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Die Mongolei war ein schon ziemlich merkwürdiger Ort, musste ich zugegeben. Hier war alles ziemlich kaffig, wenn man das so bezeichnen konnte. Es gab sehr, sehr viel Natur und Tiere, so weit das Auge reichte. Thomas und ich hatten uns dennoch entschlossen, dass wir bei einer Familie wohnen würden, die hier ihr Leben lebten und für alles, was sie hatten, hart selbst arbeiteten. Dafür, dass wir bei ihnen wohnen durften, mussten wir ihnen bei ihrer Arbeit unter die Arme greifen, was wir natürlich selbstverständlich machten, dafür, dass sie so gastfreundlich waren. Die Familie hatte bisher zwei Kinder, einen etwa fünfjährigen Jungen und ein zweijähriges Mädchen. Die beiden Eltern konnten nur gebrochen Englisch sprechen, aber sehr zu meinem Erstaunen, war das gar nicht so schlimm. Das Wichtigste konnten wir dennoch besprechen und da sie so nett waren, hatten wir auch keinerlei Probleme, über die wir uns beschweren mussten. Das Leben hier war wirklich friedlich und schön und ich genoss es, mal für ein paar Tage so zu leben, doch auf Dauer würde das nichts für mich sein, auf keinen Fall und für Thomas auch nicht. Ich vermisste Kaya und Dylan jetzt schon total, obwohl wir erst gestern hier angekommen waren. Es würde nach der Mongolei noch nach Wien gehen und dann war unsere Weltreise auch schon zu Ende.

Bei diesem Gedanken wurde ich einfach sehr traurig, da dies einfach die beste Zeit meines Lebens gewesen war, ich hatte mich etliche Male wieder in Thomas verliebt, jedes mal aufs Neue und hatte einfach jeden Tag genossen. In London würden unsere Freunde auf und warten und wir alle würden eine riesige Party feiern, auf die ich mich schon total freute, denn ich vermisste sie alle dermaßen. Dieses Gefühl der Zufriedenheit, wenn wir alle beisammen waren und scherzten, vermisste ich einfach so sehr, sie waren mir nämlich alle so sehr ans Herz gewachsen, ich hatte sie so lieb, das konnte ich gar nicht in Worten ausdrücken. Ich freute mich auch schon so sehr auf die Zeit, wenn wir alle wieder am Set sein würden, dieses mal für The Death Cure und wir alle zusammen diesem perfekten neuen Film herstellen würden. Wir waren wirklich schon so etwas wie eine kleine Familie.

Ich wurde gerade von der Mutter beauftragt, die Kühe zu melken, während Thomas die Ziegen gerade behütete, sie auf einen neuen Fleck Gras führte, wo sie mehr zum Fressen hatten. Als ich aus der Hütte, die das Heim der Familie war, trat, warf ich ihm einen schmachtenden Blick zu und lehnte mich einfach an den nächstbesten Karton. Es würde sicherlich noch eine Minute Zeit haben, bis ich meiner Aufgabe nachgehen könnte, eine Minute, in der ich mich nur seiner Perfektion hingeben würde. Okay, ich musste ehrlich sein, dass ich einfach immer an ihn dachte, tagsüber dachte ich an ihn und nachts träumte ich von ihm. Dennoch musste ich mir diese Minute jetzt gönnen.

Thomas strich sich mit seiner Hand erst durch sein Haar und dann über die Lippe, danach streichelte er ein kleines Zicklein, das sich an ihn gedrückt hatte. Es sah einfach nur zuckersüß aus, sodass mir wieder ganz leicht ums Herz wurde. Ich konnte die kleine Ziege vollkommen verstehen, warum sie sich an Thomas drückte, denn wie konnte man das denn auch nicht wollen? Selbst, wenn wir mal alte Menschen wären, die mit Gebissen und Gehstöcken zu tun hätten, würde sich nichts ändern zwischen uns, zumindest von meiner Seite aus nicht. Ich würde ihn immer lieben, meine Liebe zu ihm wurde immer stärker und ich wollte mein ganzes, langes Leben mit ihm an meiner Seite verbringen. Natürlich hoffte ich sehr, dass er das auch so sah und immer bei mir sein wollte, denn ohne ihn wüsste ich nicht, was ich machen sollte.

