Er murmelte irgendetwas und nahm dann einen schokoladen Donut. Zufrieden grinste ich. >>Na geht doch<< dann nahm auch ich mir einen blauen Donut und setzte mich auf eine blaue Bodenmatte. Etwas ratlos sah Josh mich an, doch dann setzte er sich ebenfalls zu mir. Wow wie höflich! Er hatte noch nichts von dem Donut angerührt. Auffordernd sah ich ihn an. Seufzend biss er in das Gebäck. Der Boxer schloss kurz die Augen. >>Na Schmeckt's? Es gibt doch nichts über einen schönen fettigen Donut, nicht wahr?<< Josh leckte sich über die Lippe und für einen kurzen Moment war ich wie gebannt auf diesen. Stopp! Keine Schwärmereien für deine Patienten, Lily! mahnte ich mich zur Ordnung. Ich räusperte mich kurz und zog dann meine Beine an. >>Das Ding ist die reinste Sünde<< murmelte er und biss noch einmal hinein. Lächelnd biss ich ebenfalls in meinen Donut. >>Aber total lecker<< >>Leider<< Schweigend aßen wir unsere Gebäckstücke und zu meinem Erstaunen nahm sich Josh noch einen rosanen Donut. Meine Augenbrauen huschten gen Haaransatz >>Das ist dann dein zweiter<< wies ich ihn daraufhin. Er zuckte mit den Achseln >>Wenn ich schon extra Sport machen muss, soll es sich auch lohnen<< >>Du meinst das wirklich ernst mit dem Zusatz Training?<< hakte ich erstaunt nach, denn eigentlich dachte ich das er es nur als Scherz meinte. >>Ja, ich habe hart dafür gearbeitet, wo ich heute bin und will mir das von nichts auf der Welt kaputt machen lassen. Aber du weißt wahrscheinlich nichts von harter Arbeit, sondern hattest ein schönes Leben bei deinen Eltern und hast dann in Harvard oder Oxford studiert stimmts?<<Ich verschluckte mich an einem Teigstück und hustete. Wenn er wüsste das ich weder auf Oxford noch auf Harvard oder sonst einer renommierten Universität war. >>Nein<< murmelte ich. Josh runzelte die Stirn. >>Ich war weder auf Oxford noch auf Harvard, ich weiß nicht auf welchen Universitäten deine vorherigen Psychologen waren, aber ich war es nicht. Ich wuchs schlicht in Manhattan auf und ging dort auf die Marymount Manhattan Universität<< Und danach ging alles steil bergab. Fügte ich in Gedanken hinzu. Josh blinzelte und sah auf seinen Donut. >>Da ist mehr oder?<< diese unvorhersehbare Frage brachte mich aus dem Konzept, doch ich ließ die aufkommende Panik nicht an mich ran. Er hatte nicht das Recht mich das zu fragen. Ich war schließlich seine Psychologin und musste mich um seine Probleme kümmern. Doch das war nicht das Problem, das Problem war, sah man mir meine Angst vor meiner Vergangenheit und damit auch meinen Exmann so sehr an?


>>Nein<< beeilte ich mich zu sagen. Misstrauisch musterte er mich, ich wurde rot. Ich hatte zu schnell gehandelt. >>Da ist wirklich nichts. Aber jetzt, wo du weißt wie ich aufgewachsen bin, was ist mit dir?<< lenkte ich das Gespräch auf weniger gefährliches Terrain, zumindest für mich. Sofort verspannte Joshs sich und legte den Donut auf die Matte. Hatten seine Probleme also etwas mit seiner Kindheit zu tun? >>Ich wuchs mit meinen Eltern und meinem älteren Bruder hier auf, wir gingen zur Schule und spielten unseren Eltern Streiche, sowie jede anderen Jungs in unserem Alter damals, also auch alles normal<< doch seine Stimme klang gepresst und das gesagte wirkte einstudiert. >>Du hast einen Bruder? Wie alt ist er?<< >>Zweiunddreißig<< nuschelte er. >>Also ist er fünf Jahre älter als du, unternehmt ihr regelmäßig etwas?<< Ein Schnauben. >>Das kann man so sagen<< Ich runzelte die Stirn. >>Was meinst du damit?<< Plötzlich riss er seinen Kopf zu mir und schrie >>Nichts! Ich habe schon viel zu viel gesagt, es geht dich nichts an! Schön das du so ein spießiges Leben bisher hattest! Du hast das hier mit diesen Kack Donuts alles geplant! Wolltest dir damit mein Vertrauen verdienen und Informationen aus mir herausholen um sie dann wieder und wieder durchzukauen, um mich dann als Gestörter darzustellen! Verschwinde hier! Ich muss arbeiten<< Mir fiel die Kinnlade hinunter. Das war ein so plötzlicher Stimmungsumschwung mit dem ich nicht gerechnet hatte. War das eine Vorstufe seiner Aggressionen? Josh sprang auf und seine Augen sprühten fast Funken vor Wut und auch an seiner Stirn konnte man die aufgestaute Wut erkennen. Mit seinem muskulösen Arm, den ich lieber nicht an meinem Körper spüren wollte, wenn er wütend war, zeigte er Richtung Ausgang. >>Verschwinde. Jetzt.<< Ich schluckte. >>D-du musst nicht so ausrasten, Josh. Ich erzähle niemanden etwas und werde dich auch niemals für Gestört halten<< >>ICH SAGTE DU SOLLTEST VERSCHWINDEN<< vor seinem lauten Gebrüll zuckte ich zusammen. Ich nickte und beeilte mich zu den Aufzügen zu kommen. Als ich in den Lift trat schlug ich mir gegen meine Stirn. Wie dumm war ich? Ich hatte ihn damit gerade den perfekten Beweis geliefert das ich vor ihm Angst oder zumindest großem Respekt hatte. Verdammt, ich durfte mich vor ihm nicht einschüchtern lassen, ich war seine Psychologin! Der Aufzug machte wie immer das Geräusch das er im gewünschten Stockwerk angekommen war, doch ich stieg nicht aus, sondern drückte wieder den Knopf in den Keller. Oh Nein, Josh Blane, du magst vielleicht ein weltberühmter unbezwingbarer Boxer sein, doch so einfach mache ich es dir nicht! Ich hatte Ash erlebt und überlebt, also werde ich dich auch noch überleben! Das hoffte ich zumindest, denn Josh war noch einmal eine ganz andere Nummer, in Sachen Stärke. Allerdings nicht in Aggressionen, zumindest teilweise.


Rehability-Stille Wasser sind tief Where stories live. Discover now