Plan B

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Becas Sicht

Nach einer kurzen Fahrt parkten wir außerhalb eines Weihnachtsmarktes. Gott...hat er denn nur solche Ideen?
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Schon eine Weile schlenderten wir nun über diesen Markt. Ich verstehe echt nicht das Leute an sowas Spaß haben. Überall stehen die gleichen Buden, überall schreien Leute und es sind eindeutig zu viele Menschen!!! Gerade als wir uns durch eine Menge durchzwengten sah ich was...oder besser jemanden.

"F*ck!!!! Was macht der denn hier?"

Jesse guckte mich mit einem fragenden Blick an. Unauffällig zeigte ich auf einen großen starken Mann.

"DAS ist mein Ex...Mark"

"Dein was?"

"Mein Ex meine Güte!!! Scheiße! Er hat mich gesehen. Ok wir tun jetzt so als wärst du mein Freund ok? Vielleicht hält ihn das ja ab hierher zu kommen."

Ich schnappte mir Jesses Hand und ging näher neben seiner Seite. Jetzt hat ich nicht nur meinen Ex als Problem,  sondern auch noch, dass ich mich mega zusammenreißen musste...wegen Jesse. Es war einfach zu nah und dieses eigenartige Gefühl in meinem Bauch wurde immer stärker. Er lehnte sich zu mir runter.

Jesses Sicht

"Beca...es sieht nicht so aus als wöllte er gehen."
Man was ist das für ein Typ? Er sah aus als hätte er schon ein paar Jahre Knast hinter sich.

"Dann eben Plan B." sagte Beca überzeugt, aber auch gleichzeitig zögerlich.

"Und was wäre Pla..."

Weiter kam ich nicht, denn Beca presste ihre Lippen auf meine. Wir beide wichen nach einer kurzen Zeit zurück und guckten uns, beide leicht verwirrt, tief in die Augen. Meine, aber auch ihre Atmung war deutlich erhöht und ehe ich drüber nachdachte zog ich Beca näher zu mir und erneut trafen unsere Lippen aufeinander. Meine Augen schlossen sich und sanft stiegen wir beide in den Kuss ein. Die Umgebung war komplett verschwommen...ich nahm gerade nur uns zwei wahr.

Becas Sicht

Verdammt, Beca! Was hast du hier angefangen? Also nicht, dass ich das nicht genießen würde, aber was soll danach passi...

Weiter kam ich mit meinem Gedanken nicht, denn Jesses Zunge suchte den Weg in meinen Mund. Ohne, dass ich jegliche Kontrolle über mich hatte ließ ich ihn gewähren und so begann ein kleiner 'Zungenkampf'. Unser Kuss vertiefte sich von Sekunde zu Sekunde. Ich wusste ich muss aufhören, aber irgendwie konnte ich nicht. Es fühlte sich an als gäbe es nur uns zwei. Alle Geräusche und Geschehnisse  rings um uns waren wie ausgeblendet. Meine Hände vergruben sich in seinen Haaren und seine lagen auf meiner Hüfte. Gerade als ich mich von selber lösen wollte rämpelte uns eine ältere Frau an. Ruckartig lösten wir uns voneinander.

"Nehmt euch gefälligst ein Zimmer!"

Ich musste mir das Lachen verkneifen.

"WOW." kam es plötzlich von meiner rechten Seite.

Verdammt...das hatt ich ja total vergessen.

"Lass uns schnell hier weggehen, denn mit Mark ist nicht gut auf andere, die Zeit mit mir verbringen, zu sprechen."

Ich schnappte mir seine Hand und zog ihn förmlich einige Meter hinter mir her. Auf einmal befreite er sich aus meinem Griff und zwang mich ihn anzusehen.

"Soll ich jetzt so tun als wäre DAS
-er fuchtelte mit seinen Armen- niemals passiert?!"

Ich wusste das so etwas kommen würde. Ich holte tief Luft bevor ich versuchte es ihm zu erklären.

"Ok, Jesse. Ich weiß ja nicht was du denkst, aber ich habe das nur getan, damit wir dort weg kommen und am ende nicht einer von uns zusammengeschlagen irgendwo rumliegt."

"Du willst mir jetzt also weiß machen, dass du bei dem Kuss nicht das geringste gehühlt hast?"

"Jesse Ich habe das nur getan damit wir meinen Ex loswerden."

"Schön. Dann machen wir es jetzt ohne irgendwelche Gründe."

