Kapitel 11-Verlangen

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Meine Fingernägel klapperten ununterbrochen gegen das Glas, meine Beine zitterten so stark, als stünden sie unter Strom. Ich war nervös, aber wie. Ich setzte das Glas an meine Lippen, musste dann aber feststellen, dass es schon leer war. Nur ein winziger Tropfen erreichte noch meine Zunge. Dabei saß ich erst seit drei Minuten hier. Ich wusste sonst nun mal nichts mit mir anzufangen. Mein Blick schweifte langsam durch den Raum, nachdem er sich endlich dazu durchringen konnte, nicht unentwegt auf die Ritze im Sofa zu starren und die wenigen Krümel immer wieder auf's Neue zu zählen, als würden sie sich mit jedem Mal vermehren. Dabei mied ich es gekonnt einer gewissen Person, die sich ebenfalls in diesem Raum befand, mit meinen Augen zu begegnen, obwohl mir seine Präsenz in jeder Sekunde nur allzu bewusst war, es hätte sich wahrscheinlich nicht mal im Schlaf vermeiden lassen. Die Wohnung war schön eingerichtet, allerdings konnte ich mir vorstellen, dass es recht kostspielig war, dazu war die Wohnung so groß. Dagegen musste meine Wohnung wirken wie eine Abstellkammer. Obwohl es so schlecht bei mir auch nicht war. Während das Wohnzimmer hier sehr modern und hell eingerichtet war, setzte ich bei mir zu Hause eher auf Gemütlichkeit und dunklere Töne. Außerdem fehlte es hier eindeutig an Büchern, die sich bei mir schon vor den Regalen anhäuften. Hier fand ich ausschließlich Fachliteratur. Sich mit der Einrichtung zu beschäftigen war zwar ganz nett, brachte mir aber nicht die nötige Ablenkung.

Ich traute mich kaum zu atmen. Wieso zum Teufel saß ich hier? Weil das die Wohnung meiner Schwester war. Nur ohne meine Schwester. Dafür mit John. Und mir. Allein. Ich hasste es, da ich die Spannung zwischen uns ununterbrochen fühlte, selbst wenn er mal nicht im selben Raum war. Dieses Schweigen machte mich verdammt fertig. Da half es nicht, dass ich den Fehler machte, ihn doch anzusehen. Heiliger Kuhmist, ein fataler Fehler! Er beobachtete mich eindringlich, saß er schon die ganze Zeit so da? Hoffentlich nicht. Ich neigte dazu, mit meinen Augenbrauen zu zucken, wenn ich geistig abwesend war und das wäre etwas peinlich gewesen. In seiner Gegenwart hatte ich das Gefühl, war mir alles peinlich. Er allerdings sah alles andere als peinlich aus. Sein T-Shirt verriet, dass er Muskeln hatte, die ich selbst sogar schon sehen und anfassen konnte...Wie konnte ich nur so abschweifen! Schnell sah ich wieder weg, um gar nicht erst wieder auf derartige Gedanken zu kommen. Das war falscher als falsch. Doch das Rascheln mir gegenüber lenkte meine Augen doch wieder zu ihm. Er hatte sich nach vorne gebeugt, immer noch sah er mich mit einem intensiven Blick an. Warum tat er das? Wollte er mich verunsichern oder sah ich so seltsam aus? Er musste doch wenigstens annähernd wissen, was er mit mir anstellte, mir antat. Er sah mir direkt in die Augen und dann konnte ich mich nicht mehr von seinen losreißen. Mein Herz rutschte mir in den Magen, vielleicht sogar ein Stück tiefer und mein Atem versagte mir nun endgültig. Wenn er damit nicht auf der Stelle aufhörte, würde ich aus dem Fenster springen. Oder sehr schnell durch die Tür verschwinden, so lebensmüde war ich nun wirklich nicht. Mein Mund fühlte sich mit einem Mal so trocken an, obwohl ich eben erst ein Glas Wasser getrunken hatte. Ich brauchte dringend noch eins, sonst drohte ich noch zu kollabieren. Mit einem Ruck riss ich mich los, erstaunt, dass ich mich so schnell seinem fesselnden Blick entziehen konnte und ging in ihre Küche. Ich brauchte Alkohol, mehr als dringend. Ich klang wie eine Alkoholikerin, normalerweise waren das nicht meine Gedankengänge, in der Nähe von John konnte ich mich allerdings allem Anschein nach schnell zu einer entwickeln. Doch die beste Idee wäre das heute vielleicht nicht unbedingt gewesen. Betrunken nützte ich Sophie bei der Beratung ihres Hochzeitskleides wohl nichts. Etwas anderes als das Wasser aus der Leitung sah ich leider sowieso nicht stehen und es wäre wohl etwas unangebracht gewesen, in fremden Schränken herumzuwühlen. Ich streckte meine Hand gerade nach dem Wasserhahn aus, da wurde mein Handgelenk gepackt. Ich hatte weniger die sanfte Berührung wahrgenommen als das wohlige Prickeln, welches ich gleichzeitig spürte und sich so schnell wie nichts in mir ausbreitete. Überrascht sah ich John an, der abwesend meine Hand anstarrte. Doch genauso schnell ließ er mich wieder los, drehte sich um und lehnte sich gegen die Küchentheke. Er atmete schnell ein und aus, schien ebenso verwirrt zu sein wie ich. Mich ließ dieses Gefühl jedes Mal völlig ratlos und gleichzeitig wusste ich genau, was es zu bedeuten hatte.

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