Kapitel 25-Hochzeitsgeschwafel

2.1K 67 0
                                    

Ich wurde von jemandem hinterhergezogen. Ich trug ein langes, festliches Kleid, es war warm und die Kirche spendete ausreichend Schatten. Wir blieben hinter der Kirche stehen, wo uns niemand hätte sehen können. Auch John sah nicht aus, als würde er ins Krankenhaus zum Arbeiten wollen in seinem ordentlichen, teuer aussehenden Smoking. Natürlich wollte er an diesem Tag nicht arbeiten, wurde es mir klar, es war seine Hochzeit. Er hielt meine Hände in seinen, ich spürte wie jedes Mal dieses Prickeln, doch ich konnte das nicht zulassen, nicht schon wieder.

„Nein!", rief ich und zog meine Hände mit aller Kraft weg. „Ich brauche dich nicht. Ich kann ohne dich leben.", sprach ich mir wie ein Mantra laut zu und schloss dabei die Augen. Je öfter ich mir dies sagte, desto mehr glaubte ich meinen eigenen Worten. Natürlich, sie entsprachen immerhin der Wahrheit. Ich öffnete langsam meine Augen, hatte keine wirkliche Vorstellung davon, was ich mir erwartete mit offenen Augen zu sehen. Was ich sah, war praktisch nichts. Er war einfach weg, als hätte er sich in Luft aufgelöst und was ich fühlte war...nichts. Ich hätte ein Loch in meinem Herzen erwartet, Schmerz, Trauer, doch es war, als hätte er nie existiert, nie diese Verbindung zwischen uns existiert. Ich hörte, wie jemand auf mich zu kam, zu meiner Überraschung war es Derek. Ich lächelte.

Langsam glaubte ich tatsächlich daran, dass diese seltsamen Träume etwas bedeuteten. Sie schienen sich mit jeder meiner Handlungen zu verändern. Es war ja fast so, als konnte ich in die Zukunft sehen oder Ähnliches, was mehr als verrückt gewesen wäre. Doch wenn ich als solches hatte deuten sollen, dann war es positiv zu betrachten. Das hieß schließlich, dass ich mein Herz endlich gegen ihn wenden konnte. Als ich im Hier und Jetzt, wach meine Augen öffnete, blickte ich in das Gesicht von Derek, der mich anlächelte.

„Hast du mich beobachtet?", fragte ich peinlich berührt. Wer wusste schon, was man im Schlaf für seltsame Dinge tat oder sagte.

„Du hast so schön und süß ausgesehen, da konnte ich nicht anders.", meinte er zuckersüß. Ich schlug mir eine Hand vor mein Gesicht, weil ich Komplimente nie annehmen konnte und sie mich nur erröten ließen, jedoch wurde sie mir von ihm weggezogen.

„Nicht. Ich meine es ernst. In meinen Augen bist du wunderschön." Er wusste, wie er mein Herz erweichen konnte. Ich wusste immer noch nicht genau, was ich in diesem Moment für ihn fühlte, aber ich hatte ein immer stärker werdendes Gefühl, dass sich daraus noch so viel mehr entwickeln konnte. Derek nahm legte seinen Arm auf meine Hüfte und ich kuschelte mich an ihn. Er fühlte sich so warm an, dabei hatte ich seine kalten Hände in Erinnerung. Ich fühlte mich in seinen Armen so geborgen, als würde ich dorthin gehören. Ich verstand es nicht und konnte es vermutlich nie verstehen, wie ich beim letzten Mal das Gleiche bei John denken konnte und nun bei ihm. Warum war das Herz so kompliziert oder war es nur mein Herz? Dachte ich zu kompliziert, bildete ich mir zu viele Dinge ein? Gab es auch eine Hotline für Menschen, die mit ihren Liebesgefühlen total durcheinander waren, dass ich dort mein Herz hätte ausschütten können? Eine hilfreiche Antwort oder gar einen Rat hätten die ebenfalls nicht gehabt.

„Ich muss mal kurz wohin.", entschuldigte ich mich und verließ das Zimmer. Es war grässlich, jemandem sagen zu müssen, dass man mal auf Toilette musste. Ich wollte mich weder wie ein kleines Mädchen anhören, noch abschreckend klingen. War nur ich so? Ich hatte mir, bevor ich das Zimmer verließ, selbstverständlich etwas angezogen, sonst wäre die Situation noch wesentlich unangenehmer gewesen, als sie es sowieso schon war. John kam gerade aus dem Bad, als ich hinein wollte. Unverkennbar hatte er gerade erst frisch geduscht und hatte es nicht für nötig gehalten, sich etwas anzuziehen, wie es jeder vernünftige Mensch getan hätte. Ich versuchte die Bilder zu verdrängen, die mich an die Momente erinnerten, an denen ich ihn so gesehen hatte.

„Darf ich mal durch?", drängte ich ihn und wagte es nicht, ihm in die Augen zu sehen.

„Wusstest du es?", verwirrte er mich mit seiner Frage, was man mir wohl ansah. „Von dem Baby?"

Hooked UpWo Geschichten leben. Entdecke jetzt