Kapitel 11

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Ich schaute ihm noch nach, als er sich umgedreht hatte. Ich wollte noch ‚Danke' sagen, aber er war schon wieder im Musikzimmer verschwunden. Ich ging ihm trotzdem nach und legte mein Ohr an die Tür. Ich hörte ein herzzerreißendes Seufzen und musste selber kurz die Luft anhalten. Tat es ihm so weh, mir seinen Namen zu nennen? Und dabei war er schön. ‚Erik' ich mochte den Namen. Ich lehnte meinen Rücken gegen die Tür und wartete ab und dann hörte ich seine Musik. Sie war traurig und darin spielte er womöglich seine Gefühle wieder. Oder bildete ich mir das nur ein, denn auf einmal wurde aus der traurigen Musik, eine aggressive. Es hörte sich an, als würde er seine Wut an dem Klavier auslassen. Seine Wut, die sich in ihm aufstaute? War er auf mich sauer, weil ich in seinem Zimmer war. Ich sank zu Boden und hörte weiter, den lauten Tönen zu, die durch die Tür kamen. Selbst in mir stieg die Wut, die Wut auf ihn, dass er mich hier unten festhielt. Ich musste ihn zu Rede stellen, ich musste hier raus. Anderenfalls würde ich noch verrückt werden, sowie er.

Ich stand auf und klopfte gegen die Tür. Er spielte weiter und hatte mich anscheinend nicht gehört, ich klopfte lauter, doch selbst jetzt hörte ich von drinnen nur seinem Spielen. Ich riss die Türklinke runter und ging hinein. Er saß mit dem Rücken zu mir. Er schien mich wohl bemerkt zu haben, den er hörte mit seinem Spiel auf.

„Ich dachte du wärst auf deinem Zimmer, du solltest das nicht hören. Geh jetzt!", sagte er ohne mich nur eines Blickes zu würdigen.

„Nein."

„Was?", sagte er und drehte sich zu mir um. Als ich seine Augen sah, verschwand mein Mut. Er weinte. ‚Ohh Gott, was denke ich mir nur dabei, ihn an zu brüllen'

„Ich muss mit dir reden, es ist wirklich dringend.", nun war mein Mut vollkommen dahin.

„Und dann hätten wir nicht später machen können?", sein Herz pochte so schnell, dass ich Angst hatte, es würde explodieren. Ich ging zu ihm und jetzt nahm ich seine Hand. Seine kalte und fast leblose Hand. Seine Finger waren immer noch so dünn. Und er machte mir immer noch Angst.

„Nein, es ging wirklich nicht.", ich setze mich neben ihn auf die kleine Bank vor dem Klavier.

„Dann, bitte. Was ist los?"

„Ich kann nicht mehr, wirklich nicht. Ich werde hier unten verrückt.", sagte ich. Ich musste ihn dabei anschauen, er musste meinen Schmerz sehen. Und vielleicht ist meine Chance hier lebend raus zukommen etwas höher.

„Du willst hier raus, weg von mir?", er nahm seinen Blick nicht von mir.

„Ich möchte dich bitten, dass du mir wenigstens die Sonne wieder zeigst. Wenn ich weiter hier unten bleibe ersticke ich."

Seine Augen schauten tief in meine. Es war ruhig. Doch dann rannen die Tränen aus mir heraus. Sie tropfen auf unsere Hände. Ich konnte ihn nicht länger ansehen, es tat zu sehr weh.

„Christine bitte, es wird alles gut. Ich werde dich nach oben führen."

Er nahm seine Hand und hielt sie unter mein Kinn, damit ich ihn anschauen musste.

„Aber du musst mir etwas versprechen.", sagte er und ließ seine Hand immer noch unter meinem Kinn.

„Alles.", antwortete ich. Auch wenn ich es später vielleicht bereuen würde, würde ich erst die Sonne wieder sehen.

„Du musst mich besuchen kommen, das ist eine Bitte. Doch ich hoffe du versprichst es mir."

„Ja natürlich, versprochen.", sagte ich und meine Armen legte sich um seinen Hals. Ihn schien es vorerst zu verwundern, doch umarmte er mich auch. Nur Sekunden später hielt er mich von sich fern. Er drückte mich weg, um mich nochmal anzusehen.

The stranger (Phantom der Oper FanFiction)(Wieder aktiv)Where stories live. Discover now