Prolog

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Zu irgendeiner Zeit, Hölle
Blut schwappte über meine Füße, als ich den Weg vor meinem Palast entlang ging. Die Leichen von Engeln pflasterten meinen Weg. Murrend sah ich in den Himmel, wo sich gefallene Engel Kämpfe mir ihren ehemaligen Brüdern lieferten. Dabei zuckten immer wieder Blitze über den dunklen Himmel und erhellten ihn kurzzeitig. Der Geruch nach Eisen und das Klirren der Waffen beflügelten mich nur noch mehr, weshalb ich bereits losfliegen wollte. Aber stattdessen landete ein Engel vor mir und hielt mir das Ende seines Speers vor die Brust.

Bevor ich reagieren konnte lenkte uns beide ein animalischer Schrei ab. Kurz darauf landete meine riesige Wyvern vor uns und biss den Engel in zwei. Blut spritzte herum und ich benutzte meine Schwingen, damit es nicht auch mich traf.
Die große Flugechse besaß, im Gegensatz zu ihrem Verwandten dem Drachen, nur zwei Beine, während sie ihre Flügel als Vorderbeine verwendete. Dieses Exemplar besaß außerdem vier Flügel, war gut sieben bis acht Meter hoch und besaß helle Schuppen.

Ich lächelte leicht und fuhr ihr mit meiner rechten Hand über die Schnauze. Sie wollte mit mir auf die Erde, ich spürte es. Doch ich schüttelte meinen Kopf und ließ kurz kleine Feuerkreise über ihre Schuppen wandern. "Geh in den Kerker und sieh nach den Wesen dort. Sollte es zu brenzlig werden befreie sie und bring sie nach draußen." wies ich sie über Gedanken an. Die Wyvern senkte ihren Kopf und sah mich aus ihren glänzenden Augen an. "Gebt auf euch acht Herr." ertönte ihre uralte Stimme in meinem Kopf. Nickend wandte ich mich ab und hörte noch wie sie sich in die Luft erhob.

Ich tat es ihr nach, drückte mich leicht vom Boden ab und flog über das Schlachtfeld, welches die gesamte Hölle darstellte. Unter mir brannten riesige Feuer, von Amon dem Herrn des Fegefeuers selbst gerufen. Direkt daneben vermischten sich Licht und Schatten und rissen die Engel in Stücke, als die Höllenfürsten Beelzebub und Belial ihre Kräfte entfesselten.
Regen und Sturm machten das Fliegen schwerer, in meiner Nähe wurden Engel von Eisspeeren durchbohrt. Das Werk eines weiteren Höllenfürsten, der Todsünde des Neids.

Als der Sturm zu schlimm wurde schloss ich meine Augen, rief die Schatten und verschwand in ihnen.
Kurz darauf tauchte ich auf der Erde wieder auf und landete elegant auf einem Feldweg im Wald.
Keine Sekunde später tauchte bereits der erste Engel vor mir auf, denn auch auf der Erde setzte sich der Krieg fort.
Ich hob meine rechte Hand, aus der sofort blaue Flammen schossen und meinen Gegner umhüllten.

Der Engel verbrannte binnen weniger Sekunden und es blieb nicht mehr übrig als die verkohlten Gebeine. Seinem Begleiter wich ich gekonnt aus, und rammte ihm die Klinge meines Messers in den Nacken, genau zwischen die Wirbel. Kurz glomm der schwarze Stahl auf, dann fiel mein Gegner tot um. Ein Blick auf das Geschehen hinter mir verriet mir, dass die Dämonen die restlichen Engel gut im Griff hatten, weshalb ich mich meinem eigentlichen Ziel widmete.

Mühelos erhob ich mich mit meinen dunklen Schwingen, die sich kaum vom Nachthimmel abhoben, in die Luft. Meine kurzen schwarzen Haare wurden mir vom Wind leicht ins Gesicht geweht, doch es störte mich nicht. Zufrieden genoss ich das Gefühl, wie der Wind durch mein Gefieder strich und grinste.
Kurz darauf landete ich und nutzte die Wucht, um einen Engel mit der bloßen Klaue den Kopf zu zerdrücken. Mit einem elegantem Sprung versuchte ich, der Gehirnmasse und dem Blut auszuweichen. Dabei versuchte der nächste Feind mich mit seinem Kurzschwert zu erwischen, doch meine schwere Rüstung stoppte seinen Angriff. Schnell drehte ich mich herum und packte seinen Schwertarm. "Glaubst du tatsächlich, den Bändiger aller Höllenwesen einfach so von hinten angreifen zu können." knurrte ich mit meiner tiefen Stimme abschätzend und bekam als Antwort nur einen Schrei, als ich seinen Arm brach.

