9- Kapitel

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Heute ist Sonntag, das heißt morgen sind die zwei Wochen schon rum und Papa und Elena kommen wieder. Ich weiß nicht warum aber ich muss sagen das ich sie doch ganz schön vermisst habe. Allerdings fand ich das die zwei Wochen echt keine verschwendete Zeit waren. Ich hab mich wirklich gut mit Jonas verstanden. Generell weiß ich gar nicht warum ich am Anfang so gegen ihn war. Er hat Humor- und das echt nicht zu wenig!! :D Und überhaupt ist sein Charakter mehr als ok! Um nicht zu veregessen sein Aussehen :D. Nicht jeder kennt einen Jungen der so, naja doch schon echt hübsch ist- um es jetzt mal untertrieben darzustellen. :D

Ich stieg aus der Dusche, wickelte meine Haare in ein Handtuch und zog mir Jogginghose und Top an. Ein Blick in den Spiegel verriet mir das ich gestern mal wieder eindeutig zu lange mit Jonas gezockt hatte. Normalerweiser war ich eher nicht so der 'Gamer-typ' aber in den letzten Tagen habe ich anscheinend eine ganz neue Seite von mir entdeckt. Naja auf jeden Fall waren die dunkelblauen Schatten unter meinen Augen nicht zu übersehen, weshalb ich mich dazu entschloss mich etwas mit Schminke zuzukleistern. Nachdem dies erfolgreich erledigt war, ging ich in die Küche und machte Frühstücksbrei für Benny, kurz danach wurde dieser auch wach. Ich setzte ihn auf seine Krabbeldecke im Wohnzimmer und holte den Brei aus der Küche. Er war zwar nicht ganz damit einverstanden aber dennoch fing ich an ihn zu füttern. Letzendlich hatte er echt keine Lust mehr den Matschebrei in sich hinein löffeln zu lassen und so hob ich ihn aus seinem Hochstuhl und lies ihn im Wohnzimmer rumkrabbeln.

Ich räumte gerade den Tisch ab als sich zwei starke Arme um meine Taille legten und mich an sich zogen. Ich kicherte und warf meinen Kopf in den Nacken um der Person hinter mir in die Augen schauen zu können. "Ist was?", grinste ich. "Es ist schon kurz nach zwölf, deine Eltern müssten sich mittlerweile auf den Weg gemacht haben." Brummte die verschlafene Morgenstimme über mir. Die zwei Arme drehten mich jetzt um so das wir uns direkt ansahen. Für meinen Geschmack standen wir uns etwas zu nah, was ich etwas komisch fand, da ich Jonas mittlerweile als sozusagenen großen Bruder sah. Er lächelte total verschlafen auf mich runter und hatte die Augen noch nicht ganz geöffnet. Seine braunen Haare waren total verwuschelt und- jesus sah das süß aus!! *-* Bevor ich allerdings dahin schmolz und er mich vom Boden aufwischen musste, streckte ich ihm die halbvolle Schüssel mit Brei hin. "Hier, ist immerhin dein Job!", grinste ich und verschwand mit Benny in seinem Zimmer um ihn umzuziehen, während Jonas trotzig in die Küche schlurfte um den Abwasch zu machen.

Den ganzen Tag über alberte ich mit Benny rum währenddessen Jonas seine Sachen zusammen packte. Als Benny allmählich die Augen zu vielen brachte ich ihn ins Bett und hüpfte gut gelaunt in den Keller, doch als ich in das Gästezimmer sah und den traurigen Gesichtsausdruck von Jonas warnahm, verschwand meine gute Laune sofort. Er lag auf seinem Bett, die Arme hinter seinem Kopf verschränkt und die Stirn leicht in Falten gelegt. Er starrte nachdenklich und gleichzeitig auch bedrückt an die Decke. Sein fertig gepackter Koffer lag aufgeklappt auf dem Boden. Ich schob die Tür ein Stückchen weiter auf, so dass ich meinen Kopf ins Zimmer stecken konnte. "Ist was?", fragte ich leise und besorgt. Doch er schien es nicht bemerkt zu haben. Ich ging zu ihm und stellte mich vor sein Bett. "Hey, alles gut?", hauchte ich noch einmal und diesmal viel leiser und noch besorgter, dennoch neigte er den Kopf zu mir. In seinen Augen war nicht mehr dieses gewisse etwas, nein. Seine Augen, sowie der Rest von ihm wirkten eher traurig und bedrückt. Ich legte mich neben ihn auf die Matratze und drehte mich auf den Bauch um meinen Kopf auf meine Arme stützen zu können. Ich schaute ihm in die Augen wärenddessen er seinen Blick schon wieder starr auf die Zimmerdecke gerichtet hatte. Plötzlich viel mir etwas ein, was ich ihn schon andauernd fragen wollte, es aber immer wieder verdrängt hatte. "Wohnst du eigentlich auch hier in Stuttgart?" Nun wendete er seinen Blick endlich wieder von der Decke ab und sah stattdessen mich an. "Nein."

