Ich schreckte auf, als das braunhaarige Frau aufsprang und übermütig anfing zu winken.
"Wer zum Teufel bist du?", fauchte ich, als ich mich von meinem Schrecken erholte und setzte den Koffer auf den Boden.

"Die Vorbesitzerin!", sagte sie heiter und kam springend auf mich zu, die flache Hand ausgestreckt und die zu grosse Brille gerichtet. "Ich heisse Hanji Zoë und wohne über dir. Ist das nicht toll?"

Verdattert schaute ich auf ihre Hand.
"Erstens, warum bist du hier drin? Zweitens, danke für die Möbel.", sagte ich und ergriff ihre Hand, welche meine so fest schüttelte, dass mein ganzer Körper bebte.

"Kein Problem, mein Freund!", sagte sie und grinste breit, die Fäuste in die Hüfte stemmend. "Mir war bewusst, dass du jung bist. Also wollte ich dir so eine Erleichterung machen. Und der Lieferant hat mich reingelassen. Der hat ganz schon traumatisiert ausgesehen, hihi."

Sofort kam mir das Klavier wieder in den Sinn und ich lief darauf zu, es gründlich absuchend auf Kratzer oder Wölbungen.
"Verstehe.", antwortete ich zu ihren Informationen und achtete mich schon gar nicht mehr auf sie.

"Spielst du?", fragte sie das Offensichtliche und wollte eine Taste drücken.

Sofort schlug ich ihre Hand weg ohne jegliche Scheu.
"Nicht anfassen.", zischte ich hart und schaute in ihr schmollendes Gesicht. "Und ja, ich spiele. Aber nur ich spiele darauf. Sonst niemand."

"Yoo, ganz ruhig!", sagte sie spielerisch und lachte. "Ich berühre dein Baby nicht, keine Angst."

Als sie aber das Wort 'Baby' wieder erwähnte, musste ich an Eren denken. Starke Kopfschmerzen quälten mich plötzlich und ich atmete tief ein, gegen meine Schläfe drückend.
"Sag, du kennst ja die Jäger's, nicht wahr?"

Ihr Gesicht hellte sofort auf und sie nickte lächelnd.
"Natürlich. Die zwei sind klasse! Wir verstehen uns sehr gut und ich freue mich auf den Zuwachs.", trällerte sie fröhlich.

"Der Zuwachs ist schon da."

"Oh mein Gott, wirklich?!", quietschte sie und ich krauste die Nase bei diesem hohen Ton.
Das war ein scharfes E.
"Oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott! Heiliger Titan! Wie ist er?! Ist Eren heil?! Woher weisst du das überhaupt?!"

Ich klatschte ihr meine flasche Hand auf den Mund, um sie zu beruhigen und atmete schwer ein.
"Es ist eine lange Geschichte. Aber ja, dem Baby geht es gut. Ich wollte eigentlich nur über das Dinner fragen, welches sie organisiert haben. Grisha hat mir davon erzählt."

Ich nahm meine Hand wieder weg, als sie anfing dagegen zu nuscheln.
"Ja! Der Plan war, dass wir es morgen machen. Aber da das Baby jetzt da ist, müssen wir es wohl auf übermorgen verschieben. Mütter sollte ja mindestens ein Tag im Krankenhaus bleiben."

"Verstehe.", murmelte ich gedankenverloren und hielt mir das Kinn nachdenklich.

"Aber warum fragst du?", fragte sie plötzlich verwirrt und neigte ihren Kopf zur Seite bevor sie anfing zu grinsen und mich mit dem Ellbogen anstupste. "Schon bereit ihnen das Essen abzuzapfen?", fragte sie weiter und zuckte mit ihrer Augenbraue.

"Das ist es nicht.", sagte ich ernst und schaute sie böse an. Dieses Mädchen hat wohl noch nie etwas von Personal Space gehört. Sie verhielt sich aber so, als kannten wie uns schon eine Ewigkeit. "Es ist was anderes."

"Was denn?", fragte sie neugierig und grinste kindlich.
Warum kam sie mir so bekannt vor?

"Unwichtig. Aber jetzt geh. Ich habe eine Menge zu tun und dabei brauche ich meine Ruhe.", sagte ich und versuchte nicht mal höflich zu klingen. Ich schob sie aus dem Zimmer, was sie zum Totlachen fand.

"Hihihi! Oki, Levilein! Wenn du aber Hilfe braucht, bin ich immer für sich da! Also, nun ja, einfach ein Stock weiter oben. Ich wohne ja nicht mit dir, haha!", trällerte sie fröhlich, was mich schon fast zum Kotzen brachte.

Wie konnte ein Mensch so offen und optimistisch sein?

"Jaja, ich informiere dich.", sagte ich ohne zu überlegen und schletzte die Türe zu, sobald sie draussen stand.

"Okii, man sieht sich!", konnte ich noch gedämpft hören, bevor Schritte erklangen und immer leiser wurden.

Okay, sie war weg.

"So habe ich meinen ersten Tag nicht vorgestellt.", sagte ich und machte meine erste Erfahrung mit Reue. Ich hätte doch einfach zu Hause bleiben sollen. Das war mir alles zu viel.

Ich musste schlafen.
Ja, schlafen.
Das wäre es jetzt.

Garantiert hatte ich einfach zu wenig Schlaf und mein Gehirn wollte mir ein Streich spielen.

Okay, alles okay.
Atmen, Levi.
Ein und aus.
Ein und aus.

Mit gereizten Nerven verstaute ich meinen kleinen Anteil an Besitz in den Schrank, Regal oder wo es sonst hingehörte, zog mir eine bequeme Jogginghose an, zog mein schwarzes T-Shirt aus und schmiss mich auf das Bett.

Den Bettbezug muss ich ändern.
Pink passte nicht zu mir.
Und die Möbel sind auch um einiges weisser, als ich es erhofft hatte.

Aber jetzt nur atmen!

Du machst das morgen, Levi.
Morgen hast du ganz viel Zeit.
Morgen..
Oh, morgen habe ich Klavierunterricht.

Ich griff nach meinem Handy, welches in der Hosentasche geruht hatte und rief kurzerhand meinen Klavierlehrer an.

Erwin Smith.

"Hallo?", erklang seine tiefe, schon fast singende Stimme an der anderen Leitung.

"Levi.", murmelte ich und erhielt dafür ein erkennendes 'Aha' dafür.

"Hallo, Levi. Was gibt's denn?"

"Ich bin umgezogen. Ist es für dich ein Problem, wenn du zu meiner neuen Adresse kommst?", fragte ich direkt.

"Oh! Nein nein, kein Stress. Schick mir einfach die Adresse und wir sehen uns dann.", versicherte er mir und mit einer knappen Verabschiedung war das Telefonat beendet.

Das liebte ich an diesem Mann.
Er brauchte keine Details.
Er akzeptierte die Dinge sow, wie sie waren und dafür war ich ihm mehr als nur dankbar.

Schnell erledigte ich noch kleinen Dinge und legte mich schlafen.
Übermorgen wird spannend.

Mal sehen, was die Welt mir wieder zu bieten hatte.

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PEACE!

Ich möchte hier nicht künstlich verlängern.

Das nächste Kapitel wird vermutlich ein wenig ein Füllkapitel aber ich kann mir vorstellen, dass es spannend wird Cx

Also, man sieht sich!

Eure Ann4575

Another Life || ereriWhere stories live. Discover now