Krankenpflege

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Mit zwei Tassen Tee komme ich in das Wohnzimmer geschlendert, in dem Lukas immer noch wie vorhin auf dem Sofa sitzt. Nur mit dem Unterschied, dass er jetzt die Augen geschlossen und den Kopf in den Nacken gelegt hat. Vorsichtig setze ich die beiden Tassen auf dem niedrigen Tischchen in der Mitte des Raumes ab. Direkt darauf mache ich mich wieder auf den Weg in die Küche um die Tiefkühlpizza aus dem Backofen zu ziehen. Beide Pizzen lege ich auf zwei verschiedenen Tellern ab und nehme beide mit in den Raum nebenan. Auch nachdem ich beide Teller lautstark auf dem Holztisch abgestellt und mich neben Lukas auf das Sofa gesetzt habe, sind seine Augen noch geschlossen. Anscheinend ist er wieder eingeschlafen. Aber mit dem Essen darauf zu warten, dass er wieder aufwacht ist mir auch zu blöd. Denn erstens habe ich einen riesen Hunger und zweitens wird die Pizza kalt. Also entschließe ich mich ihn zu wecken. Einen Moment denke ich über eine geeignete Methode nach. Letztendlich setze ich mich wieder auf seinen Schoß und im nächsten Moment liegen meine Lippen auf seinen. Amüsiert schaue ich in seine, vom Schreck aufgerissenen Augen, bevor ich meine wieder schließe und den Kuss weiterführe. Auch Lukas fängt langsam an den Kuss zu erwidern und streicht mit seinen Händen locker immer wieder über meinen Rücken, was eine Gänsehaut an meinen Armen verursacht, während ich meine Hände in seinen braunen Haaren vergrabe und leicht daran ziehe, je intensiver der Kuss wird.
Doch viel zu schnell löst sich Lukas etwas schwer atmend aus dem Kuss und sieht mir tief in die Augen.

"Du solltest lieber von mir runter gehen", flüstert er und ich spüre sein rasendes Herz an meiner Handfläche, die ich mittlerweile auf seinem Brustkorb abgelegt habe.

"Wieso?", frage ich grinsend, ohne mich auch nur ein Stück zu bewegen.

"Einfach so", sagt er leise und wird etwas rot. Wie süß.

"Wieso?", wiederhole ich meine Frage nochmal, um ihn ein bisschen zu necken. Natürlich kann ich mir ganz genau denken, was der Grund für seine Bitte ist. Aber um ihn einfach in Ruhe zu lassen, finde ich seine Schüchternheit doch sehr amüsant und vorallem süß.

"Das Essen wird kalt", sagt er schnell, nach einem Blick auf die Pizza vor uns. Um ihn nicht weiter zu quälen, lasse ich mich wieder neben ihn fallen, was er mit einem erleichterten Ausatmen quittiert. Das wiederum bringt mich noch mehr zum grinsen.

Ohne viele Worte verdrücken wir jeder die komplette Pizza. Erst jetzt bemerke ich so richtig wie viel Hunger ich eigentlich hatte.

Mit vollem Magen lehne ich meinen Rücken wieder an die Rückenlehne des Sofas und schließe für einen kurzen Moment die Augen, bis Lukas nach meiner Hand greift und unsere Finger verschränkt. Sofort schaue ich lächelnd auf unsere Hände und bemerke zum ersten Mal so wirklich wie kurz meine Finger im Gegensatz zu denen von Lukas sind.
Als ich dann wieder hoch schaue, bemerke ich, dass Lukas mich die ganze Zeit über, mit einem dümmlichen Grinsen, anstarrt. Dass ich ihn bei seiner Starrerei erwischt habe, bemerkt er überhaupt nicht. Erst als er niesen muss, löst er den Blick von mir und dreht sich so schnell er kann in die andere Richtung. Aber anstatt nur einmal zu niesen bekommt er einen regelrechten Niesanfall, so dass er bestimmt sieben mal hintereinander niest. Bei jedem Mal zuckt er zusammen, was allerdings ziemlich lustig bei ihm aussieht, so, dass ich ein bisschen kichern muss. Als Lukas sich dann endlich wieder beruhigt hat, zieht er ein Taschentuch aus seiner Jogginghose und putzt sich wieder die Nase.