Das wars. Nichts weiter, außer das er wieder verträumt in irgendeine Ecke des Zimmers starrte. Ich seufzte, hatte ich irgendwas gemacht was ihn verärgert hat? Vielleicht das heute morgen, aber das wäre ziemlich naiv von ihm, was auch immer er erwartet hatte.

Ich drehte mich wieder auf den Rücken, seufzte erneut und legte meinen Kopf auf seiner Schulter ab. "Was auch immer ich falsch gemacht hab, es tut mir leid." Ich schloss die Augen denn aus irgendeinem unsinnigen Grund war ich traurig. Sehr traurig. "Nein schon ok", begann Jonas leise und mit einer brüchigen raun Stimme. "Es liegt nicht, also irgendwie schon, aber nicht wegen irgendwas... ich-", er stöhnte genervt auf. "Ich will einfach nicht glauben das es gestern das letzte mal war, das du mich beim zocken erledigt hast, das wir heute das letzte mal zusammen gekocht haben, das wir nie wieder zusammen lachen können, das wir uns morgen das letzte mal sehen und das ich dein Lächeln so sehr vermissen werde..." Ich kann mir gar nicht vorstellen wie rot ich in diesem Moment wurde. "Fuck!", schrie er. Ich zuckte zusammen, er setzte sich auf und stürmte aus dem Zimmer. Also in den letzten beiden Wochen haben wir zwar sehr viel Zeit zusammen verbracht und auch sehr viel gelacht, aber so- so keine Ahnung, so 'emotional?' habe ich ihn noch nicht erlebt. Er klang wirklich sehr traurig und ich denke das er mir das alles gar nicht preisgeben und erzählen wollte, sondern einen auf Badboy machen und sich eher als verschlossen darstellen. Ich glaube das er vor allem das mit dem Lächeln nicht sagen wollte, oder das er es gar ernst meinen könnte. Ich schüttelte den Kopf.

Gott Lynn wie kannst du auch nur eine Sekunde daran gedacht haben das er es ernst meinen könnte?!

Ich- ach ich weiß nicht. Es wäre eine so schöne Vorstellung....

Ich stand auf und ging wie vor den Kopf gestoßen die Treppe rauf. Was war nur mit ihm los? Und was hatte ich nur gemacht? Ich seufzte und suchte das Erdgeschoss nach Jonas ab.

Nichts.

Ich ließ mich auf einen Stuhl im Wohnzimmer sacken und sah aus dem Fenster. Meine Augen blitzten auf. Er saß auf dem alten Apfelbaum, den die Leute die vor uns in dem Haus gewohnt hatten, vor mehreren Jahrzehnten gepflanzt hatten. Komisch, er saß genau auf dem Ast, auf dem ich mich immer setzte wenn ich mal eine Pause machen wolte und das Gefühl hatte, mit allem abgeschlossen zu haben.

Ich trat raus in den Garten und kletterte zu ihm rauf auf den Ast. Er schien mich nicht bemerkt zu haben- oder eher, mich nicht bemerkt haben zu wollen. Ich setzte mich neben ihn und lies ebenfalls die Beine baumeln. Er schaute mit diesem wieder so leeren und lustlosen Blick irgendwo ganz weit in die Ferne. Ich tat es ihm gleich. Eben waren mir noch so viele Gedanken durch den Kopf gegangen doch jetzt konnte ich sie für einen kurzen Moment verdrängen und einfach mal von allem ablassen.

Who are You? [wird überarbeitet] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt