Kapitel 4-Freundinnentag

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Hallo ihr! Wie findet ihr eigentlich die Länge der Kapitel?
Ich bedanke mich schonmal für 300 Reads. Es ist einfach immer schön zu sehen, dass sich ein paar Menschen tatsächlich für deine Geschichten interessieren.

„Du verarscht mich auch nicht?", fragte mich Kate misstrauisch. Wir waren schon eine Weile in der Stadt und gingen von Geschäft zu Geschäft. Es war mal wieder Zeit für unseren Mädelstag, der auch eine Shoppingtour enthielt, was wir schon viel zu lange nicht mehr gemacht hatten. Ich brauchte ihn unbedingt als Ablenkung von meinen Gedanken, die sich fast ausschließlich um John zu drehen schienen. Dieser Mann hatte sich einfach so in meinen Kopf eingenistet und wollte nicht mehr verschwinden. Wir befanden uns in unserem Lieblingsgeschäft und durchstöberten die Stangen mit wunderschönen und-das Beste und Wichtigste-, reduzierten Kleidern. Das Besondere an diesem Laden war seine Atmosphäre. Alles hier sah so unfassbar alt aus, noch aus dem tiefsten Mittelalter, ganz rustikal gestaltet, doch im Gegensatz dazu standen die neuen, makellosen Kleider, die dem Ganzen Farbe einhauchten. Ich strich mit einer Hand über die Stoffe und bemerkte, wie sich eine Frau zu uns umdrehte, als Kate ihre Frage schon fast schrie. Ich hatte ihr gerade von neulich erzählt, meiner kurzen Bekanntschaft von John, mit dem ich im Bett gelandet war. Natürlich ließ ich alle Details aus, obwohl ich sowieso wusste, dass Kate das noch längst nicht reichte und nachbohren würde, sobald wir wieder unter uns waren. Sie war noch wesentlich neugieriger als ich selbst und stand auf schmutzige Details.

„Pscht! Sei leise, oder willst du, dass der ganze Laden mitbekommt, was ich so treibe?", fuhr ich sie an, denn das wollte ich doch gerne vermeiden. Kate hatte es so schon geschafft, dass ich gerötete Wangen bekam.

„Tut mir leid, ich halte schon meinen Mund. Aber nur bis wir zu Hause sind und dann quetsche ich dich aus, wie eine Taube Zahnpasta!", warnte sie mich frech und streckte mir die Zunge raus. Ich konnte nur die Augen verleiern und mir dennoch ein Lachen nicht verkneifen. So war sie eben. Sie ließ sich von niemanden etwas sagen und wenn sie etwas wissen wollte, erfuhr sie es auch. Es war sogar fast eine Unmöglichkeit Geheimnisse vor ihr zu haben. Sie wäre perfekt als Kommissarin geeignet gewesen. Ich wusste nicht, wie sie das anstellte, doch irgendein Sensor in ihrem Kopf schien bei noch so jeder kleinen Lüge oder Geheimhaltung zu kreischen anzufangen. Das konnte zwar durchaus von Vorteil sein, doch wie vermutlich jeder Mensch brauchte ich ebenfalls meine Geheimnisse und Gedanken, die nur mir gehörten.

„Du bist wirklich eine Nervensäge.", tadelte ich sie gespielt verärgert.

„Und genau deshalb liebst du mich ja so.", klimperte sie aufreizend mit ihren braunen Augen und ihren langen Wimpern. Kate hatte ich an der Uni kennengelernt, anders als ich studierte sie allerdings Physik, ob man es glauben wollte oder nicht. In diesem schönen Kopf steckte eine Menge Klugheit, was man bei ihrer Verpeiltheit keinesfalls erwartete. Mein Wissen um die Physik reichte gerade mal von alles fällt runter bis hin zu Strom kommt aus einem Loch in der Wand und schmeckt aua (Zitat Jan-Phillip Zymny Ende). Ich hatte Physik in der Schule immer abgrundtief gehasst, während Kate dafür brannte. In dem Punkt konnten wir gar nicht unterschiedlicher sein.

Sie war wirklich schön, mit ihrer karamellfarbenen Haut, den strahlend weißen Zähnen und den vollen schwarzen Haaren, um die ich sie ein wenig beneidete und mit denen sie ständig etwas anderes ausprobierte. Momentan trug sie Braids, aber ich konnte wetten, dass sie sich wahrscheinlich eines Morgens die Haare komplett abschnitt. Man wusste nie, was sie sich immer für verrückte Sachen in ihrem Kopf ausdachte. Doch so durchgeknallt wie sie manchmal sein konnte, war sie meine Rettung, als ich damals ganz neu an der Uni war, schließlich kannte ich weder die Leute, noch die Stadt und musste mein Leben alleine auf die Reihe kriegen, ohne die Hilfe meiner Mutter, da war sie unentbehrlich. Sie hatte zwar genauso wenig Ahnung von allem, aber oft war es besser zu zweit das Unbekannte zu entdecken. Doch am dringendsten brauchte ich sie bei meinen Trennungen. Kate hatte mich immer wieder auf die Beine gebracht, während ich tagelang einfach nur im Bett lag und vor mich hin vegetierte. Ich vertrug Trennungen einfach nicht. Im Gegensatz zu mir war Kate nun aber schon seit drei Jahren glücklich in festen Händen. Sie war immer eines der Mädchen, dem alle hinterherschauten, doch die ihre grundlegenden Prinzipien hatte. Und dann lief sie eines Tages Allain in die Arme und hatte seit dem ihre rosarote Brille immer noch nicht abgelegt. Man konnte es ihr nicht verdenken, schließlich war er perfekt für sie. Die beiden wirkten immer noch so verliebt ineinander wie am ersten Tag und das freute mich ehrlich für sie, auch wenn ich bei ihrem Anblick manchmal eifersüchtig wurde. Ich hoffte, so schnell würde sie nichts mehr trennen.

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