Bevor ich realisierte was er damit meinte, hatte er mich an meiner Hüfte gepackt und zu sich rangezogen. Ich guckte ihm direkt in seine Haselnuss-braunen Augen. Meine Atmung beschleunigte sich erneut und ein eigenartiges Gefühl machte sich in mir breit. Seine Lippen kamen immer näher. Ich wollte es nicht, aber wie von allein lehnte ich mich ihm entgegen. Erneut traf ich auf diese weichen, sanften Lippen. Meine Augen schlossen sich und der Kuss vertiefte sich.
'Das darf nicht sein, Beca! Hör auf!' Mein Kopf begann fürchterlich an zu pochen.
 
'Du bist schuld, dass dein Bruder nie die Chance hatte sich ein richtiges Leben aufzubauen. Du bist an allem Schuld! Du hast Jesse nicht verdient, hörst du!'

"Jesse-hör-auf" presste ich zwischen zwei Küssen, doch er hörte nicht.

"Jesse!" Wurde ich jetzt lauter und stieß ihn von mir.

"Tut mir leid. Ich konnte nicht aufhören. Es...es war einfach zu - zu schön."

"Jesse ich empfinde aber nichts für dich, okay? F*ck! Ich mag dich...sehr sogar, aber nur als Freund. Mehr nicht!"

'Lüge Lüge Lüge Lüge! Man Beca.'

"Ich verstehe. Ich dachte nur es beruht auf Gegenseitigkeit."

"Was meinst du mit 'es' "

Er blickte hoch zu mir und suchte  Blickkontakt.

"Dieses krippeln. Immer wenn ich dich sehe würde ich dich am liebsten in den Arm nehmen und nie wieder loslassen, Beca. Ich suche wie automatisch immer deine Nähe und Ich - ich lie..."

Ich legte meinen Finger auf seinen Mund und schüttelte meinen Kopf.

"Bitte sag nichts mehr. I-Ich will nicht, dass es noch schwerer wird. Lass uns einfach nur Freunde sein, okay?

"Ja Freunde...nur Freunde."
Er guckte betrübt zu Boden und seine Hände verschwanden in seinen Hosentasche. Auf einmal schwillte sein Kopf nach oben.

"Na dann...lass uns weitergehen." Lächelte er. Selbst ein Fremder hätte gesehen, dass es nur eine Maske war. Eine aufgelegte Maske.

'Und ich- ich lie'...ging mir andauernd durch meinen Kopf. 'lie..lie...was geht denn so los...lie...wie Liebe.'

Ich zog scharf die Luft ein. Das kann er doch nicht gemeint haben. Was gibt es noch für Wörter die mit Lie anfangen???
Lieder...liefern...liegen...lie...das ergibt alles keinen Sinn!

"Jesse wirklich...ist alles wieder in Ordnung zwischen uns?"

"Ja...ja klar. Wir sollten jetzt wieder nach Hause fahren. Du solltest dich ausschlafen."

Ich nickte und folgte einem 'fremden' Jesse. Er war wie ausgewechselt. Ruhig. Betrübt. Anders. Das ist nicht mein Jesse.
Warte? Was? MEIN Jesse??? Es ist nicht meeiiner! Es ist einfach...Jesse. Der gutaussehende, nette, liebevolle Typ von neben an...der zufällig mit mir befreundet ist.
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Die Autofahrt verlief ruhig. Mit ruhig meine ich leise. Und mir leise meine ich: es herrschte eine unangenehme Stille. Man hörte nur wie das Auto auf der nassen Straße fuhr und wie der Regen gegen die Scheibe klatschte. Nicht einmal das Radio gab einen Ton von sich.

Jesse hielt vor meinem Wohnheim. Wortlos. Ich drehte mich zu ihm und versuchte ihn, ohne ein schlechtes Gewissen, anzugucken.

"Dann...Danke. Für das Weihnachtsfest...mit dir und deiner Familie. Es war schön Sie mal kennenlernen."

"Ja...Ehm...kein Problem."

--Stille--

"Dann...bis später." sagte ich und stieg aus. Er erwiederte nichts. Ich schloss die Autotür und stieg die Treppen hinauf in mein Zimmer. Durch ein Flurfenster konnte ich Jesse, der immer noch vor der Tür stand, sehen. Er griff sich verzweifelnt an seine Stirn, bevor er auf das Gaspedal trat und ich nur noch die Rücklichter des Autos sah.

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