Nico 1

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Ein Tropfen nach dem anderen segelte vom grau bewölkten Himmel.
Der Geruch des Regens mischte sich mit dem der Abgase.
Ich atmete einmal tief ein.
New York!
Ich wusste natürlich, dass der heutige Tag bei einem dermaßen schlechten Wetter nicht besonders erfolgreich sein würde, trotzdem zog mich die Lust einfach da zu sitzen mit der Gitarre im Arm und einer Melodie im Kopf jeden Tag aufs Neue auf die Straßen.
Ich legte die schwarze Dose vor mich hin und fing an zu spielen.
Bereits nach einigen Minuten fror ich bis auf die Knochen, trotzdem blieb ich sitzen und spielte weiter.
Ab und an blieben ein Paar Leute stehen um ein wenig Geld in die Dose zu werfen.
Viel verdiente ich nie.
Es reichte gerade so.
Meine Schwester Hazel meinte immer ich sollte aufhören mir Gedanken drüber zu machen ob das was ich tat richtig oder genug war, ich sollte es tun solange es sich richtig anfühlte.
Sie war einfach zu gut.

"Hey!"

Ich schaute auf.
Piper stand vor mir und grinste. Ihre kleinen geflochtenen Haarsträhnen klebten vom Regen durchnässt an ihrem Gesicht.
Sie sah wunderschön aus, anders wie viele andere Mädchen brauchte sie keine modernen Klamotten oder viel Makeup.
Sie war von Grund auf hübsch.

"Hey."

Sie lächelte und ließ sich neben mich auf den nassen Boden fallen.

"Läuft heute nicht so was?"

"Naja es geht aber ist nicht so schlimm."

"Weißt du wir treffen uns heute Abend alle bei Leo, willst du auch kommen?"

"Ja klar, aber ich bleib noch ne Weile hier."

"Jap wir sehen uns dann später."

Piper sprang auf und warf mir noch eine Kusshand zu bevor sie um eine Ecke bog.
Ich musste schmunzel.
Ich hatte nicht viel aber irgendwie auch alles.
Aus dem Augenwinkel sah ich wie eine Mutter mit ihrem Kind stehen blieb und eine Weile meiner Musik lauschte.
Kurz darauf kam das Kind angerannt und warf einen Schein in die Dose.
Ich schenkte der Mutter einen Dankbaren Blick.
Ich liebte es wenn die Leute sich einen kurzen Moment Zeit nahmen und mir zu zuhören.
Der Regen hatte aufgehört und ich zog den Geruch des nassen Asphalts ein.
Mein Blick wanderte zu der Dose.
Der Inhalt war abnehmbar, nicht viel aber dem Wetter entsprechend gut.
Mühsam rappelte ich mich vom Boden auf und klemmte mir meine Gitarre behutsam unter den Arm.
Der Weg zum verlassenen Apartment kannte ich in und auswendig.
Die lange Straße entlang, links in die dunkle Gasse einbiegen und dann nur noch ein paar Meter geradeaus.
Schon von außen konnte ich den Geruch von Hazels Bohneneintopf riechen.

"Hey."

Vorsichtig lehnte ich die Gitarre an eine morschen Wand und lief in den Raum welchen ich liebevoll "Küche" nannte.
Hazel saß auf dem Boden und rührte in dem Topf der auf einer improvisierten Herdplatte stand.
Sie schaute auf und lächelte.

"Hey."

Ich konnte anhand ihrer Stimme und ihrem Gesichts Ausdruck sehen, dass sie erschöpft war.
Ich kniete mich neben sie und schnupperte in den Topf.

"Alles gut?"

Sie verzog ihr Gesicht kein bisschen.

"Hey komm schon du kannst mir sagen wenn was nicht stimmt."

Vorsichtig lehnte sie den Kochlöffel and den Rand des Topfes und wandte sich mir zu.

"Die Polizei macht wieder ihre Runden, Liv und Ted wurden heute erwischt."

"Was? Wo sind sie jetzt."

"Weiß nicht Frank hat es mir erzählt."

"Hey.."

Ich nahm sie in meinen Arm und streichelte vorsichtig über ihre braunen Locken.

"Mach dir keine Sorgen sie werden uns schon nicht finden."

Sie schluchzte in meinen Arm und ich merkte wie meine Pulloverärmel langsam nass wurde.

"Aber wenn...schluchz...wenn sie uns hier finden...und uns rausschmeißen haben wir nichts mehr."

Vorsichtig hob ich ihren Kopf an und schaute in ihre Hundeaugen.

"Sie werden uns ganz einfach nicht finden und jetzt mach dir keinen Kopf."

Ich konnte ihr ansehen, dass sie nicht überzeugt war trotzdem versuchte ich die Unsicherheit zu überspielen.

"Wir wurden eingeladen."

Überrascht schaute sie mich an.

"Von wem denn."

"Leo."

Ich konnte sehen wie Hazels Mundwinkel zuckten.

"Wann?"

"Heute Abend."

Ihre Mundwinkel gaben nach und sie lächelte.

"Weißt du Nico ich lag falsch, wenn wir hier rausgeschmissen werden verlieren wir nicht alles, wir haben immer noch unsere Freunde."

Sweet Sing Sixteen ||Solangelo HdOWhere stories live. Discover now