Kapitel 18

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Am nächsten Morgen weckte mich Geschrei und das immer wieder ertönende Geräusch der Klingel. Ich hörte mehrere Personen die sich stritten und auch wenn ich nicht genau hören konnte um was es ging, konnte ich es mir denken. Das Geheul meiner Mutter war nicht zu überhören.

Ich schaute zu Ethan, der ebenfalls wach war und eine heiße Träne rollte über meine Wange. Ohne ein Wort zu sagen legte er seinen Arm um mich und zog mich an seine Brust. „Weißt du, auch wenn sie sich total rücksichtslos verhält, ist sie immer noch meine Mom", schluchze ich mit dem Gesicht in seinem Shirt vergraben. Er fährt mir übers Haar und flüstert kaum verständlich: „Ich weiß Babe."

Am liebsten wäre ich nach draußen gegangen um mithören zu können, aber wenn meine Mutter mich gesehen hätte, müsste ich wahrscheinlich sofort wieder nach Hause, was ich unbedingt vermeiden wollte. Um ehrlich zu sein wusste ich gar nicht was ich wollte. Meine Mutter wusste genau was sie uns antat und egal wie lange ich darüber nachdachte, ich konnte es einfach nicht verstehen. Wie konnte sie nur so dumm sein, wieder mit meinem Vater zusammenzukommen, der sie Jahre lang betrogen und belogen hatte? Ich konnte einfach keine vernünftige Antwort finden, bis zu diesem Augenblick.

Ich erhob mein Gesicht von Ethans Brust, wischte mir die Tränen weg und küsste ihn. Es war Liebe. Meine Mutter musste meinen Vater wirklich lieben. Obwohl ich Jahre lang nicht an die wahre Liebe geglaubt hatte, lag ich doch in den Armen meiner. „Ethan ich ..." Er unterbrach mich mit einem weiteren Kuss. „Ich liebe dich auch Madison." In diesem Moment ging die Tür auf und ich zuckte vor Schreck zusammen.

„Hey ihr zwei Turteltäubchen, wenn ihr euch für zwei Minuten mal loslassen könntet, wäre ich euch sehr dankbar." Ich musste lachen und kam aus dem Bett, während Ethan liegen blieb. „Mom ist weg, ich habe ihr gesagt du wärst bei einer Freundin", fuhr Joy fort. Mit hochgezogenen Augenbrauen fragte ich sie: „Was soll das bringen? Meinst du nicht, dass sie einfach bei meinen Freundinnen vorbeischaut um mich zu suchen?"

 „Deshalb stehe ich ja gerade hier. Ich wollte euch sagen, dass ihr euch fertig machen und eure Sachen packen sollt. Wir fahren in spätestens einer Stunde los, bevor Mom merkt, dass ich sie angelogen habe. In Deutschland wird sie ja wohl nicht nach dir suchen." Ich merkte einen Hauch von Genugtuung in Joys stimme, doch ich sagte nichts und schaute ihr einfach hinterher als sie den Raum verließ und die Tür hinter sich schloss.

 Fragend schaute Ethan mich an und hielt die Sachen scheinbar für einen Scherz, bis ich ihn Aufforderte seine Sachen zu Packen. Ich hatte mich vorhin wohl so sehr in Ethan verloren als ich ihn geküsst hatte, dass ich es gar nicht bemerkte, als meine Mutter gegangen war. „Ich glaube sie dreht durch", sagte Ethan und riss mich aus meinen Gedanken, während er unter seinem Bett nach etwas suchte. „Sie ist sehr, naja gewöhnungsbedürftig. Normalerweise würde Joy mich nicht einfach mitnehmen, aber ich glaube sie weiß einfach nicht mehr weiter und ..."

 Als ich sah, dass Ethan fast komplett unter seinem Bett verschwunden war, hörte ich kurz auf zu reden und fragte dann: „Ähm Eth was machst du da? Soll ich dir helfen? Was auch immer das da werden soll." Kopfschüttelnd kam Ethan unter seinem Bett hervor, mit einem Lächeln im Gesicht und seinem Koffer in der Hand. Nachdem er sich den ganzen Staub, von seinen Klamotten geklopft hatte, kam er auf mich zu und drückte mir einen Kuss auf die Wange.

