Kapitel 8

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 Auf dem Weg in mein Zimmer klingelte es plötzlich und ich stolperte vor Schreck über meine eigenen Füße. Als ich auf die Uhr schaute, sah ich, dass es schon halb sechs war. Überrascht davon, dass die Zeit so schnell verging, machte ich die Tür auf. Laura stand wie erwartet vor der Tür, nur hatte sie doch etwas mit gebracht.

Auch wenn ich wollte, konnte ich mein Lachen nicht zurück halten. Es war wie als würde es von innen meinen Mund aufreißen, damit es hinaus kann. Laura stand mit Kissen, Decke, einer riesigen Tasche und einem großen Sack voll Knabber zeug auf dem Arm vor mir. „Könntest du vielleicht mal aufhören so zu lachen und mir lieber mit den Sachen helfen", sagte sie entnervt.

 Während ich ihr etwas von ihren Sachen abnahm, kam ihr Gesicht langsam zum Vorschein, das hinter ihrem ganzen Zeug verschwunden war. „Warum nimmst du denn so viel mit?" „Ich habe doch Kissen und Decke hier", sagte ich, während ich versuchte meinen Lachanfall in den Griff zu bekommen. Anstatt zu antworten grinste sie und ging in mein Zimmer. Ich folgte ihr und fragte noch einmal: „warum hast du das ganze Zeug mitgebracht?" „Du hast doch wieder irgendwas vor."

 „Also deine Mutter hat doch erlaubt das ein paar Freunde kommen oder", fragte sie erwartungsvoll mit einem dreckigen grinsen im Gesicht. Bevor ich antworten konnte klingelte es wieder an der Haustür. Ich drehte mich zu Laura um, schaute sie mit hochgezogenen Augenbrauen an und ging zur Tür. Bevor ich sie öffnete, überlegte ich ob es eine gute Idee war.

 In meinem Kopf malte ich mir aus, wie gleich eine Horde von Leuten in mein Haus stürmen würde. Doch dann öffnete ich die Tür und es stand niemand davor. Wahrscheinlich war es nur einer dieser dummen Klingelstreiche gewesen, die unsere Nachbarskinder für sehr lustig hielten. Kaum hatte ich die Tür wieder geschlossen klingelte es noch einmal.

 In mir machte sich ein Gefühl von Freude breit. Nun konnte ich diese kleinen Witzbolde auf frischer Tat ertappen und ihnen sagen, dass sie nie wieder einen Klingelstreich machen sollten. Aber als ich die Tür wieder öffnete stand jemand vor mir, mit dem ich in hundert Jahren nicht gerechnet hätte.

 Meine Schwester Joy. Vor ein paar Jahren zog sie nach Sydney, wegen ihres Jobs. Sie durfte nicht sagen woran genau sie arbeitete, aber ich wusste, dass sie für die Regierung arbeitete und das sie Biologin oder Chemikerin oder sowas war. Als sie wegzog brach eine Welt für mich zusammen. Es gab niemanden den ich mehr liebte und vermisste als meine Schwester.Doch nach einiger Zeit lernte ich, damit umzugehen und fand mich damit ab.

Als ich sie sah, glaubte ich verrückt zu sein. Sie fing an zu weinen und nahm mich in den Arm, ohne etwas zu sagen. Erst in diesem Augenblick realisierte ich, was passierte. Ich fing auch an zu weinen und wir standen eine gefühlte Ewigkeit einfach nur da, ohne ein Wort zu verlieren. Wir hielten uns fest in den Armen, als würde gleich jemand kommen und uns einander wegnehmen. Als ich mich wieder gefangen hatte, schaute ich in ihre Augen, durch das Weinen wurde das weiße in ihren Augen rot und das leuchtende grün kam noch besser zu Geltung.

 Ich hatte fast vergessen wie schön sie war. Die langen braunen Harre betonten ihr wunderschönes Gesicht. Diesen Augenblick, in dem sie eines Tages einfach wieder vor der Tür stehen würde, habe ich mir Jahre lang ausgemalt. Jetzt war es so weit und er war schöner als ich ihn mir je hätte vorstellen können.

The Day Of Her FuneralWo Geschichten leben. Entdecke jetzt