich umgezogen bin. Sie mussten nicht wissen woher ich kam und meine Gründe gingen sie erst Recht nicht an. Das einzige was sie wissen mussten ist mein Name: Zoey.

Mister ArrogantWhere stories live. Discover now