Es dauerte ungefähr fünfzehn Minuten bis alle ihren Koffer gepackt hatten und wir uns in der Küche versammelten. „Also, wir fahren jetzt zum Flughafen, dann fliegen wir acht Stunden nach Deutschland, übernachten dort eine Nacht in Frankfurt und fahren am nächsten Tag mit einem Leihwagen an die Ostsee."

 Nachdem Luke uns seinen Plan erklärt hatte schauten Ethan und ich uns grinsend an, woraufhin Joy fragte: „Was ist daran lustig?" „Gar nichts", antwortete Ethan mit einem gespielt ernstem Blick. Joy schaute skeptisch von Ethan zu mir und von mir wieder zu Ethan, bevor sie wieder anfing zu reden. „Wir essen jetzt schnell was und dann gehen wir. Seid aber bitte leise, Ella hat sich nach dem Besuch von Mom vorhin wieder schlafen gelegt."

 Jetzt schaute ich das erste Mal auf die Uhr und stellte mit Erschrecken fest, dass es erst kurz vor sechs war. Meine Mutter musste ziemlich verzweifelt gewesen sein, dass sie so früh morgens hier vor der Tür stand. Die nächsten drei Stunden vergingen wie im Flug und obwohl es sich anfühlte, als wären gerade mal dreißig Minuten vergangen, hatten wir schon Check-in und Sicherheitskontrolle hinter uns und warteten am Gate auf den Einlass.

Weil ich den Anblick nicht ertragen konnte, wie Joy und Luke sich gegenseitig die Zungen in den Hals schoben, stand ich auf, ging an die Glasscheibe und schaute den Mitarbeitern zu, wie sie unsere Koffer in das Flugzeug luden. Ethan stellte sich wenig später neben mich und sagte: „Da wird einem ja schlecht. Ob wir auch so schlimm sind?" Ich wollte gerade antworten, als Ethan seine Hände um meine Hüfte legte, an sich zog und mich küsste. Danach schauten wir uns in die Augen und unsere Finger verschränkten sich ineinander.

Wir standen eine gefühlte Ewigkeit so, bis Joy vor uns auftauchte und sagte: „Ich will euch ja wirklich nicht stören, aber wir können jetzt ins Flugzeug." Einen Moment lang warf ich Joy einen Bösen Blick zu, woraufhin sie ein falsches Lächeln aufsetzte und mir ins Ohr flüsterte: „Sorry Madi" Irgendwie hatte meine Schwester die besondere Gabe schöne Momente zu zerstören und auch dieses Mal hatte sie es mal wieder geschafft. Nachdem unsere Tickets kontrolliert wurden, gingen wir in das Flugzeug und setzten uns auf unsere Plätze.

In jeder Reihe gab es drei Sitze und, weil Joy und Luke zusammen sitzen wollten, saßen sie in der Reihe vor Ethan und mir. Da ich etwas Höhenangst hatte, überließ ich Ethan mit Vergnügen den Platz am Fenster, den er unbedingt haben wollte. Al sich jedoch ein Junge in unserem Alter auf den freien Platz neben mich setzte, der zugegebenermaßen nicht schlecht aussah, verschwand seine Freude ganz schnell.

 Bei dem Anblick wie das Lächeln in Ethans Gesicht plötzlich verschwand musste ich schmunzeln. Ich lehnte mich zu ihm rüber und flüsterte ihm lachend ins Ohr. „Keine Angst, der sieht nicht mal annähernd so gut aus wie du und außerdem bin ich mir Sicher, dass seine Familie auch nicht so viel Geld hat wie deine." „Das dachte ich mir auch schon. Ich meine ich bade ja förmlich in Geld", antwortete Ethan auf meine eindeutig nicht ernstgemeinte Bemerkung.

 Als das Flugzeug startete, wurde mir plötzlich ganz flau im Magen und ich griff sofort nach Ethans Hand. Er versuchte mich zu beruhigen in dem er die Armlehne zwischen uns hochklappte und mich näher an sich heran zog. Es funktionierte, denn in seiner Nähe fühlte ich mich einfach Sicher und vergaß schon schnell wie weit wir über dem Boden waren.

 Die nächsten acht Stunden schienen mir niemals vorüber zu gehen, doch nach mehreren Filmen die ich mir mit Ethan angeschaut hatte und einer sehr langen Diskussion, wie bescheuert es war mich in dieses Flugzeug zu setzen, setze es zur Landung an.

The Day Of Her FuneralWo Geschichten leben. Entdecke jetzt