Kapitel 17

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 Wir waren uns einig, dass wir unserm Vater auf gar keinen Fall begegnen wollten, aber bis zu den Ferien musste ich weiterhin bei unserer Mutter wohnen. Weil Joy mich nicht alleine lassen wollte, würde sie mit mir dort bleiben. Wir beschlossen jedoch, ab dem ersten Tag der Ferien sofort in den Urlaub zu fahren, um etwas Abstand von unserer Mutter zu haben.

 Mit Luke hatte sie bereits besprochen, dass wir für zwei Wochen nach Deutschland fliegen würden. Das Ferienhaus war schon gebucht und bezahlt. Zwei Wochen waren nicht viel, aber in der Zeit konnten wir schon einmal überlegen wie es weiter gehen würde. Nachdem wir uns genug über unsere Mutter aufgeregt hatten, versuchte ich das Thema zu wechseln.

Ich erzählte Joy, dass Ethan und ich ein Paar waren, woraufhin sie erstaunt fragte: „Du hast einen Freund? Hast du nicht tausendmal betont, dass du sowas total bescheuert findest?" Lachend antwortete ich: „Das dachte ich auch, aber irgendwie ist es bei Ethan anders." Als wir unseren dritten Kaffee fertig getrunken hatten, bezahlten wir ihn und gingen nach Hause.

Dort angekommen sprachen wir kein einziges Wort mit unserer Mutter. Es fiel mir wirklich schwer ihr nicht einmal meine Meinung zu sagen, aber so war es besser. Unsere Mutter sollte ruhig wissen, wie sauer wir auf sie waren. Die nächsten drei Tage liefen mehr oder weniger gut. Ich ging ganz normal zur Schule, redete weiterhin nicht mit meiner Mutter, aß zusammen mit Joy in ihrem Zimmer, und verbrachte den restlichen Tag bei Ethan.

Joy schrieb Bewerbungen und machte Gelegenheitsjobs, während ich in der Schule war, um etwas Geld für den Urlaub zusammen zu bekommen. Den restlichen Tag über redete sie auch kein Wort mit meiner Mutter und verbrachte Zeit mit Luke oder Freunden. Am Donnerstag jedoch, ging einiges schief. Nach der Schule traf ich mich mit Ethan, Luke und Joy zum Mittagessen, in einem Burger-Restraunt.

 Als wir fertig waren beschlossen wir ins Schwimmbad zu gehen und fuhren zu Joy und mir nach Hause um unsere Sachen zu holen. Schon vor der Tür bemerkten wir ein Auto, dass wir nicht kannten. Kaum hatte ich das Haus betreten, hörte ich eine Männerstimme aus der Küche, die mit meiner Mutter sprach. Sofort drehte ich mich um und schaute Joy geschockt an, die nickte und kurz darauf das Haus wieder verließ. Ich ging ihr hinterher und schloss die Tür so leise, dass man es nicht hören konnte.

Joy zitterte am ganzen Körper und fiel Luke in die Arme, der zusammen mit Ethan draußen gewartet hatte. Als ich zu Ethan ging, fragte er mich was los sei und ich antwortete: „Unser Vater ist da drinnen. Wir haben ihn nicht gesehen, aber Joy hat seine Stimme erkannt." Ethan legt seine Hände auf meine Wangen und zog mich an sich: „Soll ich reingehen und dein Zeug holen?", fragte er mich.

Fest entschlossen in das Haus zu stürmen und meine Sachen zu holen, schüttelte ich den Kopf und ging rüber zu Joy, um sie zu fragen ob sie mitkommen würde. „Kommst du schnell mit rein, die Sachen holen?" Ein Kopfschütteln beantwortete meine Frage. Weil ich nicht allein gehen wollte, bat ich Ethan mit mir zu kommen.

Gemeinsam betraten Ethan und ich das Haus, gingen so schnell wie möglich in mein Zimmer und schlossen die Tür hinter uns. Während er die Tür abschloss fing ich in voller Hektik an, ein paar Klamotten in meinen Koffer zu packen, der immer unter meinem Bett lag. Ich hatte beschlossen die letzten zwei Tage vor den Ferien bei jemand anderem zu verbringen.

