Kapitel 21

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Ich bin wie versteinert und schaue Amanda mit leeren Augen an. "Er hat versucht sich umzubringen." Ihre Worte hallen in meinem Kopf wieder, während ich darüber nachdenke, wieso Nick das gemacht hat. Mir ist nie aufgefallen, dass es ihm nicht gut geht. War Ich wirklich so viel mit meinen eigenen Problemen beschäftigt, dass ich nicht gemerkt habe, dass es meinem Besten Freund nicht gut geht, dass es ihm so Scheiße geht, dass er versucht sich umzubringen? Ich weiß nicht, was ich fühlen soll. Soll ich überhaupt was fühlen? Seit die Worte Nick und umzubringen in meinem Gehirn angekommen sind, haben meine Gefühle sich irgendwie ausgeschaltet. Ich bin nicht traurig, oder habe gar Schuldgefühle. Ich bin einfach... leer. Gab es überhaupt Hinweise, die ich bloß nicht gesehen habe? Eigentlich nicht, er hat gelächelt wie immer und hat sich mit Amanda gestritten, wie immer. Das einzige, was irgendwie anders war, war das er nur noch Pullover und Hoodies getragen hat. Verdammt. Wieso fällt mir das jetzt erst ein. Vielleicht hatte er Depressionen. Ich hätte ihm mehr Aufmerksamkeit schenken sollen und nicht nur an mich und meine Probleme denken sollen. Ich..

"Liv, sag doch was dazu!" Amandas Stimme reißt mich aus meinen Gedanken und ich brauche eine Sekunde um noch mal alles zu realisieren. Ich schaue ihr in ihre, vom weinen, roten und angeschwollenenen Augen. Ich sollte auch weinen. Wieso weine ich nicht? Vielleicht ist es nur der schock, Ja es ist ganz bestimmt nur der schock. Ich weiß, ich sollte jetzt was sagen, aber ich weiß nicht was, selbst meine Worte sind weg. Amanda packt mich an den schultern und schüttelt mich. "Liv. Bitte sag was." Und erst, als sie wieder anfängt zu weinen, kann ich mich wieder bewegen. Ich schließe sie sofort in den arm und drücke sie fest an mich. "Wieso?" Ich gehe einen Schritt zurück um ihr in die Augen gucken zu können. "Wieso hat er es gemacht?" "Ich weiß es nicht. Er war wohl unglücklich, denke ich mal." "Wie wär's, wenn ich uns Tee mache und dann setzen wir uns ins Wohnzimmer und du erzählst mir alles, ok?" Sie nickt und geht schon alleine vor.

Während ich Wasser heiß mache, schaue ich ihr dabei zu, wie sie ins Wohnzimmer geht und sich auf die Couch fallen lässt. Man sieht ihr an, wie benommen und schockiert sie ist. Ich sollte auch so sein, schießt es mir durch den Kopf. Er ist mein Bester Freund. Wieso bin ich nicht am Boden zerstört und heule rotz und Wasser?

Wenige Minuten später setze ich mich zu ihr und reiche ihr ihren Tee. Liebevoll hänge ich ihr noch eine Decke über die Schultern. Ich beobachte sie und warte ab, bis sie bereit ist mir alles zu erzählen. Nachdem sie sich wieder gefasst hat, dreht sich Amanda zu mir und ich sehe, dass sie kurz davor ist wieder zu weinen. Schnell nehme ich ihre Hand und drücke sie. "Erzähl mir was passiert ist. Alles, ok? Wo er jetzt ist und wie es ihm geht." "Also... ich war gerade joggen und dann bin ich an seinem Haus vorbei gelaufen und habe gesehen, das licht in seinem Zimmer an war und dann dachte ich mir, dass ich ihm Ja kurz hallo sagen kann. Ich hab geklingelt, aber keiner ist rangegangen, also habe ich den Hintereingang genommen. Ich habe ihn gerufen, doch keiner hat geantwortet, dass einzige, was ich gehört habe war ein lautes krachen. Daraufhin bin ich in sein Zimmer gerannt, aber da war er nicht.." Sie senkt ihren Kopf und ist den tränen nah, doch dann drücke ich ihre Hand und nachdem sie tief ein-und ausgeatmet hat, redet sie weiter. "Dann... dann bin ich ins Badezimmer gegangen, weil dort licht an war und... er lag da auf dem Boden und da war überall blut und Tabletten und..." Amanda versucht ihre tränen runterzuschlucken, was ihr aber nicht gelingt. Es bricht mir das Herz, sie so zu sehen. Sie schlingt ihre arme um mich und weint. Ich erwidere ihre Umarmung und streichel ihr den Rücken. "Shhh. ist schon gut, du musst nicht weiter erzählen."

Erst als Amanda unter tränen auf der Couch eingeschlafen ist, gehe ich in mein Zimmer und lege mich ins Bett. Nach dieser Sache, ist es Klar, dass ich eh nicht mehr zum schlafen komme, also versuche ich es gar nicht erst.

SommerregenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt