3. Kapitel

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Kapitel 3


Ich trommelte genervt auf dem Lenkrad herum, während ich mir einen Weg durch das tägliche Morgengetümmel von San Francisco bahnte. Wie sollte ich heute nur versuchen an Josh heran zu kommen? Ihn zu seiner Zukunft befragen und nach seinen Urlaubsplänen, um dann immer weiter in seine Vergangenheit zu stoßen? Das hatte schon öfter geklappt. Aber Josh würde meinen Plan sicher durchschauen, er hatte schon viele Psychologen gehabt. Ich gähnte. Zum Glück hatte ich heute nicht verschlafen, obwohl die Nacht nicht gerade erholsam war. Denn ich musste immer wieder an Josh denken. Wie er mich wütend, neugierig und erheitert ansah. Wie sein Körper sich bei Wut anspannte und sein Tattoo so noch mehr hervorkam. Okay, das reichte jetzt! Das hörte sich ja fast schon so an, als ob ich für ihn schwärmte und ich würde nie mit einem Patienten etwas anfangen! Erst recht nicht mit einem über Hundert Pfund Koloss, das regelmäßig Wutausbrüche hatte und es meine Aufgabe war ihn zu beruhigen. Ich hielt an einer roten Ampel an und sah aus dem Fenster. Da sah ich einen Donut Laden. Wieso nicht? Der Tag würde noch aufregend genug werden und ein wenig Zucker würde nicht schaden, dachte ich mir und fuhr nachdem die Ampel auf Grün geschalten hatte, auf den Parkplatz des Ladens.



>>Guten Morgen<< grüßte ich Josh mit einem Engelslächeln. Angestrengt und verschwitzt sah er von seinem Partner der Handschuhe vor seinem Gesicht gehalten hatte, auf die Josh vor wenigen Augenblicken noch malträtiert hatte, auf. >>Morgen<< grunzte er und widmete sich wieder den blauen Handschuhen. Verblüfft sah ich dabei zu, wie er genau und mit viel Kraftaufwand gegen die Handschuhe schlug. Sein rothaariger Partner ächzte und sah verängstigt aus. Ich wollte im Augenblick auch nicht in der Haut des Typens stecken. Wenn Josh nur einmal daneben schlug...
>>Ich hab Donuts mitgebracht<< begann ich von neuen. Und hob eine Schachtel mit allerlei Donuts hoch. Genervt sah Josh wieder zu mir. Dann wandte er sich an den rothaarigen. >>Du kannst Pause machen, Will<< er nickte und rannte fast davon. Josh grinste. Ich verdrehte die Augen. Eingebildeter Typ. Schweißgebadet zog er sich die schwarzen Handschuhe aus. >>Ich esse keine Donuts<< Nun lachte ich. >>Wieso? Weil Süßes glücklich macht?<< Ein kleines schmunzeln bildete sich auf seinen Lippen dann trat er auf mich zu. Und ich roch seinen Schweiß. Doch ansonsten sah er nicht angestrengt aus. Wenn er duschen gehen würde, würde man wahrscheinlich gar nicht merken, dass er gerade hunderte von Male auf irgendwelche Handschuhe geboxt hatte. Durch das Training traten seine Muskeln noch mehr hervor und da er wieder nur eine Jogginghose trug konnte ich wieder ungehindert auf seine nackte Brust sehen. Doch ich zwang mich in sein Gesicht zu sehen.


>>Nein, ich esse keine Donuts, weil ich bald einen Kampf habe<< Ich runzelte die Stirn. >>Und?<< Er seufzte und lief zu einer Wasserflasche. Er nahm einen Schluck dann antwortete er. >>Das fettige Zeug ist nicht gut für mich. Zu viel Zucker, Fett und sonstigem ungesunden Kram<< Nun lachte ich laut los. >>Wer bist du? Heidi Klum die sich in irgendwelche Hautengen Klamotten rein zwängen muss und nun Wochen lang auf leckeres Essen verzichten muss?<< Er hob seine Wasserflasche zu mir und spritzte mich mit Wasser voll. Ich quiekte, doch er sprach einfach weiter. >>Nein, ich bin kein Model. Aber in meinem Vertrag steht diese Klausel<< >>Du kannst anscheinend nicht gut verhandeln, bei so etwas hätte ich nie unterschrieben<< konterte ich. Josh zuckte mit den Achseln. >>Ich esse trotzdem kein Donut<< Genervt meinte ich >>Komm schon einen. Der wird dich nicht umbringen und auch nicht zu einem Ungeheuer Mutieren lassen<< Joshs Augen verengten sich. >>Das ist trotzdem zu viel. Da müsste ich extra Sport machen<< Ich biss mir auf die Lippe um ein Lachen zu unterdrücken. Er hörte sich lächerlich an. Um mich abzulenken öffnete ich die Donutbox und hielt sie ihm unter die Nase. >>Riechst du das? Den Duft von Schokoladen oder Zuckerüberzogenen Fettgebäck?<< Er warf einen Blick auf die schwarz, blau und rosa angemalten Gebäckstücke. Langsam wurde ich ungeduldig, denn ich hatte nicht vor alleine zu essen. Ich wollte endlich etwas aus Josh herausbekommen und wenn Liebe durch den Magen ging musste ich doch auch mehr vertrauen und Informationen so aus ihm herausbekommen oder? >>Jetzt sei nicht so, das ist nur ein kleiner Donut, es wird nie einer erfahren<< wieder sah er mich misstrauisch an. Dann lachte ich trotzdem los, denn seine zusammengekniffenen Augen und seine tiefen Falten auf seiner Stirn ließen ihn wie ein alter Mann der vor einer schwierigen Matheaufgabe saß, aussehen. >>Keine Angst, die sind nicht vergiftet. Nur falls du das vermutet hast, weil du uns Psychologen ja so hasst<<

Rehability-Stille Wasser sind tief Où les histoires vivent. Découvrez maintenant