Es war mir egal bei wem, Hauptsache nicht zu Hause. Nachdem ich meinen Koffer gepackt hatte öffnete Ethan die Tür, vor der meine Mutter stand. Sie redete, doch ich hörte ihr nicht zu. Ich ging einfach an ihr vorbei, in Joys Zimmer und packte auch ihr ein paar Sachen in eine Reisetasche, die ich mir über die Schulter warf. Ethan nahm meinen Koffer und lief hinter mir, auf die Tür zu. Meine Mutter schrie mittlerweile, doch ich hörte ihr immer noch nicht zu.

 Ich hatte schon die Türklinke in der Hand, als mein Vater aus der Küche gestürmt kam. Ich erkannte ihn nicht, weil es einfach viel zu lang her war, als ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, aber dennoch wusste ich, dass er es war. Er hielt mich am Arm fest und sagte: „Meine kleine, wir haben uns so lang nicht gesehen. Bitte bleib hier." Für einen kleinen Moment bekam ich kein Wort heraus doch dann antwortete ich. „Erstens bin ich nicht deine kleine, zweitens wolltest du mich ja gar nicht sehen und drittens gehe ich nur deinetwegen, also lass mich los du Arschloch."

Kaum hatte ich das ausgesprochen, spürte ich, wie sich seine Finger in meinen Arm bohrten und seine Stimmung sich schlagartig änderte. In einem sehr aggressiven Ton drohte er mir: „Wenn du noch einmal so mit mir redest, schwöre ich dir, wirst du nie wieder reden." Geschockt von seiner Aussage stand ich einfach nur da und bewegte mich kein Stück.

Man sah Ethan an, wie wütend er wurde. „Und wenn sie noch einmal so mit meiner Freundin reden..." Bevor Ethan den Satz beenden konnte, zog ich ihn nach draußen und knallte die Wohnungstür zu. Wir legten die Tasche und den Koffer in den Kofferraum, setzten uns schnell in das Auto und fuhren los.

 Als Erstes schaute sich Ethan meinen Arm an, auf dem die einzelnen Finger meines Vaters zu sehen waren. Es war nicht weiter schlimm, aber Ethan schien sich große Sorgen um mich zu machen. Weil die gute Sommerstimmung nun im Eimer war, entschieden wir uns zu Ethan und Luke zu fahren. Im Auto erzählte ich von dem Vorfall, weshalb sich Joy tausendmal entschuldigte, dass sie nicht mitgekommen war.

 Bei Ethan und Luke angekommen, versicherte Ella uns, dass wir für die restliche Woche bei ihr wohnen durften. Weil ich mich nicht besonders gut fühlte, legten Ethan und ich uns für den restlichen Tag in sein Bett und schauten Filme. Erst am Abend kamen wir wieder aus seinem Zimmer, um etwas zu esse. Ella hatte sich mit dem Essen wirklich mühe gegen, was auch der einzige Grund dafür war, dass ich etwas aß.

Mitten in der Nacht wachte ich auf und glaubte etwas im Wohnzimmer zu hören. Leise öffnete ich die Tür und hörte wie Joy und Luke sich unterhielten. Ich musste so nah wie möglich an sie ran, um etwas hören zu können. Als ich das leise flüstern endlich verstehen konnte, war ich etwas verwirrt. Sie redeten davon, dass sie morgen früh um sechs losfahren wollten. Warum und wohin, konnte ich leider nicht verstehen. So leise wie möglich, schlich ich mich wieder zurück ins Bett, in dem Ethan auf mich wartete.

Fragend flüsterte er: „Wo warst du?" Ich erzählte ihm, dass ich aufgewacht war und was ich gehört hatte. Lachend erklärte er mir, was die beiden gemeint hatten. Joy hatte gestern bei meiner Schule angerufen und erzählt, dass ich krank sei, damit sich niemand wundern würde, wenn ich nicht da wäre. Luke hatte unser Ferienhaus umgebucht, sodass wir schon einen Tag vorher kommen konnten. Das bedeutete also, dass wir schon am nächsten Tag los fahren würden.

The Day Of Her FuneralWo Geschichten leben. Entdecke jetzt