Kapitel 13

119 10 0
                                    


Ich brauchte eine Pause. Von dem, was dort unten geschehen ist und von dem, was gerade um mich herum passiert ist. Den Brief, schmiss ich entgegen seiner Anweisungen, in den nächsten Papierkorb und versuchte einen klaren Kopf zu bewahren. Mittlerweile ist mir klar, dass das was hier passiert kein Traum ist. Nein, dafür war er zulange, zu detailliert und zu real. Sowas hatte ich noch nie geträumt. Auch wenn mir nicht einfallen wollte, wie ich dort oben in das Zimmer kam, neben Meg.

Gab es denn sowas wie Zeitreisen, Wunder oder ähnliches? Gab es dieses Mann wirklich oder bin ich tot und nun ist das mein nächste Leben. Das sind keine Fragen, die man sich täglich stellte, oder sich täglich stellen sollte. Sie machten etwas mit meinem Verstand, ich fühlte mich anders. Würde ich als „Janna" genau so agieren wie als „Christine"? Wahrscheinlich nicht, auch wenn ein Großteil meines alten „Ichs" noch in mir ist. Ich weiß noch genau, was „damals" passiert ist. Mein altes Leben. Ja ich weiß was passiert ist und kann das auch hier und jetzt anwenden. Ich habe so viele Filme geschaut, so viele Serien geschaut, um zu wissen, was passiert. Denn es ist das Gleiche. Naja der Plot, also die Hauptgeschichte ist nicht immer gleich. Aber es gibt glückliche Enden und die in der der Hauptcharakter stirbt. Habe ich nicht gelernt, dass man aufwacht, wenn man stirbt? Ohh Gott an Selbstmord will ich nicht denken. Was ist wenn es nicht aufhört, wenn ich tatsächlich sterbe. Dann bin ich tot. Das ist wohl auch nicht das Richtige. Vermutlich muss ich mich auf das einlassen, denn das ist mein neues Leben. Und wenn ich meinen Charakter richtig spiele und die Story zu einem guten Ende leite, dann kann mir praktisch nichts passieren. Und wenn die Geschichte vorbei ist, dann komme ich wieder in mein altes Ich. Doch vorerst bin ich Christine. Christine Daae. Die Sängerin, die einen verrückten Liebhaber hat, der tief unter der Parisers Oper wohnt und dort in Dunkelheit seine Musik ausübt. Der von allen falsch verstanden wird. Aber das ist jetzt nicht relevant.

Meine Gedanken wurden abrupt unterbrochen als ein Junge mich angerempelt hat.

„Ohh entschuldigen sie bitte", sagte ich.

Der Junge ging einfach an mir vorbei ohne mir zu antworten, was für ein Rüpel.

„Hey!", rief ich ihm hinterher. Er stoppte und drehte sich um.

„Was ist denn? Ich habe keine Zeit.", schrie er mich an.

„Man kann sich wenigstens entschuldigen!", antwortete ich. Er starte mir wütend in die Augen. Sein Hut verdeckte mir die Sicht auf sein Gesicht und seine Klamotten sahen alt und dreckig aus.

„Entschuldigen sie, Madame!", sagte er und macht einen Knicks. Dann drehte er sich um und ging seines Weges. Ich war echt überrascht, dass es hier solche Leute gab.

„Ach Madame, dieser Betteljunge läuft hier schon seit Tagen rum und rempelt jeden an", sagte eine alte Frau mit einem Obstkorb.

„Der arme Junge hat kein Geld um sich essen zu kaufen.", ergänzte sie.

„Deswegen muss man nicht gleich so unfreundlich sein.", meinte ich.

Sie lächelte nur. Ich verdrehte die Augen und ging zurück zur Oper, vielleicht hat sich die Situation dort wieder beruhigt. Ich musste Meg finden und sie fragen, was sie noch alles erzählt hat und was sie gefragt wurde.

Dort angekommen wartete Madame Giry schon im Foyer auf mich. Sie machte eine ernste Miene. Aber so sah sie normalerweise immer aus.

„Es tut mir Leid dir mitteilen zu müssen, dass deine Rolle neu besetzt wurde. La Charlotta wird für die nächste Zeit deinen Platz einnehmen, weil sie dich bereits in deiner Abwesenheit ersetzt hatte.", sagte sie.

Es wäre mir normalerweise egal gewesen, doch jetzt da ich erst neulich in den Genuss meiner Stimme gekommen bin, habe ich das Gefühl das ich jetzt sauer oder gar wütend sein sollte. Ich entschied mich dazu es anzunehmen und zu lächeln.

The stranger (Phantom der Oper FanFiction)(Wieder aktiv)Where stories live. Discover now