"Beobachtest du mich schon lange, Chloe? Bist nunmal du diejenige, die auf ein Tier eifersüchtig ist. Dieses kleine Zicklein ist aber nun einmal so zuckersüß." Er ging in die Hocke und nahm das kleine Zicklein auf den Arm, welches ihn sanft an der Wange ableckte. Er lachte kurz und ich stimmte ein. Er war der Experte im 'Eifersüchtig auf ein Tier sein' in Kanada hatte er das bestens gezeigt.

"Ich habe euch nur beobachtet. Ich liebe es, dir zuzusehen, wie du einfach in Gedanken versunken bist und an nichts denkst, dein Leben einfach lebst." Ich trat nun von der Hütte weg und auf ihn zu. Die Kühe konnten noch eine Weile warten, ich war mir sicher, dass sie es überleben würden, doch ich musste jetzt einfach zu meinen Thomas.

Als ich mich vor ihn gestellt hatte, spürte ich, wie das Zicklein auch anfing, an meiner Wange zu lecken und ich dann rot wurde und Thomas ansah. "Es mag dich", lachte er, während sich wieder diese süßen Grübchen um seinen Mundwinkel bildeten, bei denen mein Herz immer schneller schlug. Ich sah ihn frech an. "Jeder mag mich!", gab ich keck zurück und gab ihm einen leichten Klaps auf die Brust.

"Hmm, ich wäre mir da nicht so ganz sicher. Ich meine, das Kleine hier scheint dich zu mögen, aber wer sagt, dass ich dich auch mag?" Er sah mich fragend an. Gespielt beleidigt verschränkte ich die Arme vor der Brust und senkte meinen Blick, wie ein trotziges Kind. Dann kehrte ich ihm den Rücken zu und lief ein paar Meter von ihm weg.

Ich blieb stehen, während ich versuchte, nicht anzufangen, zu lachen. Es war einfach so sinnlos, dass wir uns immer kabbelten, doch das gehörte einfach dazu, ohne das wäre das Leben einfach ein ganzes Stück öder.

Aud einmal lief die kleine Ziege an meine Beine und mähte vor sich hin. Als ich dann einen kleinen Windzug hinter mir spürte, wusste ich, was gleich geschehen würde. Die kleine Ziege hatte Thomas verraten. Und wie ich es mir schon gedacht hatte, legten sich in der nächsten Sekunde zwei Arme um meine Hüfte und meinen Bauch und hoben mich nach oben, sodass ich belustigt aufquiekte.

"Ich habe recht, Chloe, ich habe dich nicht angelogen. Ich mag dich auch nicht, ich liebe dich. Das ist ein gewaltiger Unterschied. Meine Liebe ist so groß." Ich wand mich aus seinem Griff und wandte mich ihm zu. Mein Atem ging stockend, auf Grund seiner Worte und seiner Perfektion.

"Na los, küss mich du Idiot", murmelte ich und genoss die Schmetterlinge in meinem Bauch, als ich meine Hände in seinen Nacken legte. "Chloe, die Kühe!", rief nun die Mutter aus der Hütte hinaus und streckte den Kopf ins Freie. Als sie Thomas und mich erblickte, lächelte sie und verschwand einfach wieder in der Hütte. Sie war einfach nett, dass sie mir meine Zeit mit Thomas ließ. Und nun tat Thomas auch das, was ich ihm gesagt hatte. Er küsste mich sanft. Und ich erwiderte. Alles war einfach perfekt.

Vienna Girl [Thomas Sangster FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt