𝟹 • #𝚌𝚎𝚕𝚎𝚋𝚛𝚊𝚝𝚒𝚘𝚗

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Einen Abend, an dem sie sich nur darüber ausließen, wie hübsch ich aussehe und mich als Person, samt den Dingen, die ihnen nicht gefielen, einfach mal vergaßen. »Nein, das gefällt mir nicht.«

In meinen Träumen fiel das Kleid pompös zu den Seiten ab. Für mich traf durchaus zu: Je mehr Tüll, desto besser. Dieses Kleid lag so eng an mir wie ein Bleistiftrock. Meine Bedenken waren demach berechtigt. Dass die Verkäuferin jetzt tadelnd die Lippen öffnete, gefiel mir überhaupt nicht. »Aber, aber. Dieses Kleid ist von einer spitzen Qualität, höchstwahrscheinlich sogar über deiner Preisklasse.«

Wow, oh, wow. Griff sie mich gerade tatsächlich an? Wütend schuffelte ich den Saum des Kleides nach oben, doch ohne den Reißverschluss hinten zu öffnen, ließ es sich nicht ausziehen.

»Dann also noch ein Grund, warum ich es nicht nehmen werde.« Die Worte spuckte ich ihr beinahe vor die Füße.

»Etwas Besseres wirst du nicht finden.«

Also, unerhört! Ich war hier Kunde. Das brauchte ich mir nicht gefallen zu lassen! Zumal ich vermutlich in jedem verfluchten Laden ein hübscheres Kleid finden würde.

Ich ließ den Stoff wieder fallen und drehte mich mit dem Rücken zur Verkäuferin. »Machen Sie bitte das Kleid auf.« Ich versuchte so beherrscht wie möglich zu klingen, auch wenn es in meinem Inneren kochte.

»Ich hätte es schon noch gerne gesehen, Abs«, meinte Trish von draußen. Scheinbar hatte sie jedes Wort belauscht.

»Wir gucken wo anders!« Möglicherweise etwas unhöflich, aber das hatte die Verkäuferin jetzt davon. Den Reißschluss meines Kleides öffnete sie nur sehr zögerlich. Wartete sie tatsächlich noch darauf, dass ich es mir anders überlegte? Ich stieg aus dem Kleid und drückte es der Verkäuferin energisch in die Hand. Sichtlich genervt verließ sie meine Umkleide.

Während ich mir meine alten Sachen anlegte, philosophierte ich, ob das möglicherweise der erste Arbeitstag für sie war, so unprofessionell wie sich die Verkäuferin verhielt. Ganz sicher war das ihre Schuld und nicht meine.

Völlig in Gedanken versunken bekam ich fast nicht mit, wie Trish von draußen fragte: »Darf ich dich um einen Gefallen bitten?«

Ich hielt in der Bewegung inne. Was könnte Trish nur von mir wollen? Ich griff nach meinem schwarzen Alice-im-Wunderland-Pullover mit der Neonschrift.

»Welchen denn?« Unter den Flusen meines Pullovers klang meine Stimme etwas erstickt.

»Würde es dir etwas ausmachen mit Casey auf den Ball zu gehen? Immerhin ist das sein Abschlussjahr und er braucht ein Date.«

Überrascht zog ich den Vorhang beiseite. »Mit Casey? Trish, du weißt doch, wie wichtig mir dieser Ball ist. Dort plane ich, endlich meinen Mr. Perfect anzutreffen.«

Ich schnappte mir schnell noch meine Jacke und dann zog ich Trish mit mir in den nächsten Laden.

»Warum sollte er sich bis dahin gemeldet haben, wenn das vorher auch nicht der Fall war? Ich wäre ja mit ihm hingegangen, nur findet er es peinlich, dort mit seiner Schwester aufzukreuzen. Und wer kann ihm das verübeln?«

Casey gehörte unserem Club-der-Singles an. Den gab es natürlich nicht wirklich. Aber so wie Trish und ich, schien auch er kein Glück in der Liebe zu haben.

»Ich werde dann vermutlich mit Fred hingehen«, erklärte Trish.

»Was? Fred hat doch sicher schon jemanden. Da kannst du mir doch nichts erzählen.«

Trish grinste. »Sein neuer Freund hat wohl Probleme damit, sich zu outen. Deshalb halten sie die Beziehung vorerst geheim.«

Ich öffnete die Ladentür und sofort wehte mir eine frische Brise Freiheit um die Nase. Mann, tat es gut, diesen unkompetenten Laden samt seinem Personal endlich hinter sich zu lassen. Fast vergaß ich dabei, mir meine Jacke überzuziehen. Erst die Kälte, die die Härchen auf meinen Armen aufstellen ließ, erinnerte mich daran.

Dear Mr. PerfectWo Geschichten leben. Entdecke jetzt