"Oh ja, das willst du, ich bin eine der besten Traumanalytiker der Welt", erklärte Kay ernsthaft. "Du solltest dich geehrt fühlen, dass ich deinen Traum analysiere."

Ich starrte sie einfach nur leicht schockiert an. "Das, meine Liebe, ist kein deutsches Wort."

"Ab jetzt schon", erklärte Kay grinsend und lachte mich an. "Ich habe es gerade eben erfunden."

Ich hatte keine Ahnung, warum wir beide das für eine gute Idee hielten... Allerdings war das einzige, was unsere Eltern dazu sagten. Wir sollten uns doch genügend Decken und Kissen holen, damit es nicht zu unbequem wird. Das war also der Grund, warum ich mit meiner Bettdecke und gefühlt tausend Kissen bewaffnet in Kay's Zimmer ging. Ich warf das alles dort auf den Boden neben Kay's Sachen.

"Ich bin noch gar nicht müde", meinte Kay, die bereits auf dem Boden lag und an die Decke starrte. "Und ich hab mir den Boden weicher vorgestellt, als ich dachte."

"Du klingst so als wärst du fünf," erklärte ich mit einem Lachen. "Außerdem hab ich dir von Beginn an gesagt, dass der Boden unbequem wird."

"Vielleicht bin ich ja geistig fünf Jahre alt," erwiderte sie mit einem Lächeln. "Ich hatte so Sterne von meinem alten Zimmer, die die im Dunkeln leuchten."

"Was ist mit ihnen?", fragte ich interessiert. Die Stimmung zwischen uns war plötzlich nicht mehr so locker wie vorher, mehr ernsthaft und irgendwie vertraut.

"Ich hatte sie seit meiner ersten Nacht in meinem Zimmer... Ich meine meinem alten Zimmer", antwortete sie traurig. "Meine Mutter hatte sie angeklebt, weil ich immer Angst im Dunkeln hatte."

"Wir können sie wieder an die Decke kleben", schlug ich vor, als ich mich neben sie auf dem Boden legte und hoffte inständig, dass ich damit das Richtige gesagt. "Dann scheinen sie bestimmt jede Nacht."

Kay lächelte wehmütig. "Ja, das wäre es schön." Sie drehte sich auf die Seite, sodass sie mich anschaute.

"Erzähl mir was über dich", bat sie nach einer Weile, als sich zwischen uns eine angenehme Stille ausgebreitet hätte und ich schon fast eingeschlafen war.

"Mhm?", fragte ich leicht verschlafen. "Es gibt über mich nicht wirklich was Interessantes zu erfahren."

"Bestimmt", erwiderte Kay.

Ich hatte meine Augen bereits geschlossen und öffnete sie auch nicht. "Ich liebe Kaffee, hätte gerne eine Katze. Ich schaue zu viele Serien und Filme, auch Animes, weil mich Philip dazu zwingt. Ich mag Naturwissenschaften und hasse Sprachen. Auch wenn ich sie eigentlich echt interessant finde, ich bin nur schlecht in ihnen."

Nachdem Kay eine Weile nichts gesagt hatte, öffnete ich meine Augen und sah, dass sie mich einfach nur lächelnd anschaute. "Du bist doch interessant. Ich liebe es neue Dinge über dich zu erfahren."

"Ich glaub, dass ist das erste Mal, dass ich dich ungeschminkt sehe", murmelte ich. Kay war ungeschminkt genauso hübsch wie mit Makeup, wenn nicht sogar noch schöner, weil sie nicht so perfekt aussah.

"Vermutlich", murmelte sie und schloss ihre Augen. "Von all denen, mit denen ich jetzt in dieser Situation sein könnte... ich bin froh, dass du es bist."

Ich lächelte sanft. "Ich auch." Kurz hatte ich überlegt, ob ich nicht noch etwas über uns als Stiefschwestern hinzufügen sollte, aber irgendwie fühlte sich das falsch an.

Die Sonne schien auf den Asphalt der Straße, die ich entlang ging. Viele kleine Geschäfte umrahmten die Straße. Dort konnte man alles kaufen: Kleidung, Schmuck, Essen, Backwaren; es gab auch einige Cafés.

Ich suchte mir zielstrebig ein Café aus, wo einige Tische draußen standen, sodass man in der Sonne sitzen konnte. Die Stadt kam mir vertraut vor, als würde ich hier schon mein ganzes Leben wohnen.

Mit einem Lächeln wurde ich von Kay empfangen. "Hey, ich hab mich schon gefragt, wann du vorbei kommen würdest. Ich hab dich vermisst."

Sie küsste mich sanft.

Ich lächelte. "Ich komm doch immer vorbei, bevor ich zur Arbeit gehe. Ich brauch doch meinen täglichen Kaffee."

"Lara kann wie immer nicht ohne Kaffee leben", erwiderte Kay und nahm meine Hand, als wir gemeinsam das Café betraten.

"Wahr", antwortete ich nur. "Deswegen bist du ja auch meine Lieblingsbarista."

Sie lachte nur und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. "Schmeichlerin."

"Nur die Wahrheit, nur die Wahrheit", erwiderte ich mit einem Grinsen, als Kay meine Hand losließ, um meinen Kaffee vorzubereiten.

"Lara, ich dachte mir schon, du kannst nur hier bei deiner Freundin sein", begrüßte mich eine Stimme - Philip - von hinten.

Kay räusperte sich. "Verlobte, Lara hat ja gesagt."

"Und das erfahre ich jetzt erst?!", fragte Philip entsetzt und schaute mich fast schon beleidigt an.

"Ich glaub, ich hab's vergessen, es dir auszurichten", klinkte sich Timon ins Gespräch ein, der sanft seinen Arm um Philip's Hüfte legte.

"Ich hab das Video", schrie Vicky von draußen. "Ich muss es nur doch schneiden, dann bekommt ihr es alle."

"Dein Kaffee, Liebling", meinte Kay währenddessen und stellte ihn mir hin.

"Danke, du bist meine Rettung, Schatz", bedankte ich mich und wollte gerade einen Schluck nehmen -

Als ich aufwachte... Was. Zur. Hölle. Hatte. Ich. Gerade. Geträumt. Was sollte mir dieser Traum bitte schon sagen?

"Morgen", begrüßte mich Kay. "Und was hast du schönes geträumt?!"

'Wir waren verlobt, du hast mir Kaffee gemacht und es hat mir gefallen' kam da jetzt wohl nicht so gut. Also musste mir definitiv schnell etwas anderes einfallen!

"Ich kann mich nicht mehr dran erinnern", log ich schnell. "Ja, blöd gelaufen irgendwie."

"Ich kann mich nie an meine Träume erinnern", antwortete Kay mit einem kurzen Lächeln. "Also Frühstück?"

"Frühstück", bestätigte ich und schüttelte kurz meinen Kopf, um diese Traum erstens zu vergessen oder zumindest ganz weit von mir wegzuschieben.

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Aus Interesse irgendeinen total gestörten Traum, den ihr mit dem Internet teilen wollt? xD

— also ein total gestörter Traum, den ich ungefähr fünfmal hintereinander hatte... alle meine Knochen wurden zu Asche und dann konnte ich mich nicht mehr bewegen... das bin ich meistens aufgewacht und hab mich versichert, dass meine Knochen noch da sind O.o

Stiefschwestern, Schmetterlinge und andere Dinge | #wattys2017Where stories live. Discover now