Schweres Gemüt

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Schwere Tropfen landeten auf der Fensterscheibe des Wagens.

Die meisten saßen einfach nur auf dem Glas und machten es mir schwer irgendwas von der Londoner City zu erkennen, doch einige verliefen zu langen Spuren, bis sie den Rand der Scheibe erreichten und davon flogen

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Die meisten saßen einfach nur auf dem Glas und machten es mir schwer irgendwas von der Londoner City zu erkennen, doch einige verliefen zu langen Spuren, bis sie den Rand der Scheibe erreichten und davon flogen.

Fliegen

Wie sehr ich mir in diesem Moment wünschte meinen Besen zu nehmen und einfach davon zu fliegen. Zu zusehen wie London und all meine Probleme kleiner wurden.
Ein Seufzen entglitt mir.

"Madelaine, alles okay?"

Dad wand den Kopf kurz von der Straße, um mich zu mustern. Ich gab mir alle Mühe nicht länger zusammen gekauert auf der Rückbank zu sitzen und zwang mich schnell zu einem Lächeln.
"Natürlich." Ich sah mein gezwungenes Lächeln im Rückspiegel und zog unauffällig meinen rot-goldenen Schal über meine Mundwinkel. "Ein wenig Erkältet."

"May wird zum Schleimmonster!" Danny neben mir hob seine kleinen Patschehände und klatschte sie freudig zusammen.
Schön das ihm die Vorstellung solch eine Freude machte.

"Schleimmonster, Schleimmonster, Schleimmonster!" Er wurde mit jedem Wort lauter, bis meine Mutter gezwungen war einzugreifen. "Daniel, das reicht jetzt! Denk dran, das ist unser letzter Tag mit deiner Lieblingsschwester."
Sie warf mir einen liebevollen Blick zu, mein Bruder war jedoch nicht beeindruckt. Vermutlich war er mit seinen fast vier Jahren einfach noch zu klein um seine große Schwester richtig zu vermissen. Ich nahm es ihm nicht übel, immerhin sahen wir uns nicht mehr als drei Monate im Jahr. Selbst für ein Kind, das erste wenige Monate existierte, war es zu kurz um jemanden zu mögen oder gar zu vermissen.
Trotzdem gab ich mir Mühe mit ihm.
"Flubberwürmer meinst du, keine Schleimmonster. Aber keine Sorge selbst wenn ich mich auf magische Weise in einen Flubberwurm verwandeln würde, so bräuchtest du dir keine Sorgen zu machen. Die Tiere sind ziemlich nutzlos."
Amüsiert gackerte mein kleiner Bruder los und sofort fing er an: "Fuberorm, Fuberorm, Fuberorm." zu schreien. Mom seufzte übertrieben laut.

"Bitte sag mir, dass du ihm nicht noch andere Wörter beigebracht hast. Letztes Jahr haben mir drei Mütter gesagt, Danny hätte ihre Kinder als 'Muggel, Squib und Bowtruckle' beschimpft."
Von der Fahrerseite kam ein ersticktes Lachen und mein Dad kicherte: "Bowtruckle... den muss ich mir merken."
"Sandy! Gib dir wenigstens Mühe unsere Kinder zu erziehen." Um die Nerven meiner Mutter zu schonen, änderte ich schnell das Thema.

"Ihr könnt mich nachher beim Bahnhof einfach absetzten. Sie haben dieses Jahr die Regeln für den Zutritt zum Gleis geändert. Mugg- Nichtmagier kommen nicht mehr durch die Barriere und auch die anderen Eltern wurden gebeten draußen zu warten. Es war wohl die letzten Jahre immer zu voll."
"Davon hatte doch gar nichts im Brief gestanden." Dad nutzte den Rückspiegel, um mich erneut zu mustern, doch gespielt lässig lehnte ich mich an die Tür und entkam so seinem Sichtfeld. "Ich hab erst heute eine Eule mit der Nachricht bekommen, sie hatten es wohl vergessen."

Muggel MagieWhere stories live. Discover now