Ohne ihn weiter zu beachten, ging ich weiter und spürte kurz darauf die himmlische Präsenz, die einen Schauer durch meine Körper jagte. Meine Muskeln verweigerten langsam ihre Arbeit und alles in mir sträubte sich noch einen weiteren Schritt zu gehen. Ich blieb gezwungen stehen, schloss meine Augen und lauschte auf die Umgebung. Hinter mir herrschte Krieg, Engel und Dämonen lieferten sich blutige Kämpfe, die in der Hölle noch viel schlimmer waren. Vor mir befand sich die heilige Stadt, die letzte Bastion der Engel auf der Erde, bevor wir sie auch hier vernichtend schlagen würden. Sie hatten von Anfang an nicht den Hauch einer Chance gehabt und nun würde ich es zu Ende bringen. Ich war der stärkste Dämon der Hölle und würde hier und jetzt in die Geschichte eingehen, als der, der die Engel von der Erde vertrieb.

Die Stadt wurde von einem Schutzschild umgeben, gegen den ich mich jetzt stellte. Ich hob meine beiden Hände und Flammen begannen sich zu meinen Füßen zu sammeln. Der Feuerkreis wurde schnell größer, während ich immer mehr Kraft sammelte. Als diese ihr Maximum erreichte, entfesselte ich sie in einem gigantischen Strahl. Die Macht von Schatten und Dunkelheit trafen auf den Schild und wurden zurückgeworfen. Doch ich ließ nicht nach und bündelte die Kraft noch mehr. Meine gesamte Energie floss hinein, zog sich regelrecht aus meinem Körper, auch wenn sie sich etwas weigerte. Ein donnerndes Knacken schallte durch die Luft und ich musste grinsen. Blaue Flammen begannen sich um die Schattensäule, welche aus meinen Händen kam, zu wickeln und trafen fauchend auf den Schild. Noch nie in meinem Leben hatte ich für etwas derart viel Kraft gebraucht, es fühlte sich an, wie als würde mir die Lebensenergie ausgesaugt werden.

Ein lautes Knirschen, gefolgt von einem hellen Leuchten, wallte über mich. Meine Kräfte brachen mit einem Mal ab und ich fiel auf meine Knie. Hinter mir ertönte lautes Gejubel, als die Dämonen sahen, was ich geschafft hatte. In dem Schutzschild der Stadt klaffte nun ein gut vier Meter großes Loch, dass allen Dämonen Einlass gewährte.
Grinsend stellte ich mich schwankend hin, als plötzlich jemand vor mir landete.
Michael sah mich aus seinen schwach blauen Augen wütend an und hob sein Breitschwert. Stolpernd konnte ich noch ausweichen. Das Zerstören des Schilds hatte seinen Preis gefordert, ich könnte so niemals gegen den Erzengel kämpfen. Kein anderer Dämon griff ihn an. Logisch, es hätte nicht nur an meinem Stolz gekratzt, sondern sie wären auch sofort gestorben.
Ich hob meine Hand und beschwor mein eigenes Langschwert aus schwarzem Stahl. Doch lange konnte ich die immer fortwährenden Angriffe nicht parieren, meine Kraft reichte einfach nicht mehr aus. Und dennoch wird er heute nicht auf seine Kosten kommen.
Wütend sprang ich zurück, wurde jedoch von Ketten aus Licht umschlungen. "Wie schön, dass du dich so geschwächt hast, eine besondere Herausforderung warst du ja nicht mehr." spottete der Erzengel. Ich grinste und spuckte Blut auf dem Boden, welches aufgrund einer Wunde aus meinem Mund floss. "Versuch doch mich zu töten, mal sehen ob es dir gelingt." lachte ich nur und erntete dafür kurz einen irritierten Blick, bevor er wieder sein Schwert hob. Es gab keinen Ausweg mehr, ich konnte nicht entkommen. Die Spitze des Schwertes kam immer näher, dennoch grinste ich dem Engel überheblich ins Gesicht. Ich werde ihn töten, genau wie seine Brüder. Ich werde der Dämon sein, von dem sie einst sagen werden, er hat den Himmel vernichtet.

Diese Gedanken rasten mir durch den Kopf, als die glühende Klinge mein Herz durchbohrte und ich vor Schmerzen aufschrie. Doch das alles zählte nicht, war nicht wichtig. Denn niemand kann mich töten, ich bin unsterblich und werde meine Rache bekommen, früher oder später!

Und in diesem Moment entstand mein Plan, dessen Erfüllung alles bedeuten würde.

Mein Name ist MorgensternWo Geschichten leben. Entdecke jetzt