"Ich hätte Lust auf nen Film", spreche ich einfach meine Gedanken aus und schaue Lukas erwartungsvoll an.

"Dann sollten wir den Wunsch dieser wunderschönen jungen Dame mal in Erfüllung gehen lassen", sagt er ernst und sofort muss ich ein bisschen über seine Art sich auszudrücken schmunzeln. "Und welchen Film würde das Fräulein bevorzugen?", fährt er in der gleichen Tonlage fort. Ich weiß zwar, dass Lukas sich nur aus Spaß so ausdrückt, allerdings kenne ich keinen anderen 16 jährigen Jungen, der auch nur auf so eine Idee kommen würde. Lukas ist wirklich ein besonderer Mensch und ich könnte mir schon jetzt kein Leben ohne ihn mehr vorstellen. Wir kennen uns zwar erst seit ein paar Wochen, trotzdem ist er mir so sehr ans Herz gewachsen.

"Was hat der werte Herr denn zur Auswahl?", versuche ich das Spielchen mit zu spielen.
Grinsend steht er auf und stellt sich neben einen großen Schrank aus hellem Holz. Mit einer Verbeugung öffnet er die hölzerne Tür und gewährt mir so freie Sicht auf die DVDs. Viele sind es nicht, hauptsächlich stehen in dem Schrank CDs, Schallplatten uns allerhand Krimskrams. Um einen genaueren Blick auf die Auswahl werfen zu können, stehe auch ich auf und bewege mich ein paar Schritte auf den Schrank zu. Mein Blick gleitet über die Titel der Filme, bis er an einem etwas älteren Film hängen bleibt, den ich ewig nicht mehr gesehen habe. Die Hülle mit der Aufschrift 'Täglich grüßt das Murmeltier' ziehe ich sofort heraus und halte sie Lukas entgegen. Wie oft ich diesen Film schon gesehen habe, kann ich garnicht mehr sagen, trotzdem schaue ich ihn mir immer wieder gerne an.

"Gute Wahl", schmunzelt mein Freund und holt die DVD aus der Hülle. Während er sie einlegt und nach der Fernbedienung sucht, lasse ich mich wieder auf dem Sofa nieder und mache es mir bequem. Nachdem Lukas die Fernbedienung dann endlich in der Küche gefunden hat, ich frage mich wirklich wie sie dort hin gekommen ist, setzt er sich wieder neben mich und schaltet den Film ein. Während des Vorspanns, putzt er sich noch einmal die Nase und legt kurz darauf einen Arm um mich. Sofort rutsche ich ein Stückchen runter, um meinen Kopf auf seiner Brust abzulegen und einen Arm um seinen Bauch zu schlingen.

Nach etwa einer viertel Stunde, in der ich krampfhaft versucht habe meinen Blick auf den Fernseher gerichtet zu lassen, schaue ich dann doch mal kurz hoch zu Lukas. Doch dieser bemerkt weder meinen Blick auf sich, noch achtet er auf den Film. Stattdessen blickt er konzentriert aus dem Fenster. Sein Kiefer ist angespannt und er scheint in Gedanken versunken zu sein. Irgendwie wirkt dieser Blick recht bedrohlich auf mich. Also richte ich mich ein Stück auf und ziehe so die Aufmerksamkeit von Lukas auf mich. Den Film pausiere ich mit der Fernbedienung die neben mir liegt, was Lukas etwas stutzig macht.

"Woran denkst du?", frage ich fordernd aber auch gleichzeitig etwas besorgt. Es muss einfach etwas sein, wenn er so böse drein schaut. Oder hat er traurig geschaut? Ich weiß es wirklich nicht.

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So meine Freunde, ich hab mir überlegt, die ganze Sache mal ein bisschen spannender enden zu lassen, keine Angst ich meine nicht die Geschichte sondern das Kapitel.
Schreibt mir mal bitte eure Meinung in die Kommentare:)

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