Kapitel 12

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Außerdem #13 in Humor... nice

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"Ein Freund ist jemand, der dich mag, obwohl er dich kennt."

Kay;

"Wieso willst du mir nicht die Nummer von deiner Stiefschwester geben?", fragte Vicky und sah mich entrüstet an. "Hilf mir doch auch mal eine Beziehung zu finden! Das ist deine Aufgabe als beste Freundin!" Damit war meine Hoffnung, dass Vicky damit aufhören würden, gestorben – ich verstand auch nicht, warum sie so auf Lara fixiert war.

Immer wenn wir uns am Morgen in der Aula der Schule trafen, war das Vicky's allererste Thema. Danach zwischen jeder Stunde und in jeder Pause fand sie Argumente, warum sie Lara's Nummer unbedingt haben musste. Selbstverständlich war dieses Thema auch nach der letzten Stunde noch präsent.

"Ich hab' dir gesagt, dass du sie selber fragen sollst", antwortete ich leicht genervt und rollte mit den Augen. "Ich gebe nicht einfach die Nummer von jemanden weiter ohne seine Zustimmung - und du solltest das auch nicht von mir verlangen!"

"Aber ich kann sie ja erst in einige Wochen fragen", erwiderte Vicky und schaute mich eindringlich an. "Das ist viel zu lange hin. Lara und ich haben eine Seelenverwandtschaft, das kann ich spüren."

"Sie wird in der Zeit nicht plötzlich nicht mehr Single sein", antwortete ich nur und versuchte nicht allzu genervt zu klingen – allerdings war ich mir unsicher, wie sehr ich wirklich an Lara's weiteres Singledasein glaubte.

"Vielleicht? Ich meine, sie ist heiß, also tut mir leid, aber ich kann nicht verstehen, wie sie Single ist", meinte sie achselzuckend und sprach damit meine Gedanken (oder sollte ich eher sagen: Sorgen) aus. "Aber mir soll's recht sein."

"Bist du eigentlich auf deiner Suche nach deiner Sexualität weitergekommen?", fragte ich sie – auf der einen Seite weil es mich interessierte und auf der anderen Seite um das Thema zu wechseln. Denn es gab nur einen möglichen Ausgang für eine Diskussion mit Vicky - sie gewann jede.

"Ich brauche kein Label", erklärte Vicky stolz und schien sofort in dem Thema aufzugehen. "Label sind nicht wichtig für mich. Ich schaue einfach, wen ich mag und zwar egal, welches Geschlecht die Person hat. Hauptsache die Person ist nett."

"Das ist immer eine gute Einstellung", meinte ich dazu nur mit einem Lächeln, froh, dass wir nicht mehr über Lara redeten. Diese Gespräche raubten immer die volle Energie – und den letzten Nerv.

"Jap, ich bin auch glücklich, dass ich diese Entscheidung getroffen hab...", erklärte Vicky grinsend. "Obwohl wenn ich mich festlegen würde, wäre es wohl am ehesten pansexuell."

"Cool", meinte ich dazu lächelnd.

"Hallo!!", schrie eine Stimme und jemand umarmte mich plötzlich von hinten.

Ich - ein sehr schreckhafter Mensch - schrie schockiert auf und drehte mich abrupt um, bereit mich bei Bedarf auch mit Gewalt zu verteidigen.

"Alles gut, Süße, ich bin's nur", erklärte Olivia mir und lächelte mich an. Ich hatte ja gerade nur den Schock meines Lebens gehabt... Trotzdem zwang ich mich zu einem Lächeln. Sie hatte wirklich Glück gehabt, dass sie das bei mir und nicht bei Vicky gemacht hatte, sonst hätte sie einen Ellbogen im Gesicht gehabt.

Olivia meinte es ja nicht böse, sie hatte nur - dem Anschein nach - kaum Freunde in ihrer Klasse und war deswegen einfach nur froh, dass sie uns 'hatte'.

Meine Strategie war praktisch einfach nur es auszusitzen, bis sie selbst Freunde fand. Selbstverständlich würde ich bis dahin nett zu ihr sein. Inwieweit das eine gute Strategie war... schwierige Frage.

Stiefschwestern, Schmetterlinge und andere Dinge | #wattys2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt