Kapitel 28

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*Emilia's Sicht*

Viel zu früh klingelte der Wecker, den Franco auf Sieben Uhr gestellt hatte. Mit einem schmerzhaften Pochen im Schädel setzte ich mich auf und versuchte die aufsteigende Übelkeit zu unterdrücken, welche sich bei dem Gedanken an das anstehende Gespräch meldete. Mühsam schaltete ich den Alarm ab und stand vom Sofa auf. Franco schlief noch tief und fest, und ich beschoss, ihn vorerst in diesem Zustand zu lassen. Ich brachte es einfach nicht übers Herz, ihn zu wecken. Leise verließ ich das Wohnzimmer. In der Küche kochte ich mir einen Pfefferminztee und versuchte damit meine Nerven zu beruhigen. Letzte Nacht war ich immer wieder aufgewacht, hochgeschreckt aus altbekannten Alpträumen. Erinnerungsfetzen, die ich gewöhnlicher Weise unterdrücken konnte, drangen an die Oberfläche meines Bewusstseins. 

Gerade nahm ich mit zittrigen Fingern einen Schluck aus der Tasse, als Franco die Küche betrat. ,,Hey." Murmelte er mit unbehaglicher Miene. ,,Wie fühlst du dich?" ,,Gut" antwortete ich und zwang mich zu einem Lächeln. Doch Franco ließ sich nicht täuschen, sondern sah mich abwartend an. ,,Nicht gut." flüsterte ich heiser und konnte die Tränen nicht mehr unterdrücken.. Sofort war Franco bei mir und nahm mich in den Arm, während ich mich an ihm festkrallte, als hinge mein Leben davon ab. Etliche Minuten vergingen, bevor ich mich wieder beruhigen konnte. Langsam löste ich mich von Franco. ,,Tut mir Leid." schniefte ich verlegen. ,,Nicht doch. Meinst du, du schaffst das Heute?" ,,Ich muss."

Viel zu schnell verging die Fahrt zur Polizeiwache. Immer wieder spürte ich, wie Franco mir immer wieder einen Blick zu warf. Ich wusste, dass er besorgt war, doch etwas sagen tat er nicht. Was sollte Franco denn auch schon großartig sagen? Ich musste die Zähne zusammen beißen und das Erlebte aufs Neue erzählen. In allen Einzelheiten. Ich wollte mein Leben zurück. Und das war meine Chance es mir wieder zu holen. 

Paul begrüßte uns augenblicklich nachdem wir das Polizeipräsidium betreten hatten und führte uns in einen der Konferenzräume. ,,Nehmt schon mal Platz, der Staatsanwalt wird auch gleich da sein." sagte er und verließ den Raum. Ich konnte ihm ansehen, dass Ich Paul Leid tat, doch er versuchte es zu überspielen. Nachdem Franco und ich uns hingesetzt hatten, legte er seine Hand auf dem Tisch über meine. Seine körperliche Nähe spendete mir Trost und Wärme. 

Als sich die Tür wenige Minuten später öffnete, begann ich unwillkürlich zu schaudern. Ein großer, schlanker Mann mit grauem, schütterem Haar und freundlich aussehendem Gesicht betrat den Raum. 

,,Guten Tag, mein Name ist Richard Schulz, der zuständige Staatsanwalt."  Stellte er sich vor und gab Franco und mir die Hand. Anschließend nahm er uns gegenüber Platz. 

Nach einer guten Dreiviertelstunde hatten wir das Gespräch beendet und verließen das Polizeipräsidium. Das starke Herzklopfen, welches ich die ganze Zeit über verspürt hatte, ebbte langsam ab. Herr Schulz war sehr rücksichtsvoll mit mir gewesen, weshalb  es mir möglich gewesen war mich mit ihm zu unterhalten. Francos stille Anwesenheit hatte mir ebenfalls sehr geholfen. Die Ruhe, die er stets ausstrahlte, hatte mich vor einer Panikattacke bewahrt.

 ,,Wie fühlst du dich jetzt?" Fragte er als wir ins Auto stiegen. ,,Irgendwie... müde. Aber ich bin froh es hinter mir zu haben."  ,,Glaub ich dir. Leg dich gleich wenn wir zu Hause  am besten nochmal hin." meinte er hielt den Blick auf die Straße gerichtet. ,,Klingt gut. Was ist mit dir?" fragte ich Franco leise und betrachtete sein attraktives Gesicht von der Seite. Lächelnd warf er mir einen kurzen Blick zu. ,,Ich leiste dir Gesellschaft." murmelte er mit rauer Stimme, die mein Herz beflügelte.  

Zurück in seiner Wohnung ließ ich mich erschöpft aufs Sofa plumpsen. Ich fühlte mich emotional ausgelaugt. Franco schaffte es die meiste Zeit über, mich von dem Grund, wie und warum ich ihn kennengelernt  hatte abzulenken, weshalb sich das erneute Durchkauen meiner Vergangenheit wie ein Schlag ins Gesicht anfühlte.

,,Lucia schläft immer noch." informierte Franco mich und nahm neben mir Platz. Ohne darüber nachzudenken lehnte ich meinen Kopf an seine Schulter. Sanft massierten seine Finger meine Kopfhaut bis mir ein leichtes Seufzen entwich. ,,Na komm, leg dich hin und ruh dich ein bisschen aus." Murmelte er nach ein paar Minuten und löste sich von mir. Nachdem ich mich hingelegt hatte, breitete Franco die Decke über mir aus. Abwarten sah er mich an, bis ich die Decke anhob damit er sich neben mich legen konnte. Kurze Zeit später dämmerte ich auch schon weg. 

Als ich wieder aufwachte, war der Platz neben mir leer. Auf dem Wohnzimmertisch fand ich einen Zettel, auf dem Franco mir mitteilte, dass er zur Arbeit gefahren war. Da ich sonst weiter nichts mit mir anzufangen wusste, ging ich in die Küche und begann etwas zu kochen. Ich schnitt gerade das Gemüse, als Lucia aus dem Schlafzimmer getapst kam. ,,Hey." murmelte sie heiser und ließ sich auf einen Barhocker fallen. ,,Hey." erwiderte ich leise. ,,Wo ist mein Bruder?" ,,Er musste zur Arbeit." antwortete ich und begann die Kartoffeln zu schälen. ,,Super, dann bleibt mir die Standpauke ja erspart." ,,Das glaube ich nicht. Franco war letzte Nacht ziemlich sauer auf dich. Und er hat sich große Sorgen um dich gemacht." sagte ich stirnrunzelnd. ,,Ach, was weißt du schon. Er kann nie lange sauer auf mich sein. Schließlich bin ich seine Prinzessin." 

Ich unterdrückte den Drang, die Augen zu verdrehen und suchte im Hängeschrank nach ein paar Gewürzen. ,,Wir werden sehen."

Franco Fabiano FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt