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Ein Gewicht sprang zuerst auf mein Bett, neben meine Füße und danach legte sich etwas auf meinen Bauch.
"Schwesterchen.", vernahm ich Noahs feines Stimmchen gedämpft. "Auf wachen!"
Ich stöhnte leicht auf und versuchte mich umzudrehen, was mir allerdings nicht gelang, da das Köpfchen von meinem 9 jährigen Bruder auf meinem Bauch lag.

"Was ist denn, Noah?", grummelte ich.
"Mama hat gesagt, dass du aufstehen sollst.", quiekte er und sprang von meinem Bett auf um nach unten zu laufen.
"Sag Mum", er blieb stehen um mir zu zuhören "dass ich gleich kommen werde!", rief ich ihm, mit noch geschlossenen Augen, so gut ich konnte, hinter her.

Nachdem ich meinen Satz beendet hatte, setzten sich seine Füße wieder in Bewegung und er verschwand von meinem Paketboden und lief die Treppe runter.

Ich drehte mich noch einmal zur Wand hin und stöhnte leicht auf.
Ich öffnete meine Augen und dann fiel es mir wieder ein: Shit, heute war der Initiationstest, der Test, an dem wir unsere "wahre Identität" erfahren würden.
Sofort schnellte mein Kopf nach oben und ich hatte nur noch weniger Lust aufzustehen. Warum konnte nicht alles so bleiben, wie es von Anfang an war?

Ich ging ins Bad und schlüpfte unter die Dusche.
Das heiße Wasser um mich herum dampfte und tat gut auf meiner Haut.
Ich schloss meine Augen um es noch mehr zu genießen und um mich einfach frei und unbeschwert zu fühlen.

Als ich fertig war, ging ich mit nackten, pflatschenden Füßen zu meinem großen, beigen Schrank und öffnete die linke Tür zuerst, in der sich Unterwäsche, Hosen und Socken befanden.
Ich zog eine gelbe, enge Hose heraus und zog sie, ebenso wie frisch gewaschene Unterwäsche und ein paar Socken an, dazu nahm ich mir einen roten Pullover, der vorne etwas kürzer als hinten war, von der rechten Schrankseite.

Mit mittlerweile halbtrockenen Haaren, trottete ich kurz gähnend nach unten und in unser Esszimmer, an dem sich Mum und Dad angeregt zu unterhalten schienen.
Ich ging zu meinem üblichen Platz, der an Noahs vorbeiging. Ich wuschelte ihm einmal kurz durchs Haar und nuschelte ein "Morgen" in die Runde.
"Guten Morgen, Schätzchen", lächelte mein Vater und wandte mir sein Gesicht zu, so dass ich seine Lachfältchen sehen konnte.
Er ähnelte Noah, mit dem blonden, glatten Haar mehr, als meinem Haar und meinem Gesicht, dafür hatte ich ein paar Dinge meines Charakters von ihm.

"Hast du gut geschlafen?", fragte meine Mutter mich, ehe sie in ihr Butterbrot biss.
Ich nickte und setzte mich auf meinen Platz, neben Mum und schnappte mir ein aufgebackenes Brötchen, an dem ich trocken herumnagte.
"Bist du aufgeregt?", brachte mein Bruder nun das Eis zum schmelzen.
Ich stoppte in mitten meines Kauens, riss meine Augen auf und starrte einfach nur gerade aus. Die Sekunden verstrichen...
"Alles gut, Abigail?", fragte mein Dad besorgt und sah mich aus einem schiefen Blickwinkel an.
"Ja, alles bestens, danke.", gab ich als Antwort auf Dads Frage, aber ließ Noahs einfach im Raum stehen.

Nach dem Essen stand ich auf und fragte meine Eltern, ob ich zu Jayden gehen durfte.
"Ja klar, Liebes. Aber sei bitte vor 13 Uhr wieder zu Hause, schließlich ist der Test schon um 14 Uhr.", antwortete meine Mutter.
Ich nickte und warf noch einen schnellen Blick auf unsere alte Wanduhr. 11 Uhr. Super, dass hieß, dass wir ungefähr 2Stunden Zeit hatten.

Ich lief hinüber zu Jayden. Sein Haus sah fast exakt so aus wie unsers. Es war auch aus dem selben Material gebaut, dass sah man, denn es hatte fast die selbe langweilige, helle Farbe, wie unseres.

Ich klopfte einmal an und Jayden selbst öffnete mir, nach kurzem Warten, die Tür und ließ mich eintreten. "Schön, dass du da bist.", sagte er mir und küsste mich sachte auf die Wange, während ich ihn schnell umarmte. "Ja", antwortete ich. "Ich wollte dich zu vor nochmal sehen."

Hand in Hand gingen wir zusammen auf sein Zimmer und legten uns nebeneinander gekuschelt auf sein Bett.
"Und wie geht's dir?", flüsterte er zu mir.
"Hm, es geht und dir?", antwortete ich mit geschlossenen Augen und eben so leise.
"Ich bin aufgeregt, dass ist alles. Ich habe Angst, dass dieser Test uns für immer trennen könnte.", wisperte er immer leiser.
"Das wird schon nicht passieren.", sagte ich etwas lauter, aber ich glaubte, dass er gehört hatte, wie sehr meine Stimme dabei geschwankt hatte.
Er schlang seinen Arm um mich und zog mich noch enger, als wir ohne hin schon beieinander lagen, an sich.

"Ich liebe dich, Abigail Kennedy!", sagte er.
"Ich liebe dich auch, Jayden Fernandez.", flüsterte ich und küsste ihn sachte.
Ich sah auf die Uhr. 12:55Uhr. Ich musste los.
"Ich muss los, Jay."
"Ich komme noch mit runter.", grinste er und wir gingen zusammen nach unten. Er gab mir noch einen kleinen Abschiedskuss, dann öffnete ich die Tür und ging nach draußen.

"Da bist du ja, Abi.", freute sich meine Mutter.
"Ja, hier bin ich.", lächelte und ging in die Küche.
"Mmhh, es riecht gut."
"Danke, es gibt Spareribs mit Kartoffeln."
Ich leckte mir über die Lippen und setzte mich an den Esstisch, da es mir Mum so aufgetragen hatte.

Mum stellte die Spareribs auf den Tisch und mein Bruder und meine Eltern griffen sofort zu, doch ich hatte auf einmal keinen Hunger mehr.
"Du musst was essen.", sagte Noah.
Ich machte ein 'Mhm', aber nahm es nicht wirklich ernst, was er gesagt hatte.
"Dein Bruder hat Recht, sonst wirst du den Initiationstest vielleicht nicht schaffen", stichelte meine Mum, auch wenn ich wusste, dass sie es nicht ernst meinte, nahm ich mir trotzdem eins.
Herzhaft biss ich in das saftige und würzige Fleisch, aber dennoch beließ ich es bei nur einem Stück Sparerib.

"So, jetzt komm. Wir müssen los.", hetzte meine Mutter auf einmal, bevor sie selbst aufgegessen hatte und wir Hals über Kopf aus dem Haus.

Alles, was ich her gabNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